Analyse Zweite Chance für Curevac? Booster-Impfungen bieten Potenzial für die Vakzin-Nachzügler

In Israel laufen die Booster-Impfungen bereits.
Wenn in der Vergangenheit von Boostern die Rede war, dann ging es eher um Raketentechnik und den nötigen Schub für Weltraumflüge. In Zukunft wird man den Begriff wohl eher mit irdischen Problemen in Verbindung bringen. Denn es sieht alles danach aus, dass im Kampf gegen die Corona-Pandemie sogenannte Booster-Impfungen auf breiter Front zum Einsatz kommen werden.
Solche Auffrischungsimpfungen mit einer dritten Dosis von bereits zugelassenen Mitteln werden in etlichen Ländern bereits an besonders gefährdete Personen verabreicht. Und die US-Regierung scheint entschlossen, schon bald den generellen Einsatz zu empfehlen. Dem werden viele Staaten wohl folgen.
Für Mediziner und Gesundheitspolitiker ist das im Grunde eine zwiespältige Entwicklung. Nach bisherigen klinischen Daten bietet die dritte Impfung eine willkommene Möglichkeit, die Immunisierung gegenüber der hochansteckenden Delta-Variante deutlich zu verstärken.
Andererseits wird durch die Notwendigkeit der Auffrischungsimpfung aber auch die letztlich begrenzte Wirkung der bisherigen Impfstoffe bestätigt. Sie erwiesen sich als hocheffektiv gegen das Sars-CoV-2-Virus und gewährleisten offenbar guten Schutz gegenüber schweren Krankheitsverläufen.
Aber sie verlieren schon nach einigen Monaten an Wirksamkeit, insbesondere gegenüber neuen Mutationen wie der Delta-Variante. Jüngste Real-World-Daten aus den USA und aus Israel und die – trotz hoher Impfquoten – wieder steigenden Infektionsraten in vielen Ländern sprechen in dieser Hinsicht eine relativ deutliche Sprache.
Hersteller richten sich bereits auf Zusatzimpfungen ein
Die Immunisierung durch den Biontech-Impfstoff verringert sich nach sechs Monaten offenbar um rund die Hälfte. Bei Moderna hält die Schutzwirkung gegenüber Infektionen dank der höheren Dosierung womöglich etwas länger an. Aber auch in diesem Fall stellt sich der Hersteller bereits darauf ein, dass Zusatzimpfungen erforderlich werden.
Kommerziell könnten sich die Booster aber als Segen für die gesamte Impfstoffindustrie erweisen. Unternehmen wie Novavax, Sanofi, Glaxo-Smithkline und auch die Tübinger Curevac haben immer noch keinen zugelassenen Corona-Impfstoff. Auffrischungsimpfungen bieten den Nachzüglern nun eine Chance, am Corona-Boom doch noch in gewissem Umfang teilzuhaben.
Gleichzeitig eröffnen sie für die Marktführer Biontech, Pfizer und Moderna das Potenzial, ihre enormen Vakzin-Umsätze zu verstetigen. Anders als in der Weltraumfahrt war der Booster für die mRNA-Spezialisten nicht unbedingt nötig, um sich in den Orbit zu katapultieren. Aber er könnte ihnen helfen, in der Umlaufbahn zu bleiben.
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