Essay: Fünf Thesen zu den geoökonomischen Irrwegen des Westens

US-Präsident Joe Biden und Xi Jinping, Staatsoberhaupt von China.
Foto: Reuters (2), GettyDer Fantasie sind keine Grenzen gesetzt, wenn es darum geht, Begriffe zu prägen, die Abhilfe in großer Not zu versprechen scheinen. „Friendshoring“ ist so ein Begriff. Freihandel bevorzugt unter Demokratien – wer sollte etwas dagegen haben?
„Rohstoffallianz“ ist ein anderer: Was spricht nicht für ein Bündnis Gleichgesinnter gegen die Schurken dieser Welt, die nun einmal auf gigantischen natürlichen Ressourcen sitzen? Oder wie steht es mit der „neuen Industriepolitik“, die sich nicht nur an rein nationalen Interessen ausrichtet, sondern sich explizit auch gegen die Interessen anders orientierter, konkurrierender Nationen richtet?
Nichts klingt verheißungsvoller in diesen Zeiten, wo mächtige Autokraten alles daransetzen, die regelbasierte Weltordnung außer Kraft zu setzen. Nichts allerdings wirkt auch weltfremder in Zeiten, wo ein grüner Klimaminister in Katar um Flüssiggas betteln muss, weil sein Land sich energiepolitisch in den vergangenen Jahren geradezu fahrlässig verspekuliert hat. Wo BASF, VW oder zuletzt auch Bosch in China immer noch Milliarden investieren, weil sie ihr Schicksal an die ebenso aufstrebende wie autoritäre Großmacht verpfändet haben.