Kommentar: Neid ist unangebracht – Boni sind ein Risiko für Top-Performer

Wenn es in Deutschland um Boni geht, ist eine Neiddebatte nicht weit. Bekommt hier etwa jemand mehr, als gerecht wäre? Insofern ist die Aufregung zu folgender Nachricht eigentlich programmiert: Ausgerechnet in der Krise stärken viele große Konzerne ihre Boniprogramme.
Der Trend geht zudem dahin, den Bonus wieder verstärkt an die individuelle Leistung statt an den Teamerfolg zu koppeln.
Dabei ist Neid an der Stelle unangebracht. Denn nicht nur ist ein Bonus in der Wirtschaftskrise ein Risiko für die Beschäftigten. Er ist außerdem langfristig kein Garant für Top-Performance.
Höherer Bonus heißt auch niedrigeres Fixgehalt
Denn höhere Boni sind ein Kriseneffekt. Unternehmen sparen an den festen Löhnen und lagern Gehaltserhöhungen in variable Vergütung aus. Die, wie das Wort schon besagt, nicht zwingend geleistet werden muss. Für kriselnde Konzerne ist das eine elegante Methode, um die Lohnkosten zu drücken und gleichzeitig das Versprechen an High Performer beizubehalten, dass für ihre Leistung mehr möglich ist.
Die deutsche Wirtschaft braucht aktuell Höchstleistungen von ihren Führungskräften und Top-Leuten, um die Rezession zu überwinden. Ein Bonus kann dafür kurzfristig ein guter Anreiz sein. Über einen Spot-Bonus können Unternehmen dazu spontan Einzelleistungen anerkennen. Das ist eine sinnvolle Variante in einer Zeit, in der festgelegte Jahresziele innerhalb weniger Wochen durch Donald Trumps Zollpolitik hinfällig werden können.
Langfristig warnen Management-Forscher aber davor, als Motivator ausschließlich auf Boni zu setzen. Der Effekt der Zahlung verpufft schnell. Wer seinen Bonus nicht jedes Jahr erhält, ist frustriert.
Unternehmen müssen sich also sinnvolle Instrumente dafür überlegen, wie sie die Leistung ihrer Mitarbeitenden auf persönlicher Ebene anerkennen können. Dazu zählen Entwicklungschancen ebenso wie eine gesunde Feedbackkultur. Langfristig engagiert bleibt nur, wer die Sinnhaftigkeit des eigenen Tuns erkennt. Geld allein reicht da nicht.