Prüfers Kolumne: Brummende, böse Computer

In den USA klagen die Menschen mittlerweile über den Lärm von Computern – genauer gesagt: über das Brummen der Lüfter. Denn überall im Land schießen Krypto-Minen aus dem Boden. Das sind Betriebe, die aus Tausenden von Computern bestehen, die nichts anderes tun, als ununterbrochen Rechenaufgaben zu lösen, um daraus Bitcoins zu generieren.
Präsident Trump hat die USA nämlich zur kommenden Krypto-Supermacht ausgerufen. Er will sämtliche regulatorischen Hindernisse beseitigen, damit in den USA noch mehr Bitcoins produziert werden können. Die Anwohner klagen nun, dass die Bitcoin-Farmen Tag und Nacht surren, was das Zeug hält. Es sind Menschen, die auf dem Land leben – sie hatten nicht damit gerechnet, dass jemand in ihrer Nachbarschaft Hunderte Computer aufstellen würde, nur um damit reich zu werden. Man hatte ja gehofft, Trump würde wieder „gute Jobs“ ins Land holen – etwa in der Flugzeug- oder Autoindustrie. Stattdessen werden nun massenhaft Computer aufgebaut, die ihre Arbeit ganz allein verrichten. Aber welchen Job eigentlich?
Bitcoins sind im Grunde bloß Rechenergebnisse. Sie helfen niemandem. Sie lösen kein Problem. Im Gegenteil: Sie verschlingen Unmengen an Energie. Eine einzige Kryptofarm verbraucht mehr Strom als eine Kleinstadt. Die Erzeugung eines einzelnen Bitcoins kostet im Durchschnitt 6,4 Millionen Kilowattstunden – das ist ziemlich viel.
Trump ist das offenbar egal. Schließlich hat er im vergangenen Jahr gemeinsam mit seinen Söhnen Eric und Donald Jr. eine eigene Kryptoplattform gegründet: World Liberty Financial. Dort bietet die Trump-Familie digitale Währungen an. Einen Tag vor seiner Amtseinführung brachte er eine Art digitale Gedenkmünze auf den Markt – sie heißt: $TRUMP. Offenbar meint Trump, eine Branche habe erst dann wirklich Zukunft, wenn sie möglichst ruchlos ist – entfesselt, profitorientiert, rücksichtslos. Wenn irgendetwas die Welt zerstört, dann scheint er es gerade deshalb zu mögen.
Ein Leben voller verpasster Gelegenheiten
Vielleicht ist mein eigentliches Problem, dass ich selbst vom Krypto-Boom nichts habe. Ich hätte mir damals problemlos einen Bitcoin kaufen können – aber zu der Zeit, als sie noch billig waren, wusste ich nicht einmal von ihrer Existenz. Und hätte ich davon gehört, hätte ich es wohl für Nerd-Quatsch gehalten. Es ist nur eine von vielen Gelegenheiten, an denen ich vorbeigegangen bin. Ich hätte auch mal Aktien von Apple, Facebook oder Amazon kaufen können. Ich erinnere mich an einen Artikel, in dem stand, Amazon sei zwar ein seltsames Unternehmen, aber eine Wette wert. Natürlich habe ich keine Aktie gekauft.






Mein Leben ist eine Sammlung verpasster Gelegenheiten.
Gerade sehe ich, dass die Trump-Münzen relativ günstig zu haben sind. Ich denke an brummende, böse Computer – und werde sie nicht kaufen. Wahrscheinlich wieder eine verpasste Gelegenheit. Aber um jeden Preis möchte ich eben auch nicht reich werden.






