Kommentar: Humanitäre Hilfe für Gaza reicht nicht – es gibt nur eine Lösung

Es sind Bilder, die jeden, der ein Gewissen hat, mit tiefer Scham erfüllen: Babys, die nur noch Haut und Knochen sind; Palästinenser, die erbittert um ein aus einem Flugzeug abgeworfenes Lebensmittelpaket kämpfen.
Mehrfach hat Israel seit Beginn des Kriegs im Gazastreifen vor 21 Monaten Hunger als Waffe eingesetzt, obwohl dies nach humanitärem Völkerrecht verboten ist. Zuletzt verhängte die Armee Anfang März eine komplette Blockade. Am 21. Mai hob sie die Blockade teilweise auf und ließ Hilfsgüter verteilen.
Jetzt mussten Armee und Regierung einräumen, dass sie mit ihrem Kurs gescheitert sind. In Gaza breitet sich der Hunger aus. Mehr als 100 Palästinenserinnen und Palästinenser sind bereits an Unterernährung gestorben, die meisten von ihnen Babys und Kleinkinder.
Seit Sonntag gibt es eine Luftbrücke von Jordanien und den Vereinigten Arabischen Emiraten – sogar die israelische Luftwaffe beteiligt sich daran. Überwinden lässt sich die Hungerkrise indes nur mit dauerhafter Hilfe. Dazu braucht es einen Waffenstillstand – und zwar sofort.
25 Staaten fordern ein sofortiges Ende des Gazakriegs. Bundeskanzler Friedrich Merz und sein Sicherheitskabinett diskutieren die Lage. Der britische Premier Keir Starmer ruft sein Kabinett wegen der aktuellen Situation aus der Sommerpause zurück, und die Vereinten Nationen haben das Sterben in Gaza auf die Tagesordnung gesetzt. Doch es hilft bislang nichts.
Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu redet unverdrossen vom „totalen Sieg“ über die Hamas, und er hat sich hinter die Vertreibungspläne von US-Präsident Donald Trump gestellt. Nur Druck von außen kann das verhindern. Dazu haben Deutschland und die EU Instrumente an der Hand. Diese müssen sie einsetzen.
Die Bundesregierung betont, dass sie ein Freund Israels sei. Gut so. Freundschaft bedeutet aber auch, den anderen im Ernstfall von fatalen Fehlern abzuhalten. Genau dieser Punkt ist erreicht. Genug ist genug!