Kommentar 1&1-Chef Dommermuth dürfte einen neuen Preiskampf auf dem Mobilfunkmarkt entfachen

Der United-Internet-Gründer will mit seiner Firma ein 5G-Netz in Deutschland aufbauen.
Bis zum Jahr 2014 gab es in Deutschland vier Netzbetreiber. Dann schluckte Telefónica den Rivalen E-Plus. Das Kalkül: Drei Anbieter stehen nicht in einem so erbitterten Wettkampf und können höhere Preise verlangen. Diese Situation dürfte sich bald wieder ändern: Der Neueinsteiger 1&1 Drillisch erfüllt alle Voraussetzungen, um noch in diesem Jahr mit dem Aufbau eines eigenen Netzes zu beginnen. Das dürfte den Markt nachhaltig verändern – und könnte für Endkunden zu günstigeren Preisen führen.
Hinter den Plänen steht der Gründer Ralph Dommermuth. Er hatte kritisiert, der Wettbewerb in der deutschen Mobilfunkbranche sei erlahmt. Zudem falle die Bundesrepublik beim Echtzeitmobilfunk 5G zurück. Deshalb werde er selbst das modernste 5G-Netz des Landes aufbauen.
Die Rivalen Deutsche Telekom, Vodafone und Telefónica glaubten ihm nicht. Jetzt dürfte er bald beweisen, dass seine Ankündigung nicht nur leere Worte waren.
Er hatte bereits eine Milliarde Euro für die nötigen Frequenzen ausgegeben und den Ausbau vorbereitet. Jetzt nahm 1&1 Drillisch eine wichtige Hürde: Bis das eigene Netz überall in Deutschland steht, darf das Unternehmen die Infrastruktur von Telefónica mitnutzen. Als Nächstes steht Dommermuth vor der schwierigen Entscheidung, mit welchem Ausrüster er bauen wird. Schließlich kommen chinesische Anbieter wie Huawei und ZTE aufgrund von Sicherheitsbedenken deutscher Behörden vermutlich kaum infrage.
Das größte Problem dürfte aber das langfristige Geschäftsmodell sein. Telefónica und E-Plus hatten sich einst einen Preiskampf geliefert. Letztlich entschied sich Telefónica dazu, durch die Übernahme des Konkurrenten den Zweikampf zu beenden. Sobald 1&1 als Wettbewerber startet, könnte der Preiskampf erneut losgehen. Das ist zwar gut für die Endkunden, die von günstigen Preisen profitieren. Es ist jedoch schwer, so ein tragfähiges Geschäft zu betreiben.
1&1 Drillisch hat zwar den Nachteil, vor großen Investitionen zu stehen. Der Aufbau eines Netzes wird Milliardensummen verschlingen und Jahre dauern. Dafür kann der Neueinsteiger von Anfang an auf die modernste Technik setzen.
Mit dem Start von 1&1 könnte vor allem Telefónica unter Druck geraten. Das Telefónica-Netz ist deutlich schlechter als das von Deutscher Telekom und Vodafone. Die Firma kann sich also nicht als Premiummarke mit Premiumpreisen dem Wettkampf entziehen.
Letztlich könnte der Einstieg von 1&1 Drillisch zwar zwischenzeitlich die Zahl der Netzbetreiber auf vier steigern. Langfristig ist es aber gut möglich, dass wieder nur drei Firmen bestehen bleiben.
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