Benachrichtigung aktivieren Dürfen wir Sie in Ihrem Browser über die wichtigsten Nachrichten des Handelsblatts informieren? Sie erhalten 2-5 Meldungen pro Tag.
Fast geschafft Erlauben Sie handelsblatt.com Ihnen Benachrichtigungen zu schicken. Dies können Sie in der Meldung Ihres Browsers bestätigen.
Benachrichtigungen erfolgreich aktiviert Wir halten Sie ab sofort über die wichtigsten Nachrichten des Handelsblatts auf dem Laufenden. Sie erhalten 2-5 Meldungen pro Tag.
Jetzt Aktivieren
Nein, danke

Kommentar Die Credit Suisse überwindet ihre Krise nur mit einem Kulturwandel

Weniger Risiko, weniger Skandale: Nur so schafft die Credit Suisse den Weg aus der Krise. Doch den Beweis, dass die Bank einen Neuanfang zumindest versucht, bleibt das Management bislang schuldig.
22.04.2021 - 19:33 Uhr Kommentieren
Der Verlust sei „inakzeptabel“, sagte der Bankchef am Dienstag. Quelle: Reuters
Thomas Gottstein

Der Verlust sei „inakzeptabel“, sagte der Bankchef am Dienstag.

(Foto: Reuters)

Wenn es irgendetwas gibt, das die ebenso stolze wie traditionsbewusste Credit Suisse (CS) in der letzten Zeit zuverlässig wie ein Schweizer Uhrwerk lieferte, dann waren das Skandale. Wer allerdings gehofft hatte, dass die Großbank entsprechende Schlüsse daraus ziehen und so etwas wie einen Neuanfang zumindest versuchen würde, der dürfte enttäuscht sein. Was CS-Chef Thomas Gottstein und sein Finanzchef David Mathers am Donnerstag bei der Vorlage der Quartalszahlen auf die kritischen Fragen von Analysten und Medien antworteten, klang noch stark nach der alten Credit Suisse, die das Management doch unbedingt hinter sich lassen will.

Gottstein versuchte, die Aufmerksamkeit auf die hohen Gewinne im Investmentbanking zu lenken und die teuren Debakel mit dem Hedgefonds Archegos Capital sowie dem Fintech Greensill als bedauerliche Einzelfälle darzustellen. Nun gelte es, nach vorn zu blicken.

Eine erstaunliche Einschätzung, wecken doch die seit Jahren anhaltenden Negativschlagzeilen Erinnerungen an die dunkelsten Stunden der Deutschen Bank, die wie die CS jetzt keinen Skandal auszulassen schien. Als die „neue Deutsche“ verspotten Analysten im angelsächsischen Finanzraum die Bank inzwischen. Das schmerzt.

Dabei hat die Bank nur eine Chance, um aus dem Teufelskreis aus Skandalen und negativen Schlagzeilen auszubrechen: Sie muss die ausgeprägte Deal-Kultur abstellen, die mitunter zulasten der Kunden ging. Und sie muss alle Altlasten ausräumen und den Kunden dabei größtmöglich entgegenkommen, um langwierige und schmerzhafte Prozesse zu vermeiden. Die Kunden erwarten von einer Bank, dass sie das Vermögen schützt und vermehrt. Von einer Schweizer Bank umso mehr.

CS-Finanzvorstand David Mathers betonte, dass der Bank und ihren Aktionären durch die Abwicklung der Lieferkettenfonds bislang kein Schaden entstanden sei. Sein Chef, CEO Gottstein, wollte sich trotz mehrfacher Nachfrage nicht festlegen lassen, ob die Bank für mögliche Verluste geradesteht. Greensill sei „ein Rückschlag, eine Enttäuschung“ gewesen. Die Bank werde alles tun, um möglichst viel von dem Anlegergeld zurückzuholen, sagte er. Doch das werde mehrere Quartale andauern.

Verprellte Kunden

Zur Erinnerung: Profikunden der CS hatten zehn Milliarden Dollar in die Lieferkettenfonds investiert, die die CS mit dem Pleite-Fintech Greensill aufgelegt hatte. Und zwar in dem Glauben, dass es sich um eine abgesicherte Alternative zu Cash handelte. Von dem Geld, das nur kurzfristig angelegt werden sollte, hängt die Hälfte wohl noch monatelang fest – und ein signifikanter Teil wird unwiederbringlich verloren sein. Zu den Investoren gehörten Topkunden der Bank, darunter Großaktionäre aus Katar. Diese Kunden vor den Kopf zu stoßen und Jahre währende Rechtsstreitigkeiten zu riskieren wirkt nicht wie ein kundenorientiertes Krisenmanagement.

Auch beim Thema Archegos Capital ist die Einsicht des Topmanagements begrenzt. Der Fonds des Investors Bill Hwang hatte sich Milliarden bei der CS und anderen Banken geliehen und war damit riskante Aktienwetten eingegangen. Er hinterlegte die Aktien als Sicherheiten für die Kredite. Bis heute haben die Aktionäre der CS keinen genauen Überblick, wie hoch die Risiken waren, die die Bank mit ihrem Kapital eingegangen ist. Als der Fonds zusammenbrach, mussten die Banken die Archegos-Aktienpakete abstoßen, um zumindest einen Teil des Kredits zurückzuerhalten.

CEO Gottstein versprach, das sogenannte Prime Brokerage, also die für den Handel mit Hedgefonds verantwortliche Sparte, nach einer Überprüfung einzudampfen und das Risiko im Investmentbanking abzubauen. „Wir schauen uns das gesamte Portfolio an.“

Dass die Credit Suisse mit 4,4 Milliarden Franken Verlust den Großteil der Kosten aller Wall-Street-Banken aus dem Archegos-Kollaps trägt, habe jedoch nichts damit zu tun, dass die CS-Banker langsamer als die Konkurrenz beim Abstoßen der Aktienpakete waren. Man habe die Position „geordnet und im Einklang mit dem Recht“ abgewickelt. Was hängen bleibt: Im Großen und Ganzen hat die CS zumindest bei der Abwicklung des Fonds nichts falsch gemacht, garniert mit einem impliziten Seitenhieb, dass die Konkurrenz möglicherweise nicht im Einklang mit dem Recht gehandelt hat.

Gefährlicher Spac-Boom

Und auch sonst geben die Quartalszahlen wenig Anlass zu der Annahme, dass die Bank ihren Risikoappetit bislang gezügelt hat. Die Milliardenverluste konnte die Bank nur aufgrund eines starken Ergebnisses im Investmentbanking abfedern. Als einer der wichtigsten Gewinngaranten im Investmentbanking der CS galten Spacs: ausgerechnet jene Firmenhüllen, die ohne echtes Geschäftsmodell an die Börse gehen und dann Jagd auf renditeträchtige Beteiligungen in gehypten Geschäftsfeldern machen. Das Geschäft mit der einen spekulativen Übertreibung gleicht den Verlust mit der anderen aus.

Es wird interessant sein zu sehen, wie viele der von der CS an die Börse gebrachten Firmenhüllen in den Portfolios der eigenen Kunden landen – und wie glücklich die Bankkunden damit werden. Die Gefahr, sich neuen Kundenzorn einzuhandeln, scheint noch nicht gebannt.

Mehr: Credit-Suisse-Verlust fällt weniger stark aus als erwartet – Überraschende Kapitalerhöhung

Startseite
Mehr zu: Kommentar - Die Credit Suisse überwindet ihre Krise nur mit einem Kulturwandel
0 Kommentare zu "Kommentar: Die Credit Suisse überwindet ihre Krise nur mit einem Kulturwandel "

Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.

Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%