Kommentar: Inflation – die Geldpolitik wird hoffentlich unwichtig


Die neuen Daten zur deutschen Inflation, die jetzt bei zwei Prozent liegt, bestätigen weitgehend einen weltweiten Trend: Die Notenbanken haben die Preise wieder unter Kontrolle gebracht. Das war kein leichtes Unterfangen, nachdem während der Covidpandemie der wirtschaftliche Zusammenbruch in den meisten Ländern nur dadurch verhindert werden konnte, dass die Geldpolitiker ihre Kernaufgabe der Preisstabilität hintanstellten und eine Flut von Liquidität ins System gossen. Auf den letzten Metern des Wegs zur wirklichen Preisstabilität kann es noch Diskussionen geben. Aber die Hauptarbeit ist zum Glück geleistet.
Das Wunschszenario wäre jetzt: Die Geldpolitik wird wieder langweilig, und die Bürger fragen sich irgendwann, wozu dieser überdimensionierte Bau in Frankfurt am Main überhaupt dient. Die Politik beschäftigt sich mit Strukturfragen, bringt die Staatsfinanzen, auch auf europäischer Ebene, in Ordnung, setzt auf Zukunftsthemen. Die Preise bleiben stabil.
Gestritten wird in Berlin, nicht in Frankfurt – oder mit Blick nach Washington: Gestritten wird im US-Kongress und nicht in dem flachen, beinahe unscheinbaren Bau, der die US-Notenbank (Fed) beherbergt.
Leider stehen die Zeichen für eine derartige Entwicklung nicht gut. In den USA versucht Präsident Donald Trump, sich die Fed wie fast alle gesellschaftlich wichtigen Bereiche zu unterwerfen, sie zu einem Instrument seiner Schuldenpolitik zu machen. Im Euro-Raum geht es ruhiger zu.
Aber die EZB hat sich hier als stille Helferin der Finanzpolitik etabliert, die hochverschuldeten Euro-Staaten wie Italien erträgliche Kreditkonditionen mehr oder minder garantiert. Die Gefahr, dass sie so zumindest auf lange Sicht in eine ungute Abhängigkeit kommt, lässt sich nicht abstreiten. Auch hier ist Wachsamkeit geboten.
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