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Morning BriefingWie der Finanzmarkt in 2025 einfach alle Krisen ignorierte

Teresa Stiens 30.12.2025 - 06:16 Uhr
Handelsblatt Morning Briefing

Geldanlage: Das fulminante Jahr 2025 / Ukraine: Die Kehrtwende des Kreml

vor 9 Min.
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Liebe Leserinnen und Leser,

kennen Sie die Emojis der drei Affen, die sich Augen, Mund und Ohren zuhalten? So ähnlich verhielt sich der Aktienmarkt 2025 angesichts der vielen globalen Krisen, die eigentlich die Stimmung hätten trüben sollen. Zollchaos, Staatsverschuldung, drohende KI-Blase – war da was? Die Anlegerinnen und Anleger zeigten sich weitgehend unbeeindruckt. Trotz aller Unwägbarkeiten hat sich im zu Ende gehenden Börsenjahr der Mut zum Risiko ausgezahlt. Viele Märkte entwickelten sich überraschend positiv, Aktien aus vielen Ländern legten zweistellig zu.

Meine Kollegin Andrea Cünnen aus dem Handelsblatt-Finanzressort hat sich angeschaut, was 2025 aus 100.000 Euro geworden wäre, wenn Sie das Geld in unterschiedliche Märkte investiert hätten. Die gute Nachricht: Hinter vielen Anlageoptionen stünde ein fettes Plus. Erstaunlich erfolgreich hätte Ihr Geld in Südeuropa performed. Die Leitindizes in Spanien und Griechenland sind seit Januar inklusive Dividenden um mehr als 50 Prozent gestiegen. Auch der deutsche Dax lieferte ein deutliches Plus. Ein Problem stellte allerdings die Schwäche des US-Dollars dar. Denn nicht nur US-Aktien und Anleihen, sondern auch Welt-Indizes wie der MSCI World und Rohstoffe werden in Dollar gehandelt.

100.000 Euro fiktives Startkapital: Welche Anlagen haben im laufenden Jahr besonders gut abgeschnitten? Foto: Getty, Gemini [M]

Die milliardenschwere Preisfrage wird auch 2026 lauten: Ist der Hype um künstliche Intelligenz eine Blase und wenn ja, droht sie zu platzen? Der Vorstandschef von Europas größtem Chiphersteller Infineon hat dazu eine klare Meinung – die allerdings nicht komplett frei von Eigeninteressen sein dürfte. Jochen Hanebeck ist sich sicher:

Wer an eine KI-Blase glaubt, verschläft einen Trend.
Jochen Hanebeck

Eine steile These, die der Vorstandsvorsitzende des Chipunternehmens allerdings auch mit einigen Belegen untermauern kann. So beobachtet er bei Infineon eine steigende Nachfrage. Vieles deute darauf hin, dass dies auch in den nächsten Jahren so bleiben werde, erklärt Hanebeck. Er beschreibt, dass sein Unternehmen gar nicht so viel liefern könnte, wie die Kunden bestellten. Der mit Abstand größte Treiber dieses Wachstums sind Chips für die Stromversorgung in KI-Rechenzentren.

Ein vermeintlicher Angriff und eine Kehrtwende

Der russische Präsident Wladimir Putin: Der Kreml-Chef erhebt schwere Vorwürfe gegen die Ukraine. Foto: AP

Hat die Ukraine eine Residenz des russischen Präsidenten mit Drohnen angegriffen oder nicht? Wladimir Putin selbst beharrt auf dieser Darstellung und rechtfertigt so eine Kehrtwende der russischen Verhandlungsposition. Wie genau diese aussehen wird, kommunizierte er hingegen nicht. Die Regierung in Kiew allerdings wies die Vorwürfe scharf zurück und sprach von einem „verdammten Schwachsinn der Russischen Föderation“.

