Wie groß ist der Generationenkonflikt wirklich?
In einem Team, das wir aktuell begleiten, scheint der Generationenkonflikt allgegenwärtig: Die jüngeren Mitarbeitenden beklagen die Unbeweglichkeit und Risikoscheu ihrer älteren Kollegen, während die erfahrenen Fachkräfte im Gegenzug die mangelnde Einsatzbereitschaft und Konzentration der Junioren kritisieren. Typische, fast klischeehafte Vorurteile treffen aufeinander – und beeinträchtigen die Zusammenarbeit im Team.
Viele Annahmen über generationenspezifische Unterschiede halten sich hartnäckig. So gelten die „Boomer“ als arbeitsethisch stark und pflichtbewusst, die Generation X als pragmatisch und eigenständig. Millennials sind für ihre Innovationsfreude und ihre Erwartungen an Flexibilität und Work-Life-Balance bekannt, während der Generation Z ein starkes Streben nach Individualität und Unabhängigkeit nachgesagt wird.
Doch oft sind diese Zuschreibungen mehr Vereinfachungen als wissenschaftlich belegte Wahrheiten – und wirken in der Praxis wie selbsterfüllende Prophezeiungen, die Unterschiede verstärken, wo sie vielleicht gar nicht so groß sind.
Eine umfassende Metaanalyse von Costanza und Kollegen zeigt, dass die viel diskutierten Unterschiede in den Arbeitswerten und Einstellungen der Generationen oft weniger ausgeprägt sind als angenommen. In der Analyse, die zahlreiche Studien zu Einstellungen und Verhalten am Arbeitsplatz untersuchte, kamen die Forschenden zu dem Schluss, dass Werte wie Lernbereitschaft, Teamorientierung und Engagement in allen Generationen relativ konstant sind. Die Studie widerlegt die Annahme, dass bestimmte Generationen grundsätzlich weniger belastbar oder kooperationsbereit seien.
