Prüfers Kolumne: Reiche Menschen und die Grippe
Es ist ein Film in die Kinos gekommen, der „The Rich Flu“ heißt, also die „Reichen-Grippe“. Er handelt davon, dass ein neues tödliches Virus unter den Reichen der Welt wütet. Es befällt ausdrücklich nur Menschen, die ein Vermögen haben. Erst die mit großem Vermögen, dann die mit kleinerem Besitz.
Der Film erzählt, wie die Menschen verzweifelt versuchen, schnell ihr Geld loszuwerden. Was nicht leicht ist, weil es ja niemand mehr haben möchte. Schließlich versuchen Reiche, nach Afrika zu fliehen. Wenn man solche Filme sieht, könnte man meinen, das Problem der Welt sei, dass es zu viele Reiche gibt, dabei profitieren Menschen ja auch von Reichen. Schließlich müssen vermögende Leute irgendwo ihr Geld ausgeben.
Wirklich schlimm wird es da, wo es niemanden mehr gibt, der sich etwas kaufen kann. Man vergisst ja auch gern, dass all die Dinge, die wir heute als allgemeine Kunstschätze verstehen, meist von Reichen in Auftrag gegeben wurden. Kirchen wären nicht geschmückt worden, wollten Reiche nicht damit ihren Aufstieg ins Himmelreich erleichtern. Das ist ja nicht so leicht als Reicher, weil man nicht ohne Sünde zu viel Geld kommt. Arme Menschen mussten keine Schenkungen machen, um ihr Seelenheil zu sichern. Das ist eben das Problem mit dem Reichtum.
Verschiedene Definitionen vom „Reichsein“
Aber wer ist eigentlich reich? In „The Rich Flu“ sind die Reichen jene, die ihr Auto von Chauffeuren fahren lassen, im Privatjet fliegen und mehrere Villen besitzen. Doch nach dem Sozio-oekonomischen Panel (SOEP), einer regelmäßigen Befragung von rund 16.000 Privathaushalten, ist man schon dann reich, wenn man als Alleinstehender 3529 Euro im Monat zur Verfügung hat. In diesem Sinne könnte die Reichen-Pest schon wesentlich mehr Menschen ergreifen.
Manchmal ist es noch undurchsichtiger. Ich kenne jemanden, der arbeitet in einem Bio-Supermarkt und lebt in einer Datsche. Gleichzeitig ist er in Besitz von einer Handvoll Bitcoins. Davon ist jeder mehr als Hunderttausend Euro wert. Leider hat er die Codes zu seinem Wallet verloren. Er kann an seinen Reichtum also nicht ran, wird es nie können. Unklar, ob er jemals am Reichenfieber erkranken könnte, falls doch, wäre das sehr ungerecht.
Zugegebenermaßen macht es schlechte Laune, wenn man anderen Leuten beim Reichsein zuschauen muss. Aber das gilt auch für die meisten Reichen. Die müssen ja auch mit Leuten zurechtkommen, die noch reicher sind, größere Boote haben und größere Villen. Aber noch schlechtere Laune macht es, wenn man ohne Reiche auskommen muss. Das ist dann wirklich die Pest.
Falls es wirklich einmal zur Reichen-Grippe wie im Film kommen sollte, hier mein Tipp, wie man schnell sein Vermögen loswird: Im Allgemeinen genügt es, damit Aktien bei einem deutschen Autobauer zu kaufen.