Kommentar: Powells unmöglicher Balanceakt – es geht um alles

Geht doch, wird Donald Trump sich gedacht haben, nachdem der Chef der US-Notenbank am Mittwoch den Leitzins um 0,25 Prozentpunkte gesenkt hatte. Monatelang hatte der US-Präsident nicht nur vehement und öffentlich eine geldpolitische Lockerung gefordert – mit kurzsichtigen ökonomischen Argumenten übrigens –, er ließ auch kaum eine Gelegenheit aus, um den Chef der US-Notenbank, den er während seiner ersten Amtszeit selbst eingesetzt hatte, persönlich anzugreifen, gar zu diffamieren.
Und damit ist die ganze Tragödie rund um Fed-Chef Jerome Powell schon auf den Punkt gebracht. Das, was nie passieren darf, ist eingetreten. Die ökonomische Begründung einer geldpolitischen Entscheidung tritt in den Hintergrund. Alles dreht sich nur noch um die Politisierung der mächtigsten Notenbank der Welt. Oder präziser: um die Frage, ob die Federal Reserve zu einer Art Unterabteilung des Weißen Hauses degradiert wird.
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Wirtschaftliche Gründe für eine Zinssenkung gibt es ebenso, wie es gute Gründe gibt, doch noch mit einer weiteren geldpolitischen Lockerung zu zögern. Der Arbeitsmarkt kühlte sich zuletzt deutlich ab, was eine Zinssenkung rechtfertigt. Die Arbeitslosenquote war im August überraschend auf 4,3 Prozent gestiegen.