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Eklat in WashingtonTrump verrät die Ukraine – jetzt kommt es auf Europa an

Wer von Russland angegriffen wird, kann nicht auf die USA zählen. Dieses Signal hat das Weiße Haus am Freitag gesendet. Zum Entsetzen der Europäer – zur Freude des Kremls. Ein Kommentar.Moritz Koch 28.02.2025 - 22:47 Uhr
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Selenskyj umringt von der US-Delegation: Der Präsident der Ukraine stand im Weißen Haus auf verlorenem Posten. Foto: Mystyslav Chernov/AP/dpa

Die westliche Welt steht unter Schock. Doch dieser Schock bringt  zumindest Klarheit: Länder, die von Russland angegriffen werden, können nicht auf die USA zählen. Nicht, solange Präsident Donald Trump und sein Vize JD Vance im Amt sind.

Nach dem Eklat beim Besuch des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, aus dem Oval Office live in alle Welt übertragen, gibt es nur einen Gewinner. Es ist der russische Machthaber Wladimir Putin. Kremlnahe Medien feixen über die öffentliche Demütigung, die Selenskyj im Weißen Haus erfuhr.

Trump und Vance fielen über Selenskyj her, warfen ihm mangelnde Dankbarkeit vor. Nur der amerikanischen Hilfe sei es zu verdanken, dass die Ukraine überhaupt eine Chance darauf habe, den Krieg gegen Russland zu überstehen, polterte Trump. Wer so spricht, will keine Partnerschaft, wer so spricht, will Schutzgeld eintreiben.

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Hätte Selenskyj mehr diplomatisches Geschick zeigen müssen? Hätte er Trump umgarnen, ihm schmeicheln müssen, wie es der französische Präsident Emmanuel Macron wenige Tage vorher so erfolgreich tat?

Vielleicht. Andererseits schienen Trump und Vance es auf den Showdown angelegt zu haben. „Großartiges Fernsehen“, kommentierte Trump das Wortgefecht im Oval Office.

So oder so, das desaströse Ergebnis der Audienz im Weißen Haus lässt sich nicht mehr ändern. Der Versuch, Trump mit einem lukrativen Deal von einer dauerhaften Unterstützung für die Ukraine zu überzeugen, ist vorerst gescheitert. Das Rohstoffabkommen, auf das Ukrainer und Amerikaner seit Wochen hingearbeitet hatten, wurde in Washington nicht unterzeichnet.

Alternative Fakten leiten Amerikas Politik

Das bedeutet: Die amerikanischen Militärhilfen für die Ukraine könnten nun jederzeit gestoppt, die Geheimdienstkooperation bei der Zielerfassung abrupt eingestellt und der ukrainische Zugang zum Satellitennetzwerk Starlink schlagartig gekappt werden. Die Ukraine-Unterstützung hängt am seidenen Faden, ist abhängig von der Laune des amerikanischen Präsidenten.

Trump warf Selenskyj vor, keinen Frieden zu wollen. Alternative Fakten leiten die amerikanische Politik. Nicht Putin, der Aggressor, sondern Selenskyj wird vom Oberbefehlshaber der USA als Hindernis für einen Waffenstillstand hingestellt. Im Kreml werden sie ihr Glück kaum fassen können.

Putins Strategie war es von Anfang an, auf den Kollaps der westlichen Solidarität mit der Ukraine zu setzen. Nie war er diesem Ziel so nahe wie jetzt. Trump hat dem russischen Kriegstreiber den bisher größten Triumph seines dreijährigen Feldzugs beschert.

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Doch die Ukrainer werden sich den Russen nicht ergeben, sie werden weiterkämpfen, mit dem, was ihnen bleibt. Es ist jetzt an den Europäern, der Ukraine beizustehen. Notfalls allein. In Berlin dürfen Union und SPD keine Zeit mehr verlieren. Ein wehrhaftes Europa braucht ein handlungsfähiges Deutschland, braucht eine stabile deutsche Regierung.

Die europäische Wirtschaft ist zehnmal größer als die russische. Der Kontinent muss jetzt seine industrielle und technologische Überlegenheit nutzen. Die Rüstungsproduktion muss drastisch steigen, die Waffenlieferungen müssen deutlich ausgeweitet werden. Nur so wird Putin sein Kalkül ändern, nur so wird er zu echten Verhandlungen bereit sein.

Verwandte Themen USA Russland Ukraine Außenpolitik

In den vergangenen Jahren hieß es oft, dass Russland nicht nur die Ukraine überfallen, sondern zugleich die gesamte europäische Friedensordnung attackiert hat.

Was für die Ukraine gilt, gilt auch für Europa: Verbündete der USA können nicht mehr auf Beistand aus Washington zählen. Nicht solange Trump und Vance regieren.

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