Kommentar: Erdogan testet seine Grenzen aus


Es ist alles andere als ein Signal der Stärke, dass der türkische Präsident seinen Herausforderer wenige Tage vor der Nominierung für die Präsidentschaftswahlen 2028 festnehmen lässt. Die Gründe für die Inhaftierung des populären Istanbuler Bürgermeisters Ekrem Imamoglu sind fadenscheinig, die Motive Recep Tayyip Erdogans klar: Der Präsident will seine Macht absichern.
Das ist das übliche Muster von Diktaturen, die mühsam eine demokratische Fassade aufrechterhalten. Seit einem Vierteljahrhundert betreibt Erdogan konsequent den autokratischen Umbau der Türkei. Dass er glaubt, sich dieses offensichtliche Manöver leisten zu können, ist keine Überraschung.
Denn das geopolitische Umfeld könnte aus seiner Sicht kaum günstiger sein: Erstens legitimiert neuerdings der Präsident der westlichen Führungsmacht höchstpersönlich solche totalitären Anmaßungen. Donald Trump vernachlässigt demokratische Standards ebenso sichtbar wie für jeden Autokraten auf dem Globus willkommen.
Und was der Führer des freien Amerika darf, das dürfen die Erdogans, Modis, Xis dieser Welt erst recht. Dass Trumps Bodyguard Elon Musk die X-Accounts türkischer Oppositioneller abschaltet, wird Erdogan nicht entgangen sein.





