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KommentarAngela Merkel ist Klimakanzlerin für einen Tag

Die in der Vollbeschäftigung erarbeiteten Klimaschutzpläne werden keinen Bestand haben. Die Bundeskanzlerin hat momentan noch größere Sorgen.Thomas Sigmund 29.04.2020 - 04:00 Uhr

Vor Umsetzung der Klimaziele müsse die Pandemie eingedämmt werden.

Foto: AFP

Noch einmal hat Angela Merkel für einen Tag die Klimakanzlerin gegeben. Per Video forderte sie beim Petersberger Klimadialog, die Klimaziele „fest im Blick“ zu behalten. Doch alle wissen natürlich, dass das Thema auf der Prioritätenliste der Kanzlerin ganz weit nach hinten gerutscht ist.

Zunächst muss die Corona-Pandemie weiter eingedämmt werden. Dann steht die Wirtschaft vor der größten Rezession – wahrscheinlich aller Zeiten. Und schließlich geht es um nur auf den ersten Blick so kleine Dinge wie Schulöffnungen und das Wiederbeleben des gesellschaftlichen und kulturellen Lebens. Selbst die größten Einzelgänger stellen derzeit fest, dass sie keine Eremiten sind.

Die Virologen haben den Klimaforschern längst den Rang abgelaufen. Von Greta ist kaum mehr etwas zu hören. Ihre Behauptung, dass man ihr die Jugend gestohlen habe, kann man auf die Pandemie übertragen.

Das Schicksal könnten nun auch Millionen von Kindern anführen. Diesmal geht es aber nicht um einen einzelnen schwedischen Teenager, der sich im Sabbatical befindet, sondern um Millionen Kinder, die im Homeschooling nicht den Anschluss verlieren wollen.

Es ist schwer vorstellbar, dass man in diesem historischen Wirtschaftsabschwung den Unternehmen weitere Belastungen auferlegt. Wer eine Bepreisung des CO2-Ausstoßes nach wie vor fordert, verstärkt die Rezession und torpediert das geplante Konjunkturprogramm. Der Shutdown gibt uns einen Eindruck, was Deindustrialisierung bedeutet. Es geht jetzt darum, Massenarbeitslosigkeit zu verhindern und den sozialen Sprengstoff nicht noch größer zu machen.

Zyniker und einige Klimaforscher können der Pandemie durchaus etwas abgewinnen. Die kurzfristigen Klimaziele werden erreicht. Aber zu welchem Preis! Die Kanzlerin weiß das alles. Sie muss auch die Ziele nicht mehr einkassieren. Aber irgendwann muss sie erklären, dass die zu Zeiten der Vollbeschäftigung erarbeiteten Klimaschutzpläne keinen Bestand mehr haben.

Mehr: Die Bundeskanzlerin will trotz der Coronakrise beim Klimaschutz nicht nachlassen. Merkel plädiert für einen Vorschlag der EU-Kommission, der ambitioniertere Ziele vorsieht.

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