Kommentar: Lambrecht-Nachfolge und Ukraine-Politik: Der Kanzler im Doppeldilemma
Die Verbündeten setzen den Regierungschef unter Druck.
Foto: IMAGO/Björn TrotzkiBerlin. Einen „Doppelwumms“ hat Bundeskanzler Olaf Scholz versprochen, um die Bürger in Deutschland von den Folgen des Ukrainekriegs zu entlasten. Doch sicherheitspolitisch steckt der Regierungschef derzeit in einem Doppeldilemma: Weil Ressortchefin Christine Lambrecht hinwerfen will, muss er den Schleudersitz im Verteidigungsministerium rasch mit einer Persönlichkeit besetzen, die mehr Kompetenz und Fingerspitzengefühl hat als Lambrecht. Und er muss die Ampelkoalition zu einer einheitlichen Position in der Kampfpanzer-Frage bringen, bevor Ende der Woche die Ukraine-Kontaktgruppe erneut in Ramstein zusammenkommt, um die weiteren Unterstützungsleistungen zu koordinieren.
Die versprochene Zeitenwende bei der Bundeswehr dürfte nicht unbedingt schneller vonstattengehen, wenn sich jetzt eine Lambrecht-Nachfolgerin oder ein Nachfolger erst im Ressort einarbeiten und Führungsstärke beweisen muss. Immerhin steht zu hoffen, dass sie oder er mehr Interesse am Amt mitbringt als die Vorgängerin.
Sollte Lambrecht wirklich schon länger amtsmüde gewesen sein, so ist der Zeitpunkt des Abgangs ausgerechnet in der Ramstein-Woche denkbar ungünstig. Eine Ministerin auf Abruf zum Treffen mit den Alliierten zu schicken kann sich Scholz nicht leisten.