Kommentar: Deutschlands Solarindustrie muss mühsam aufbauen, was zuvor leichtfertig zerstört wurde

Solarenergie soll eine der wichtigsten Säulen der Energieversorgung werden.
Kaum eine Branche ist so auf den guten Willen der chinesischen Regierung angewiesen wie die deutsche Solarindustrie. Die Abhängigkeit ist absolut. Und Peking weiß das zu nutzen: Kaum denkt die EU über Wege nach, die europäische Photovoltaikbranche wieder zu beleben, bringt Peking Beschränkungen für die Ausfuhr von Maschinen zur Herstellung wichtiger Komponenten für die PV-Industrie ins Spiel.
Das allein hätte schon fatale Folgen für die Solarindustrie hierzulande. Und das gibt nur einen Vorgeschmack darauf, was passieren könnte, sollte der Konflikt um Taiwan eskalieren. Oder sollte es überhaupt nicht nachvollziehbare Preissprünge für Rohstoffe, Zellen und Module aus China geben. Nichts davon ist unrealistisch. Sich also auf solche Szenarien nicht einzustellen wäre fährlässig.
Denn es geht um eine der wichtigsten Energiequellen der Zukunft. Und um die Vorherrschaft über dieselbige.
Stand jetzt wären Deutschland und Europa machtlos. Das soll sich jetzt ändern. Erste Signale aus Berlin und Brüssel lassen hoffen, dass das China-Problem der Solarindustrie wirklich erkannt wurde. Das war überfällig. Denn die Abhängigkeit von China ist deutlich größer, als es die Gasabhängigkeit Deutschlands von Russland war.
Solarenergie soll neben Windkraft eine der tragenden Säulen der neuen Energiewelt werden. Aktuell befinden sich fast 80 Prozent der weltweiten Fertigungskapazitäten für Photovoltaik-Module über alle Wertschöpfungsstufen hinweg in China.
>> Lesen Sie hier: Das China-Risiko der deutschen Solarindustrie
Dass es überhaupt so weit kommen konnte, dafür trägt die deutsche Politik die Verantwortung. Während die chinesische Regierung ihre Solarkonzerne grenzenlos subventionierte, kappte die damalige schwarz-gelbe Regierung die Fördersätze für Solarstrom drastisch - und zwar ohne große Vorwarnung.
Es gibt keine Alternative zu China
Im Geburtsland der Solarenergie musste ein Unternehmen nach dem anderen aufgeben, Zehntausende Arbeitsplätze verschwanden, und China wurde zum Champion der globalen PV-Industrie. Kein anderes Land hat überhaupt die Produktionskapazitäten, um den massiv steigenden Hunger nach Solarmodulen zu stillen.
Dass nun ausgerechnet jene Maschinen mit Ausfuhrbeschränkungen belegt werden könnten, für die deutsche Unternehmen wie Meyer Burger ihr Know-how vor Jahren überhaupt erst nach China verkauft haben, zeigt die ganze Absurdität. „Totengräber der Solarindustrie“ hatte Solarworld-Gründer Frank Asbeck die deutschen Solarmaschinenbauer damals genannt. Er sollte recht behalten.
Jetzt gilt es, mit Mühe wieder aufzubauen, was in den vergangenen Jahren leichtfertig oder sogar mutwillig zerstört wurde. Fest steht: Die Abhängigkeit von China zu verringern wird nicht billig - und es wird auch nicht von heute auf morgen gehen. Diesmal sollten die Warnungen nicht erst gehört werden, wenn es zu spät ist.
Mehr: Papier der Energie-Agentur: So soll die Energiewende doch noch klappen.





