Kommentar: Warum sich das deutsche Gesundheitssystem im Kreis dreht

Deutschland diskutiert sich müde. Wenn es um die Finanzierung des Gesundheitssystems geht, wiederholt sich die politische Debatte wie eine Schallplatte mit Sprung. Praxisgebühr, Deckel für Verwaltungsausgaben, Beitragspflicht für mitversicherte Ehepartner – all das klingt nach Reform, ist aber nur Recycling.
Die Arbeitgebervertretung BDA hat vor ein paar Tagen ein neues Konzept vorgelegt, um die steigenden Beitragssätze der gesetzlichen Krankenversicherung zu bremsen. Neu ist daran allerdings fast nichts. Schon 2023 lagen viele dieser Vorschläge auf dem Tisch – und wurden aus gutem Grund nicht umgesetzt. Denn sie lindern lediglich Symptome, statt Ursachen zu bekämpfen.
Rückkehr der Praxisgebühr bringt nur Bürokratie
Die Beitragspflicht für Ehepartner mag kurzfristig Milliarden bringen, ändert aber nichts an der strukturellen Schieflage der Kassen. Der Deckel für Verwaltungskosten klingt populär, wird aber an der Dynamik der Ausgaben nichts ändern. Und die Rückkehr der Praxisgebühr – diesmal in neuem Gewand – bleibt ein Symbol für die Reformfantasie von gestern: bürokratisch, unsozial und ineffektiv.
Das eigentliche Problem liegt tiefer. Die Gesundheitsausgaben wachsen seit Jahren schneller als die Einnahmen. Eine alternde Gesellschaft, steigende Kosten für Arzneimittel und Pflege, ineffiziente Doppelstrukturen – das alles lässt sich nicht mit kosmetischen Eingriffen heilen.
Wer wirklich sparen will, muss die Strukturen modernisieren. Digitalisierung könnte ein Hebel sein, das sagt auch der BDA. Wichtig dabei ist aber, dass nicht nur Prozesse digital kopiert, sondern neu gedacht werden.
Deutschland braucht Reformen, die ihren Namen verdienen – nicht die Wiederverwertung alter Ideen. Solange die Politik nur im Archiv der Gesundheitsreformen blättert, bleibt das System krank.
Erstpublikation: 03.11.2025, 13:38 Uhr.