Kommentar – Der Chefökonom: „Whatever it takes“ – Verschiebt die EZB heimlich ihre Ziele?
Im vergangenen Sommer wurde das Inflationsziel de facto angehoben.
Foto: dpaWer der Europäischen Zentralbank (EZB) gewogen ist, der betont, die Politik vieler Euro-Länder lade ihre ungelösten Probleme bei der Zentralbank ab. Jene, die den Kurs der EZB skeptisch beurteilen, kritisieren hingegen, die Zentralbank überdehne ihr Mandat und verfolge Ziele, die jenseits ihrer ursprünglichen Aufgabe der Gewährleistung eines stabilen Geldwerts lägen.
Dementsprechend könnte man die jüngsten Äußerungen von Präsidentin Christine Lagarde, nach denen die Voraussetzungen für eine Zinsanhebung im kommenden Jahr „sehr unwahrscheinlich“ seien, als bloße Wiedergabe der Ergebnisse ihrer Prognosemodelle werten.
Oder aber man wertet es als eine Beruhigung für die Regierungen, dass Zinsanhebungen und damit höhere Finanzierungskosten ihrer Schulden nicht zu erwarten seien – selbst wenn die Inflation im Euro-Raum weiter anziehen sollte.
Fakt ist, dass es eine optimale Inflationsrate nicht gibt und dass die deutsche Hyperinflation der frühen 1920er-Jahre und die bis zur Währungsreform 1948 rückgestaute Hyperinflation ein ebenso unschönes ökonomisches Problem waren wie eine echte Depression, die es in der neueren Weltgeschichte bislang einmal gab, Ende der 1920er- bis Mitte der 1930er-Jahre – auch in Deutschland. Beide dramatischen Fehlentwicklungen sind zwar selten, gleichwohl sollte eine Notenbank stets bedacht sein, derartige krisenhafte Entwicklungen im Keim zu ersticken.