Und der US-Präsident? Donald Trump verurteilte den mutmaßlichen Vorfall und sprach vor Journalistinnen und Journalisten davon, dass dies „nicht der richtige Zeitpunkt“ für einen solchen Angriff sei. Bisher gibt es keine Beweise für eine Attacke – ob es sich dabei um eine Finte Moskaus handelt, lässt sich also nicht abschließend beurteilen. In jedem Fall kommt der vermeintliche Vorfall dem russischen Präsidenten aus argumentativer Sicht erstaunlich gelegen.

Trump spricht von Angriff in Venezuela

Donald Trump: Er will keien Drogen in den USA vorgehen. Foto: Alex Brandon/AP/dpa

Von einem Krieg, der beendet werden soll, zu einem, der seit Jahrzehnten mehr oder weniger erfolglos geführt wird. Die USA haben nach Angaben ihres Präsidenten einen angeblichen „Drogenumschlagplatz“ in Venezuela angegriffen. „Es gab eine große Explosion im Hafengebiet, wo die Boote mit Drogen beladen werden“, erklärte Trump gestern. Weitere Details, etwa ob Menschen bei dem Angriff getötet wurden, nannte Trump nicht. Auch Einzelheiten zur Art des Schlags fehlen.

Die Explosion dürfte eine weitere Eskalationsstufe in Trumps inoffiziellem Krieg gegen die Drogen darstellen. Diesen „war on drugs“ hatte sein Parteikollege, der ehemalige US-Präsident Richard Nixon, in den 1970er-Jahren begonnen. Trump setzt ihn derzeit mit neuer Härte und weitreichenden militärischen Interventionen fort – etwa durch gezielte Luftschläge in der Karibik.

Große Sorgenfalten in Ingolstadt

Oberklassemodelle von Audi: Die jüngste Modelloffensive zeigt bislang kaum Wirkung. Foto: Audi AG/dpa-tmn

Bei Audi in Ingolstadt werden wohl einige Entscheiderinnen und Entscheider erleichtert das letzte Kalenderblatt dieses Jahres abreißen und es in den Papierkorb werfen. Denn für den Autohersteller war 2025, freundlich ausgedrückt, kein einfaches Jahr. Die Herausforderungen sind gewaltig: Die Gewinnmarge bewegt sich nach wie vor im niedrigen einstelligen Prozentbereich, die US-Zölle sorgen für eine außerordentliche Milliardenbelastung, und beim Absatz hinkt die VW-Tochter zum Teil deutlich den direkten Konkurrenten BMW und Mercedes hinterher.

Zuletzt legten Vertreter des Audi-Beirats außerdem eine ungewöhnlich kritische Bestandsaufnahme vor. Die Botschaft: Audi hat im wichtigen Premiummarkt in den vergangenen anderthalb Jahren massiv an Boden verloren. Die schwachen Verkaufszahlen auf dem Heimatmarkt Deutschland sind für Audi imageschädigend und offenbaren, dass die 2025 gestartete Modelloffensive bislang kaum Wirkung zeigt.

Abschied von einem Fernsehgiganten

Zum Abschluss dieses Briefings und zum Abschluss dieses Jahres müssen wir uns noch von einem Giganten des Unterhaltungsfernsehens verabschieden. Der Musiksender MTV wird nach fast 45 Jahren eingestellt. Für mich ein trauriger Moment, denn der laut-trashige TV-Sender gehörte zu meiner Jugend einfach dazu.

Ich fand dort nicht nur die Musikvideos meiner Lieblingsbands, sondern auch eine Welt, in der alles möglich schien. Wer hat sich nicht schon einmal vorgestellt, in einem Einkaufswagen einen Abhang hinunterzufahren? Die Jungs von „Jackass“ taten es einfach. In der Show „Pimp my Ride“ wurden Autos zu Luxuskarossen des Wahnsinns – ein Auspuff spuckte Spielkarten, ein Kofferraum produzierte Smoothies.

Vielleicht können wir uns ein bisschen MTV im Herzen bewahren und seine Nachricht weiter in die Welt tragen: Die Dinge sind nur so lange unvorstellbar, bis man sie tut.

Ich wünsche Ihnen einen inspirierten Übergang in das neue Jahr 2026.

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Es grüßt Sie herzlich Ihre

Teresa Stiens

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