Kommentar: Deutsche Unternehmen in China stecken in einem Dilemma


Die Geschäftsklimaumfrage der Deutschen Handelskammer in China weist auf ein tief sitzendes politisches Dilemma hin: Trotz aller „Derisking“-Rhetorik seitens der Politik setzen deutsche Unternehmen auf eine vertiefte Integration in und mit China.
Mehr als die Hälfte der Befragten plant oder erwägt zumindest engere Kooperationen mit chinesischen Partnern, teilt Wissen und nutzt die Innovationsdynamik vor Ort, um das Geschäft auszubauen und auch im Heimatland voranzubringen. Qualitative Partnerschaften, Lokalisierung in Forschung und Entwicklung sowie die Anpassung an lokale Geschwindigkeiten („China-Speed“) gelten als Schlüssel für langfristigen Erfolg.
Gleichzeitig zeigt die Realität, dass wirtschaftlicher und geopolitischer Gegenwind die Chancen begrenzt. Preisdruck, eine schwache Binnennachfrage und der „Buy China“-Trend erschweren das operative Geschäft. Obwohl die offizielle Rhetorik Chinas auf Öffnung setzt, entstehen nur begrenzt Silos, in denen ungestörte Kooperation möglich ist. In allen anderen ökonomisch und geopolitisch wichtigen Feldern agiert die politische Führung zunehmend protektionistisch und instrumentalisiert auch Ressourcen und kritische Rohstoffe wie seltene Erden, um wirtschaftlichen Druck auszuüben.
Wenn also 64 Prozent der befragten Unternehmen überzeugt sind, die deutsche Bundesregierung solle das China-Bild in Deutschland verbessern, so ist zu entgegnen, dass dies nicht die Kernaufgabe einer Bundesregierung ist, sondern auch damit zu tun hat, wie China international – und auch gegenüber Deutschland – auftritt.
Das schützt vor überzogenen Erwartungen, wenn Bundesaußenminister Johann Wadephul (CDU) kommende Woche in Peking erwartet wird. Sein abgesagter Besuch im Oktober hatte einen mittelschweren diplomatischen Eklat zwischen Deutschland und China ausgelöst.


Doch die Spannungen bestehen auf beiden Seiten. Auch Deutschland und die EU erzeugen durch Exportkontrollen und geopolitische Bündnisse Gegenwind. Sicherheitspolitisch ist die Zusammenarbeit mit China ohnehin immer wieder aufs Neue unter die Lupe zu nehmen. Für deutsche Firmen entsteht so ein Spannungsfeld, das künftig eher wächst als abnimmt. Einerseits stehen Integration und Kooperation, andererseits kaum aufzulösende Schranken.
Wer in China langfristig erfolgreich sein will, muss wirtschaftliche Chancen mit politischem Feingefühl und scharfer Analyse verbinden. Eine vertiefte Zusammenarbeit bleibt entscheidend, doch wer die geopolitische Realität ausblendet, wird auf Konflikte stoßen, die sich in Zukunft eher verschärfen als lösen werden. Das Vertrauen dürfte darunter weiter leiden.
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