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KommentarMaritime Hasenfüße – Wo US-Vizepräsident Vance recht hat

Deutschland und Europa müssen ihre Interessen auch auf den Weltmeeren verteidigen können. Dass sie sich dabei zu oft auf die USA verlassen, wissen wir nicht erst seit „Signal-Gate“.Frank Specht 27.03.2025 - 16:55 Uhr
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US-Flugzeugträger USS Carl Vinson: Die Drecksarbeit zum Schutz der internationalen Seewege überlassen die Europäer weiter gerne den Amerikanern. Foto: AFP

Was hat „Signal-Gate“ in Washington mit dem kürzlich verstorbenen früheren Bundespräsidenten Horst Köhler zu tun? Auf den ersten Blick wenig. Bei näherem Hinsehen aber doch eine ganze Menge.

Dass führende Vertreter der US-Administration im Chat auf dem Kurznachrichtendienst Signal Pläne für Angriffe auf die jemenitischen Huthi-Rebellen ausplauderten und ein Journalist mitlas, ist vor allem peinlich für die Trump-Administration.

Doch so kam auch die Äußerung von Vizepräsident Vance ans Licht, er hasse es, die Europäer immer „wieder rauszuhauen“. Verteidigungsminister Hegseth sprach von „Trittbrettfahrern“ diesseits des Atlantiks.

Und das ist peinlich für die Europäer und insbesondere für die Deutschen. Denn wenn es um die Freiheit der internationalen Schifffahrts- und Handelsrouten geht, die vor den permanenten Attacken der islamistischen Huthi-Rebellen geschützt werden sollen, dann haben Vance und Hegseth leider recht.

Und hier kommt der frühere Bundespräsident Horst Köhler ins Spiel. Er hatte schon 2010 gemahnt, dass eine Exportnation von der Größe und Bedeutung Deutschlands ihre Interessen im Notfall auch mit militärischen Mitteln wahren müsse – etwa, wenn es um freie Handelswege oder die Verhinderung regionaler Instabilitäten gehe. Köhler musste damals wegen der Äußerung noch zurücktreten, es waren andere Zeiten.

Handelsschifffahrt

Deutsche Marine entsendet Fregatte „Hessen“ ins Rote Meer

Doch hat sich seither viel verändert, trotz aller Sonntagsreden und neuer Bedrohungslagen?

Die Europäer haben in den Jahren verschiedene Marinemissionen zum Schutz vor Piraten am Horn vor Afrika, zur Überwachung des Waffenembargos gegen Libyen und zur Sicherung der Seewege im Roten Meer aufgesetzt. Doch wenn es um Angriffe auf Huthi-Stellungen geht, von denen die Rebellen ihre Drohnen- und Raketenangriffe starten, dann überlassen sie die Drecksarbeit doch lieber den Nicht-EU-Staaten USA und Großbritannien.

Die Deutsche Marine zeigte im vergangenen Jahr zwar medienwirksam Präsenz im Indopazifik. Auf dem Rückweg haben die schlecht gegen Luftangriffe gerüstete Fregatte „Baden-Württemberg“ und der Einsatzgruppenversorger Frankfurt am Main dann aber lieber das Rote Meer gemieden und die Route um Afrikas Südspitze genommen, um die Schiffe keinem unnötigen Risiko auszusetzen.

Verwandte Themen Donald Trump USA Deutschland Europa

Man wüsste gerne, was der heutige Vizepräsident Vance damals über die maritimen Hasenfüße auf Signal gepostet hätte.

Wollen Deutschland und Europa weiter als Handelsmächte ernst genommen werden, müssen sie eigenständig in der Lage sein, ihre Interessen zu vertreten – auch auf den Weltmeeren. Seit Donald Trump wieder im Weißen Haus regiert, sind die Worte von Horst Köhler aktueller denn je.

Mehr: Deutsche Reedereien suchen Schutz der Marine – „Zögern kostet mehr“

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