Kommentar: Kim ist der wahre Kriegsgewinnler


Russland sucht sich in Nordkorea Hilfe.
Es ist ein klares Zeichen der Schwäche: Wladimir Putin muss ausgerechnet Nordkorea um Waffen und Munition für seinen Krieg in der Ukraine anbetteln. Dem russischen Präsidenten gehen beim heiklen Thema Rüstung die Bündnispartner aus – weder China noch andere Akteure wollen sich mit Waffenlieferungen an Russland den Ärger der USA und ihrer Bündnispartner zuziehen.
Nordkoreas Diktator Kim Jong Un wird das zu nutzen wissen. Die Bitte aus Moskau könnte einen Ausweg aus der jahrelangen Isolation des Landes bieten.
Vor allem nordkoreanische Artillerie und Munition dürften für den Kreml interessant sein, im Gegenzug hofft Pjöngjang auf technisches Know-how für das Atom-, Satelliten- und Raketenprogramm.
Die Wiederannäherung der beiden Nachbarländer, die sich in der Nähe von Russlands wichtigstem Pazifikhafen Wladiwostok eine kurze Grenze teilen, ist schon seit Längerem zu beobachten. Höhepunkt war der Besuch des russischen Verteidigungsministers Sergei Schoigu im Sommer zu Kims Militärparade in Pjöngjang, nachdem es ranghohe chinesische und russische Politiker lange Zeit vermieden hatten, sich mit Vertretern des nordkoreanischen Regimes zu zeigen.
Nach nordkoreanischer und russischer Logik könnte nun die nächste Stufe der Zusammenarbeit anstehen: ein persönlicher Besuch Kim Jong Uns bei Putin in Wladiwostok oder gar Moskau.
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Die geopolitischen Folgen der rüstungspolitischen Annäherung sind nicht zu unterschätzen. Erstens verliert Moskau in der Position des Bittstellers endgültig seinen mäßigenden Einfluss auf Nordkorea. Zweitens würde der Import von wichtigen Rüstungsbauteilen aus Russland das Regime noch gefährlicher machen. Drittens gefährdet ein Rüstungsdeal den Minimalkonsens zwischen den Großmächten.
Bei allen Unstimmigkeiten im UN-Sicherheitsrat zwischen den USA einerseits und China und Russland andererseits konnten sich die globalen Kontrahenten zumindest im Hinblick auf Nordkoreas Atomprogramm in der Vergangenheit auf gemeinsame Sanktionen einigen. Der internationale Druck auf Moskau vor allem durch die UN war zwischenzeitlich sogar so groß geworden, dass Russland nordkoreanische Arbeitskräfte, die im Hausbau und in der Forstwirtschaft eingesetzt waren, nach Hause geschickt hatte.






Auch hier ist ein Rückfall in alte Zeiten zu befürchten: Nordkoreanische Arbeiter könnten künftig beim Wiederaufbau in den besetzten ukrainischen Donbass-Regionen helfen. Für den Frieden und auch die von China gewünschte Stabilität an seinen Grenzen sind das alles schlechte Nachrichten.
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