Kommentar Mit dem Einreiseverbot schaden die USA sich selbst – und ihren Unternehmen

Die USA lassen ihre Grenzen weiter zu, um die angebliche Gefahr von außen nicht ins Land zu lassen, obwohl sie selbst längst zur größten Gefahr geworden sind.
Was wünscht sich Michael Heinz, der neue US-Chef des Chemiekonzerns BASF, von Präsident Joe Biden? Dass dessen Regierung endlich den „Travel Ban“ seines Vorgängers Donald Trump aufhebt. Damit steht Heinz nicht allein. Nicht nur die US-Tourismusbranche und die Fluggesellschaften werben seit Monaten für eine vernünftige Lösung. Auch immer mehr Unternehmen klagen, dass sie ihre Maschinen nicht warten lassen können und wichtige Mitarbeiter nicht ins Land bekommen.
Das Einreiseverbot, das für alle Europäer ohne Greencard gilt, hat sich längst überholt. Vergangene Woche zählte der Bundesstaat Mississippi zu den Orten mit der höchsten Corona-Inzidenz weltweit. Die Vereinigten Staaten sind in Sachen Delta-Variante längst zum gefährlichsten westlichen Land geworden. Die Inzidenzwerte in den USA betragen mehr als das Doppelte des EU-Durchschnitts.
Die USA lassen also ihre Grenzen weiter zu, um die angebliche Gefahr von außen nicht ins Land zu lassen, obwohl sie selbst längst zur größten Gefahr mutiert sind. Und das, obwohl die EU ihrerseits die Grenzen zu den durchseuchten USA geöffnet hat. Aus aktuellen Corona-Hotspots wie Costa Rica, Malaysia oder Kasachstan hingegen dürfen Menschen einreisen.
Für viele Unternehmen in den USA ist das nicht mehr nachvollziehbar. Es schadet nicht nur der Tourismusindustrie, der zahlungskräftige Reisende in diesem Sommer entgangen sind. Es schadet auch den Unternehmen. Viele ihrer Mitarbeiter haben ihre Familien seit fast zwei Jahren nicht mehr gesehen, verpassen wichtige Geburtstage, Schulabschlüsse der Kinder oder können ihre kranken Verwandten nicht mehr besuchen.
Aber auch Dienstreisen sind nur in seltenen Fällen und nach aufwendigen und unsicheren Prozeduren möglich. Deshalb vertagen einige Unternehmen derzeit den Bau von Fabriken oder neue Projekte, weil sie die dafür wichtigen Fachkräfte nicht ins Land bekommen. Das sind alles Arbeitsplätze, die nicht entstehen können, und verpasstes Wirtschaftswachstum.
Wenn es einen Ort gibt, wo sichere Kontrollen möglich sind, dann sind das internationale Flughäfen
Die Corona-Gefahr sollte man nicht unterschätzen. Aber wir haben mittlerweile gelernt, welche Maßnahmen vor Ansteckung schützen. Und wenn es in den USA einen Ort gibt, an dem man sich sicher fühlen kann und an dem Tests und Impfnachweise tatsächlich geprüft werden, dann sind das die internationalen Flughäfen.
Es ist das gute Recht der USA, nur getestete oder auch geimpfte Menschen ins Land zu lassen, um die eigene Bevölkerung zu schützen. Aber die EU-Bürger auszuschließen, weil Italien im März 2020 der größte Hotspot war, ist unlogisch und schädlich.
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