Kommentar: China ist in der Pflicht: Wir müssen den Ursprung der Pandemie kennen

Die wichtigste Frage wird wohl unbeantwortet bleiben: Wie kam das tückische Virus in die Welt?
Die Pandemie ist zwar noch nicht vorbei, aber ihr Ende ist in Sicht. Zumindest, wenn man in einem der reichen Länder lebt, die sich eine schnelle Massenimpfung leisten können. Welche Lehren sind aus der Katastrophe zu ziehen, die weltweit 3,5 Millionen Menschen das Leben gekostet hat?
Die wichtigste Frage wird wohl unbeantwortet bleiben: Wie kam das tückische Virus in die Welt? Ist es von Fledermäusen oder anderen Tieren auf einem Markt im chinesischen Wuhan auf den Menschen übertragen worden?
Oder kam es, wie chinesische Stellen behaupten, durch Lebensmittelimporte ins Land? Oder ist es doch aus einem nahe gelegenen Labor entwischt? Nur eine Antwort auf diese Schicksalsfrage kann helfen, die nächste Pandemie zu verhindern.
Weder die Erklärungen der chinesischen Behörden in Wuhan noch der Expertenbericht der Weltgesundheitsorganisation WHO konnten bislang weiterhelfen. Und auch die jetzt von US-Präsident Biden angeordnete Überprüfung der sogenannten „Labor-Theorie“, wird die wichtigsten Antworten schuldig bleiben, wenn Peking weiterhin mauert.
Zwar hat Bidens Chef-Immunologe Fauci hat den Druck auf China noch einmal erhöht, indem er in der Financial Times China aufforderte, die Akten von Labor-Mitarbeitern aus Wuhan freizugeben, die im November 2019 und damit Wochen vor dem ersten offiziellen Corona-Fall erkrankt waren.
Doch spätestens seit der frühere US-Präsident Trump den unseligen Begriff vom „chinesischen Virus“ in die Welt gesetzt hat, ist die Frage nach dem Ursprung der Pandemie so stark politisiert, dass sie für Peking ohne Gesichtsverlust kaum noch zu beantworten ist.
Dabei wäre es im wahrsten Sinn des Wortes lebenswichtig, zu wissen, ob wirklich eine zoonotische Übertragung von Tier zum Menschen stattgefunden hat oder sich das Virus durch einen tragischen Laborunfall verbreiten konnte. Nur so lassen sich Vorsichtsmaßnahmen verbessern und ein internationales Frühwarnsystem einrichten.
Misstrauen gegenüber China wächst
WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus bemängelt, dass die bisherigen Untersuchungen in China nicht „umfassend genug“ gewesen seien, um die Labor-Theorie ad acta zu legen. So passt es nicht ins Bild der zoonotischen Erklärungen, dass mehr als ein Drittel der ersten bekannt gewordenen Corona-Fälle keinerlei Kontakt zu den verdächtigen Tiermärkten hatte.
Dass chinesische Behörden nach dem Ausbruch angeblich wichtige Unterlagen vernichtet und kritische Ärzte mundtot gemacht haben, hat das Misstrauen gegenüber Peking weiter verstärkt. Wenn das kommunistische Regime nichts zu verbergen hat, warum dann das Cover-up?


Die Hoffnung der chinesischen Führung, dass sich unangenehme Fragen durch Totschweigen aus der Welt schaffen lassen, wird sich nicht erfüllen. Wenn die Pandemie nicht ewig mit dem Namen China verbunden bleiben soll, hilft nur vollständige Aufklärung.
Ein Fehler, der abgestritten wird, wird dagegen zweimal begangen. Das würde aus der Katastrophe eine Tragödie machen.
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