Kommentar: Deutschland braucht einen nationalen Zukunftsrat


Sebastian Matthes ist Chefredakteur des Handelsblatts.
Das Handelsblatt ist am Montag mit einer großen Geschichte über Volkswagen in die Woche gestartet. Der größte Autobauer Europas steckt in der Krise. Zwar verdient das Unternehmen noch Milliarden.
Doch VW gerät von allen Seiten unter Druck. Die deutschen Werke sind schwach ausgelastet, die Produktivität sinkt. Entscheidende digitale Komponenten kommen von US-Tech-Konzernen.
Und im chinesischen Markt, von dem VW so abhängig ist, hat der Konzern mit seiner Kernmarke gerade seine Spitzenposition verloren. VW ist träge geworden, verwöhnt von jahrzehntelangen Erfolgen.
Als ich die Geschichte las, musste ich an Deutschland denken. Dieses Land ist wie VW. Es ist ein reiches, alterndes Land, das von den Erfolgen seiner Vergangenheit lebt und sich in vielen Bereichen doch klüger wähnt als den Rest der Welt. Dabei wächst keine große Industrienation langsamer – in kaum einem anderen Land sind die Aussichten so schwach.
Und in keinem OECD-Land arbeiten die Menschen kürzer. Das wäre nicht weiter schlimm, wenn die Menschen dabei produktiver würden. Werden sie aber nicht.





