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KommentarWarum die Inflationsbindung von Mietverträgen eine schlechte Idee ist

Die Inflation lässt nicht nur Lebensmittel teurer werden, sondern auch die Mieten. Wenn jedoch Mieten automatisch mit den Preisen steigen, schafft das mehr Probleme, als es löst.Frank Wiebe 03.08.2022 - 04:00 Uhr Artikel anhören

Der Trend geht wieder zu Mietverträgen mit Inflationsindexierung. Das könnte die Inflation nocheinmal verstärken

Foto: dpa

Die Inflation hat einen Trend am Wohnungsmarkt ausgelöst: Immer mehr Neuverträge werden mit einer Inflationsindexierung abgeschlossen, sodass die Mieten im Einklang mit den Verbraucherpreisen steigen. In gefragten Großstädten wie Hamburg liegt die Quote bei den privaten Vermietern schon über 50 Prozent.

Aus zwei Gründen ist das keine gute Entwicklung. Einmal verstärkt Indexierung tendenziell die Inflation noch. Und zum Zweiten wird so ein wirtschaftliches Risiko von dem meist stärkeren auf den meist schwächeren Partner verschoben.

Indexierungen sind gefährlich, wenn sie Löhne betreffen, weil dann eine Lohn-Preis-Spirale in Gang gesetzt wird. Mieten stellen aber gerade in teuren Großstädten häufig einen hohen Anteil der Ausgaben eines Haushalts dar.

Deswegen ist anzunehmen, dass in Bereichen, wo qualifizierte Arbeitskräfte knapp sind, indirekt auch das Gehaltsniveau betroffen ist. Damit würde ein Kostendruck im Arbeitsmarkt verstärkt, der sich zurzeit ohnehin verschärft.

Zugleich gilt: In vielen Fällen dürfte der Vermieter gegenüber dem Mieter der wirtschaftlich stärkere Partner sein. Für Wohnungsgesellschaften gilt das ohnehin, aber auch im privaten Bereich.

Man stelle sich nur den Fall vor, dass ein Ehepaar nach Auszug der Kinder oder mit Eintritt in die Rente in eine kleinere Wohnung wechselt und dort noch 30 Jahre wohnt – ohne große Möglichkeiten, den eigenen Verdienst zu steigern. Sollte dann eine Situation mit dauerhaft höherer Inflation eintreten, könnte die Indexierung in eine Notlage führen.

Natürlich kann es auch Gegenbeispiele geben, wo private Vermieter mit überschaubaren finanziellen Möglichkeiten gut verdienenden Managern eine Zweitwohnung vermieten. Aber in der Regel ist der Vermögende der Bessergestellte.

Bei Diskussionen über Mietpreisbindungen kommt häufig das Argument auf, zu niedrige Mieten im Bestand würden meist durch entsprechend höhere Sätze bei der Neuvermietung kompensiert. Das Argument kann ähnlich auch bei höherer Inflation und Verträgen ohne Indexierung zutreffen.

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Richtig ist: Für Neuankömmlinge in der Stadt erschwert dieser Ausgleich die Situation, er hemmt insgesamt die Flexibilität. Aber beim Wohnungsmarkt ist Flexibilität kein Wert an sich. Menschen hängen an ihren Wohnungen, sie sind das wichtigste Stück Heimat.

Außerdem führen allzu flexible Märkte zu einheitlichen Mieten und damit unter Umständen zu einer gleichförmigen Bevölkerungsmischung. Und viele Menschen leben lieber in lebendigen, bunt gemischten Quartieren – gerade auch Gutverdiener.

Mehr: Sieben Risiken für Hauskäufer

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