Kommentar: Stromnetz-Deal von Tennet macht Hoffnung auf mehr Investitionen


Endlich! Neue Investoren steigen bei dem Betreiber von Deutschlands größten Stromnetzen ein. Auf diesen Moment hat der bisherige Alleineigentümer der Tennet-Stromnetze – der niederländische Staat – seit Jahren hingearbeitet.
Über Jahre schienen die deutschen Tennet-Stromnetze unverkäuflich zu sein. Rendite zu niedrig, Kaufpreis zu hoch, Investitionsbedarf zu abschreckend. Internationale Pensionsfonds, Beteiligungsgesellschaften und andere Investoren warfen einen Blick auf die deutsche Energieinfrastruktur – und zogen weiter.
Jetzt dreht sich die Lage. An Rendite und Investitionsbedarf hat sich wenig geändert. Und doch gibt es jetzt Investoren, die deutsche Stromnetze als attraktive und langfristig stabile Geldanlage wahrnehmen.
Das zeigt sich nicht nur bei Tennet. Vor wenigen Wochen schloss RWE einen Deal mit dem US-Investor Apollo, in dessen Zuge RWE von Apollo 3,2 Milliarden Euro für seine Übertragungsstromnetze erhält.
Das frische Geld ist wichtig für die Wirtschaft hierzulande, denn ein gut funktionierendes Stromnetz ist Basis für eine sichere Anbindung von Industrie, Rechenzentren, Kraftwerken und Batteriespeichern – und ein Garant für eine stabile Stromversorgung.
Stromnetz-Deals machen Mut
Vor allem aber haben die Stromnetz-Deals Signalwirkung. Internationale Geldgeber glauben an das, was hierzulande passiert: an die deutsche Politik und vor allem auch an die Energiewende, die Transformation. Wer Milliarden in Stromnetze investiert, geht von einem stark steigenden Strombedarf aus – und damit von einer Elektrifizierung von Industrie, Autos und Heizungen.
Diese Signale machen Mut in einer Zeit, in der an vielen anderen Stellen eine Abkehr von den bisherigen Transformationszielen diskutiert wird – weil sich abzeichnet, dass sie Menschen und Unternehmen überfordern.

Bleiben wir abhängig von fossilem Gas?
Der CO2-Preis wird vielleicht nicht so schnell steigen wie geplant, falls Unternehmen länger als vorgesehen kostenlose Emissionsrechte vom Staat erhalten. Auch ein EU-weites Verbot für neue Verbrenner ab 2035 führt immer wieder zu politischen Debatten. Und zu einem Klimazwischenziel für 2040 können sich die europäischen Länder nicht durchringen.


Doch während die politischen Ziele zu wackeln scheinen, wetten die neuen Stromnetz-Investoren auf eine erfolgreiche Transformation – mit einem Wetteinsatz von mehreren Milliarden Euro. Daraus lässt sich Hoffnung schöpfen, dass andere nach- und mitziehen.
Denn viele Aufgaben der Energiewende mögen teuer und extrem fordernd sein. Aber die größte Blockade für einen erfolgreichen Wandel ist eine bröckelnde Zuversicht, die alle Akteure zweifeln lässt, ob sie es tatsächlich wagen können, den nächsten Schritt zu gehen. Deshalb sind große Investoren, die beherzt voranschreiten, genau das, was Deutschland jetzt braucht.
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