Kommentar Die Konsolidierung in der Luftfahrtbranche könnte schneller kommen als erwartet

Die britische Fluggesellschaft soll ein Angebot der ungarischen Billig-Airline Wizz Air erhalten und abgelehnt haben.
Es ist eine Randnotiz in der Mitteilung von Easyjet, die die britische Fluggesellschaft am Donnerstag anlässlich einer Kapitalmaßnahme verschickte. Aber die hatte es in sich: Man habe eine unfreundliche Übernahmeofferte erhalten, diese aber abgelehnt, teilte das Management mit.
Die ungarische Wizz Air soll nach Informationen der Nachrichtenagentur Bloomberg die Hand nach Easyjet ausgestreckt haben. Eine Bestätigung dafür gibt es nicht. Passen würde es aber. Hinter Wizz Air steht unter anderem der finanzstarke US-Investor Indigo.
Am Ende ist es egal, ob der Name stimmt oder nicht. Der Fall Easyjet zeigt: Die Branche steht vor einer Neusortierung. Erst am Montag hatte Lufthansa-Chef Carsten Spohr vor Medienvertretern in Frankfurt gesagt, dass es viel zu viele Airlines in Europa gebe. Derzeit sei bei der Konsolidierung allerdings die „Pausentaste“ gedrückt.
Der Grund: Viele Fluggesellschaften wurden mit Staatsgeldern gestützt, auch die Lufthansa. Solange Airlines aber Steuergelder nutzen, verbietet die EU-Kommission größere Übernahmen. Erst wenn die Hilfen zurückgezahlt seien, werde in der Konsolidierung wieder auf „Play“ geschaltet, prognostizierte Spohr.
Nun zeigt sich: Der Umbau der europäischen Luftfahrt könnte schneller gehen, als es viele Airline-Manager erwarten. Gerade gegen Ende einer Krise ist die Gelegenheit für Zukäufe günstig. Noch sind viele Fluggesellschaften bilanziell schwer angeschlagen. Sie sind damit latent angreifbar – vor allem dann, wenn sie börsennotiert sind und zumindest ein sehr attraktives Angebot nicht so einfach ausschlagen dürfen.
Lufthansa sollte Staatshilfen rasch zurückzahlen
Gleichzeitig darf die Branche auf bessere Zeiten hoffen. Auch wenn der kommende Winter noch schwierig werden wird – spätestens im kommenden Frühjahr sollte das Gröbste überstanden sein. Dann werden die Menschen wieder reichlich Flugtickets kaufen.
Und in der Luftfahrt zählt nun mal Größe. Flugzeuge und Kerosin können günstiger eingekauft, schwankende Ölpreise besser abgesichert werden. Wer zudem an einem Flughafen die Nummer eins oder zwei ist, hat auch mehr Marktmarkt bei der Preisgestaltung.
Für die Lufthansa ist der Fall Easyjet deshalb ein klares Zeichen, bei der bereits angekündigten Rückzahlung der Staatshilfen Gas zu geben. Sonst bleibt Europas größter Airline-Gruppe zumindest vorerst nur die Rolle des Zuschauers am Spielfeldrand. Das wäre bitter. Denn grundsätzlich würde eine Fluggesellschaft wie etwa Easyjet auch gut zur Lufthansa passen – erst recht, seitdem die Lufthansa-Spitze stärker denn je auf Privatreisende setzt.
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