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KolumneWarum die größte Spende aller Zeiten nur den Reichen hilft

US-Milliardär Michael Dell hat eine Rekord-Einzelspende von 6,25 Milliarden Dollar angekündigt. Leider hat die Aktion einige Probleme. Und das liegt nicht nur an Trump.Felix Oldenburg 12.12.2025 - 11:07 Uhr Artikel anhören
Felix Oldenburg, Milliardär Dell: Es wäre schön, die Idee des Milliardärs als Impuls für die deutschen Debatten zu nutzen, schreibt unser Kolumnist. Foto: Viktor Strasse, Getty Images

Stellen Sie sich vor: Jedes Kind erhält bei der Geburt eine Summe Geld vom Staat, die langfristig in Aktien investiert wird. So soll für mehr Gerechtigkeit bei Bildung und Vermögensaufbau gesorgt werden. Für ärmere Postleitzahlbereiche legt ein privater Stifter noch ein Viertel dazu.

Die gleiche Geschichte, nur anders erzählt: Im Wettlauf um die Gunst eines Autokraten überbietet ein Milliardär alle anderen mit einem steuerfreien Zuschuss zu einem Regierungsprogramm, das Steuermittel unter anderem in seine eigenen Aktien investiert und auch noch nach dem Autokraten benannt ist.

„Only in America“ ist das möglich. Und es ist ein Zeichen der aktuellen gesellschaftlichen Unübersichtlichkeit, wie unterschiedlich dieselbe Geschichte erzählt werden kann. Was ist passiert?

Michael Dell, der Gründer des gleichnamigen Computer-Unternehmens, hat mit seiner Frau Susan eine Rekord-Einzelspende von 6,25 Milliarden Dollar angekündigt. Das Geld soll 25 Millionen Kindern zugutekommen – in Form eines Zuschusses von 250 Dollar in die „Trump Accounts“, die 1.000 Dollar für jedes Neugeborene anlegen.

Leider hat die Aktion einige offensichtliche Probleme. Diese gehen weit über den polarisierenden Namen des Programms und die skurrile Tatsache hinaus, dass Antragsteller ein Formular mit der Nummer 4547 ausfüllen müssen – eine Zahl, die auf die beiden Präsidentschaften von Trump hinweist, als 45. und 47. Präsident der US-Geschichte. Folgeregierungen und weitere Spender werden sich damit schwertun.

Dass es überhaupt einer Antragstellung bedarf, wird viele vom Programm ausschließen. Ebenso, dass nur US-Bürger es beantragen dürfen. Experten befürchten, dass es eher ein steuerfreies Bildungs-Sparschwein für die Oberschicht wird, welches die Elite-Unis für den Rest der Gesellschaft noch teurer machen könnte.

Susan und Michael Dell weisen selbst darauf hin, dass sie eigentlich schon 2021 einen Vorschlag finanzieren wollten, bei dem die Konten nach Einkommen ausgestattet worden wären: Ärmere Haushalte hätten ein Vielfaches erhalten, reichere hätten selbst einzahlen können.

Bei der Vorstellung plauderten einige Republikaner aus, welche Agenda sie durch eine solche Privatisierung der sozialen Absicherung eigentlich verfolgen: Das Programm sei der erste Schritt zur Abschaffung von Social Security, also der staatlichen Altersvorsorge.

Es wäre schön, die Idee als Impuls für die deutschen Debatten um Frühstart-Rente, Grunderbe und Bildungsgerechtigkeit zu nutzen. Es wäre wünschenswert, die größte Spende aller Zeiten feiern zu können – als dringend nötiges Vorbild für Vermögende in Deutschland. Und als Inspiration für öffentlich-philanthropische Partnerschaften, die hierzulande bessere Aufstiegschancen, soziale Absicherung und den gesellschaftlichen Zusammenhalt fördern könnten.

Verwandte Themen Donald Trump Altersvorsorge

Doch auch wenn diese Geschichte nicht als Blaupause taugt, gibt es einige etablierte Modelle für all jene, die mit privatem Geld etwas für diese Themen tun möchten: Durch die Förderung von Deutschlandstipendien, Anleihen von Bildungskreditgebern und Spenden an Initiativen zum Grundeinkommen kann heute schon jeder etwas beitragen. Man muss weder auf die Politik noch auf Milliardäre warten.

Felix Oldenburg ist Autor („Der gefesselte Wohlstand“, 2025) und CEO des Stiftungs-Start-ups Bcause. Mit Unternehmen, Podcast und Newsletter ermutigt er alle, die mehr beitragen können, zu einem neuen Geben. In seinem neuesten Newsletter hat Oldenburg etwa eine persönliche Weihnachtsliste von Organisationen zusammengestellt, die Armut zum Thema haben. Vor Bcause leitete Oldenburg den Bundesverband Deutscher Stiftungen und das Sozialunternehmer-Netzwerk Ashoka.

Mehr: „Trump-Konten“: Dell-Ehepaar spendet 6,25 Milliarden Dollar für Kinder in den USA

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