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KommentarBüro statt Homeoffice – Warum „Nudging“ wenig überzeugt

Unternehmen wollen die Mitarbeiter wieder ins Büro holen – und schaffen Anreize. Dieses „Nudging“ ist zwar besser als Zwang, wirklich überzeugend ist diese Strategie aber nicht.Julia Beil 31.05.2023 - 07:45 Uhr
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In einer Mail an die Belegschaft hat die Konzernführung ihre Mitarbeiter animiert, wieder öfter ins Büro zu kommen.

Foto: IMAGO/Arnulf Hettrich

Haben Sie schon mal etwas von „Nudging“ gehört? Das bedeutet so viel wie „Anschubsen“ und bezeichnet eine Strategie, die Menschen zu bestimmten Entscheidungen ermuntern soll. Ohne Zwang. Ein bekanntes Beispiel ist die Lebensmittelampel: Leuchtet sie auf einer Verpackung rot, signalisiert das dem Kunden, dass er ein ungesundes Produkt in den Händen hält. Die Wahrscheinlichkeit steigt, dass er stattdessen zu etwas weniger Schädlichem greift und die Chipstüte gegen Trockenobst tauscht.

Auch in Unternehmen ist „Nudging“ ein Thema. Die SAP-Führungsriege etwa hat gerade eine Mail an die Belegschaft verschickt, in der es heißt, man wolle „sowohl die Vorteile des mobilen Arbeitens als auch der persönlichen Zusammenarbeit im Büro nutzen“. SAP-Mitarbeitende aus der ganzen Welt, heißt es weiter, hätten jüngst zum ersten Mal wieder von einem Büro aus gearbeitet.

„Sie haben uns berichtet, dass sie neue Kontakte geknüpft und frischen Schwung gewonnen haben.“ Die Botschaft, die hinter dieser PR-Wortwolke steckt: Die SAP-Chefs wollen ihre Mitarbeiter wieder mehr vor Ort sehen. In keinem Satz aber ordnet das Team um CEO Christian Klein in der Mail explizit etwas in diese Richtung an.

Ähnlich macht es VW. Der Autobauer will seine Belegschaft künftig unter anderem mit „Ruheinseln“ an Montagelinien und „Outdoor-Sitzecken“ an den Arbeitsplatz bekommen. Ein Lockruf an die Mitarbeiter. Aber ein versteckter.

„Nudging“: Mitarbeiter sind keine Kinder

Dieses „Nudging“ – also das „Schubsen“ der Mitarbeiter in die vom Unternehmen gewünschte Richtung – kommt auf den ersten Blick freundlicher, partizipativer und offener daher als Zwänge und Verbote. Die unterschwelligen Botschaften grenzen manchmal an Manipulation.

Tatsächlich haben viele Unternehmen hier ein kommunikatives Problem: Spätestens mit der Pandemie haben die Topmanager ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern klargemacht, dass Homeoffice im digitalen Zeitalter funktioniert – und dass sie ihnen das Vertrauen und die Freiheit geben, von wo auch immer zu arbeiten. Das Arbeitsergebnis sei relevant, nicht die Frage, wo es erzielt wurde.

Was gestern noch wahr gewesen ist, kann heute nicht plötzlich unwahr sein – und so versucht es die Unternehmensführung mit solchen Anreizen.

Das mag nachvollziehbar sein, birgt aber die Gefahr, dass Arbeitgeber bald Gefallen daran finden, über „Nudging“ ihre Mitarbeiter indirekt zu beeinflussen. Wie Eltern, die für ihr Kind plötzlich nur noch Früchte dorthin legen, wo eben noch die Süßigkeiten lagerten. Mitarbeiter sind aber keine Kinder. Sie wollen nicht beeinflusst werden, sondern einbezogen. Und manchmal wollen sie auch einfach eine klare Regel.

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Erstpublikation: 25.05.2023, 04:00 Uhr.

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