Kommentar: Sanktionen gegen Huawei nutzen nur der chinesischen Konkurrenz

Viele westliche IT-Riesen haben die Zusammenarbeit mit den Chinesen eingestellt.
Düsseldorf. Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Die Umsätze von Huawei in der Konsumsparte haben sich halbiert. Im Jahr 2020 erzielte der IT-Ausrüster mit dem Verkauf vor allem von Smartphones umgerechnet 69 Milliarden Euro, im vergangenen Jahr waren es nur noch 35 Milliarden Euro.
Der von Ex-Präsident Donald Trump angestoßene Boykott der USA wirkt sich verheerend auf das Geschäft des chinesischen Konzerns aus. Die Entscheidung der Chiphersteller Intel und Qualcomm, nicht mehr an Huawei zu liefern, zeigt auch technologisch Wirkung. So kann das Unternehmen seit Längerem keine 5G-fähigen Smartphones mehr liefern.
Aus Sicht des Verbrauchers ist der Boykott von Google aber schlimmer. Ob die Huawei-Pro-50-Serie oder das faltbare Mate X2: Seit Mitte 2019 fehlen auf den Huawei-Handys der Zugang zum Google Play Store und wichtige Apps wie Google Maps oder Gmail. Nutzer können die Apps zwar auf Umwege installieren, aber das ist kompliziert und wohl nicht ganz legal.
Die US-Sanktionen versucht Huawei mit Innovationen und Eigenentwicklungen zu umgehen. So erhöhte der Konzern zuletzt seine Ausgaben für Forschung und Entwicklung dramatisch – und will im Jahr 2022 rund 10.000 angehende Entwickler und Ingenieure anstellen. Derzeit arbeiten bei Huawei rund 200.000 Menschen.
Doch mit Innovation allein wird der Hersteller den Rückschlag durch die Sanktionen nicht kompensieren können. Huawei muss sich neuen Geschäftsfeldern wie der Cloud oder Software zuwenden. Im vergangenen Jahr war der Konzern mit 17 Prozent Marktanteil in China die Nummer zwei im Cloud-Computing hinter Alibaba, das auf mehr als 38 Prozent kommt.
Wie andere chinesische Hersteller profitieren
Die Ironie der Geschichte: In das von Huawei hinterlassene Vakuum stoßen andere chinesische Smartphone-Hersteller wie Xiaomi oder Oppo. Erst vor wenigen Tagen veröffentlichte Xiaomi gute Zahlen, der Umsatz stieg 2021 um ein Drittel auf umgerechnet 47 Milliarden Euro.






Der Grund dafür ist das starke Wachstum im Smartphone-Markt, weltweit kommt Xiaomi bereits auf Platz drei mit einem Marktanteil von rund 14 Prozent, in Europa laut Branchenberatung Canalys mit mehr als 22 Prozent gar auf Platz zwei. Auch der chinesische Staatskonzern Oppo wächst stark.
Wirken die Sanktionen gegen Huawei? Auf jeden Fall. Die Antwort auf eine andere Frage fällt da schwerer: Sind die Sanktionen auch zielgenau? Da sind zumindest große Zweifel angebracht.
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