Editorial: Die Brandmauer ist die falsche Debatte – das Problem liegt woanders

Es ist selten eine gute Idee, mit einem brennenden Streichholz nach einem Gasleck zu suchen. In dieser Woche tat genau das Marie-Christine Ostermann, die Präsidentin des Verbands Die Familienunternehmer. In dem Versuch, einen neuen Ansatz im Umgang mit der AfD zu formulieren, löste sie eine politische Detonation aus. Im Handelsblatt hatte sie gesagt: Ihr Verband werde sich künftig für Gespräche mit der AfD öffnen; das bisherige „Kontaktverbot“ sei passé. Dass Ostermann gleichzeitig betonte, sie wolle die Partei keinesfalls in Regierungsverantwortung sehen, ging dann schon im allgemeinen Getöse unter.
Der politische Reflex folgte prompt. Kanzler und Vizekanzler distanzierten sich, mehrere Unternehmen verließen den Verband, manche versuchten sogar, ihren Namen von der Wikipedia-Seite der Organisation löschen zu lassen. Die einen trieb die Sorge, eine rechtsextreme Partei zu normalisieren; die anderen wollten schlicht negative Schlagzeilen vermeiden.
Einiges davon ist nachvollziehbar, anderes überzogen. AfD-Vertreter sind regelmäßig in bundesweit ausgestrahlten Talkshows von ARD und ZDF zu Gast. Was spricht dann gegen den Auftritt eines AfD-Funktionärs beim Parlamentarischen Abend eines Verbands?





