Kommentar: Davos darf die Chance für einen Imagewandel nicht verpassen
Die Klimaaktivistin konnte auf dem Weltwirtschaftsforum deutliche Akzente setzen.
Foto: dpaWährend die letzten Staats- und Regierungschefs aus Davos abreisen, erobern Skifahrer das Schweizer Alpendorf für sich zurück. Vier Tage und mehr als 350 Diskussionsrunden später wird eines klar: Nie waren sich die Vertreter von Staaten und Firmen so einig wie in diesem Jahr, dass das Klima geschützt werden muss. Unternehmen überschlugen sich mit neuen Ankündigungen, wie sie ihr eigenes Geschäftsmodell nachhaltiger machen wollen und so für mehr Klimaschutz in der Welt sorgen.
Was kommt nach Davos? Das ist noch völlig unklar. Der Aktivistin Greta Thunberg ist es gelungen, den entscheidenden Akzent bei dem Forum zu setzen. Ihre Aussagen zum Klimaschutz fanden deutlich mehr Beachtung, als der selbstherrliche Auftritt des US-Präsidenten Donald Trump, der seine Rede fast ausschließlich mit Selbstlob ausschmückte.
Dass Greta Thunberg so einen großen Einfluss in Davos ausüben konnte, liegt auch am Gründer des Weltwirtschaftsforums, Klaus Schwab. Er hatte erkannt, dass sein Treffen als Versammlung der Elite die Bodenhaftung zu verlieren droht. Er lud Greta Thunberg persönlich ein – schon zum zweiten Mal. Und er ebnete ihr den Weg, zu wichtigen Auftritten und einflussreichen Gesprächen in den abgeschiedenen Hinterzimmern in Davos.
Schwab machte die Aktivisten zum Teil des Forums. Nur wenige Kritiker protestierten außerhalb der Konferenzräume. Mit Thunberg und ihren Mitstreiterinnen waren die Klimakämpferinnen mitten in den Debatten der Staats- und Firmenchefs.
Ernüchtert stellte Thunberg zum Abschluss des Forums jedoch fest, dass ihre Kernforderungen ignoriert wurden. Nein, es gibt keinen sofortigen Ausstieg auf Projekten mit fossilen Brennstoffen. Die deutsche Aktivistin Luisa Neubauer fand zwar lobende Worte dafür, dass so viele Entscheider in Davos Ideen zum Klimaschutz diskutierten. Sie kündigte aber an, Firmen und Staaten nicht an ihren Worten, sondern Taten messen zu wollen.
In den 50 Jahren des Weltwirtschaftsforums ist es Gründer Schwab gelungen, das Treffen zur wichtigsten Zusammenkunft der Elite aus Wirtschaft und Politik auszubauen. Von mächtiger werdenden Populisten ist es keine Auszeichnung, einflussreiche Leute zusammenzubringen. Genau das kann sogar zur Gefahr werden. Schwab muss dafür sorgen, dass das Forum nicht als abgehobenes Treffen einer abgeschotteten Elite wahrgenommen wird.
Die Chance, dieses Bild zu ändern, war selten so groß wie in diesem Jahr. Es gibt viele Versprechen für Klimaschutz. Die Aktivistinnen wurden gehört. Zu Recht fordern sie jetzt Taten ein. In einem Jahr können die Entscheider aus Politik und Wirtschaft ihre Bilanz vorlegen. Dann werden sie zeigen können, was sie wirklich getan haben. Hoffentlich wird die Bilanz der nachhaltigen Maßnahmen gut ausfallen – es würde den Ruf des Forums aufwerten, und wäre ein großer Dienst für die Welt.