Kommentar: Trump schikaniert die europäische Wirtschaft


Die Anti-woke-Welle von US-Präsident Donald Trump hat die europäische Wirtschaft erreicht. Auslöser sind übergriffige Mails aus Übersee, zunächst an französische Unternehmen, mit der Aufforderung, die Einhaltung des von Trump verhängten Verbots von Programmen für „Vielfalt, Gleichberechtigung und Inklusion“ zu bestätigen.
Natürlich kann das amerikanische Dekret in Europa keine Gültigkeit beanspruchen. Aber die Forderung des US-Präsidenten ist perfide. Die europäische Wirtschaft wird schikaniert. Gleichzeitig verbreitet Trump auch hier seine schräge Sichtweise, dass ausgerechnet Diversity-Programme diskriminierend seien.
Nun mag die Woke-Bewegung manchen übertrieben erscheinen. Nicht jeder sieht Transgender und „queer“ als das neue Normal. Nicht jeder will zum Gendern gezwungen werden. Aber „woke“ bedeutet einfach, wachsam zu sein oder zu bleiben – wachsam gegenüber Diskriminierung und Ungerechtigkeit. Daran ist nichts auszusetzen.
Schon gar nicht, wenn zum Beispiel die Trump-Regierung US-Anwaltskanzleien auffordert, Listen mit persönlichen Daten abzugeben, aus denen im Zweifelsfall hervorgeht, ob ein Anwalt oder eine Anwältin nicht weiß ist.
Die Wirtschaft kann zum Korrektiv werden
Rassismus, Sexismus und andere Diskriminierungen haben in einem Rechtsstaat keinen Platz. Es geht um Gleichberechtigung und Respekt. In der EU gibt es dafür europarechtliche Vorgaben und entsprechende Artikel in den Verfassungen der Länder. In den Unternehmen geht es um Chancengleichheit im Beruf und eine bereichernde Zusammensetzung der Belegschaft. Vielfalt gehört heute einfach dazu.
Darin liegt auch die Chance, dass Trumps Vorstoß am Ende scheitert: Die USA sind eine starke Wirtschaftsmacht. Europäische Unternehmen müssen signalisieren, dass bestimmte Prinzipien nicht verhandelbar sind und dass die bröckelnde Rechtsstaatlichkeit als starker Standortnachteil empfunden wird. Das kann als Korrektiv wirken. Erpressung hat dann keinen Erfolg.
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