Kommentar Der Vorstandsumbau bei Wirecard ist ein erster Schritt

Der Umbau des Vorstands trifft auch die beiden Manager.
Der deutliche Kursgewinn vom Montag zeigt ein klares Bild: Die Anleger sehen in dem umfassenden Vorstandsumbau, den Wirecard am Freitagabend verkündet hat, eine Chance. Denn mit dem Schritt könnte der Dax-Konzern die lähmenden Diskussionen um Geldwäsche, Betrug und Bilanzfälschung endlich hinter sich lassen. Zu sehr hatten negative Berichte in der Vergangenheit die hohen Wachstumschancen belastet.
Das bisherige Management um den langjährigen Vorstandschef Markus Braun hatte es davor nie geschafft, die Zweifel am Geschäftsmodell vollständig auszuräumen. Vorwürfe wurden oft kleingeredet oder abgetan. Selbst für die Sonderprüfung durch KPMG, die nun zu einem deutlichen Urteil über interne Zustände und Strukturen bei Wirecard kam, sah Braun anfangs keinen Grund und musste im Oktober wenige Tage später beidrehen. Der Druck von den Kapitalmärkten und aus dem Aufsichtsrat war da zu groß geworden.
Aufsichtsratschef Thomas Eichelmann ging es jetzt nach dem teils harschen Bericht der KPMG-Prüfer um ein schnelles und vor allem klares Signal an die Finanzmärkte. Das kam an.
Es wird nicht die letzte Veränderung sein, die in den kommenden Wochen und Monaten bei Wirecard ansteht. Nach dem neuen Compliance-Chef soll das Führungsgremium noch um zwei Personen für Organisation und Vertrieb erweitert werden. Ebenso soll der bislang sechsköpfige Aufsichtsrat auf acht Personen anwachsen.
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Schon zeichnet sich ab, dass die gut zwei Jahrzehnte alte Geschichte von Wirecard in eine Zeit vor und nach der Sonderprüfung aufgeteilt werden wird. Die Jahre davor, in denen der Konzern zu einem kaum durchschaubaren Geflecht von mehr als 300.000 weitgehend kleinen Kunden angewachsen war, wird wohl nie mehr ganz zu durchleuchten sein.
Umso wichtiger ist die konsequente Neuausrichtung, die das Geflecht von einst hinter sich lässt. Die jüngsten Personalentscheidungen waren ein erster Schritt dorthin.
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