Kommentar: Kampf gegen Steuerdumping: Irlands Abkehr vom Steuersatz von 12,5 Prozent war überfällig

Irland gibt den Steuersatz von 12,5 Prozent auf, mit dem es bisher internationale Konzerne lockte.
London. Jahrelang war der Körperschaftsteuersatz von 12,5 Prozent ein fester Bestandteil der irischen Identität – fast so wie ein Pint Guinness. Nichts konnte die Regierung in Dublin von diesem Symbol ihrer Wirtschaftspolitik abbringen. Jeder Angriff aus anderen EU-Hauptstädten wurde empört zurückgewiesen. Wenn es um ihren Steuersatz ging, hatten die keltischen Mustereuropäer ausschließlich ihr nationales Eigeninteresse im Blick.
Nun ist das Tabu gebrochen. Irland hat sich bereit erklärt, die globale Mindeststeuer von 15 Prozent zu unterstützen. Nur eine Bedingung hatte die Regierung: Kleine Firmen mit einem Jahresumsatz von weniger als 750 Millionen Euro zahlen auf der Grünen Insel auch künftig nur 12,5 Prozent Unternehmensteuer. Aus Sicht der OECD ist das ein guter Kompromiss: Die Reform zielt schließlich auf die multinationalen Konzerne wie Amazon und Microsoft.
Ausschlaggebend für die irische Kehrtwende war der Druck aus den USA. Dem großen Verbündeten hat Dublin noch nie etwas abschlagen können – und noch weniger dem Irlandfreund Joe Biden. Man fragt sich aber, warum die Einsicht so lange gedauert hat. Denn die Abkehr von den 12,5 Prozent war überfällig.





