Kommentar: Was macht die geopolitische Anarchie mit den Finanzmärkten?


Donald Trump hat erneut zugeschlagen: Den durch den Rücktritt von Adriana Kugler frei gewordenen Sitz im Board der US-Notenbank (Fed) besetzt der US-Präsident mit seinem engen Berater Stephen Miran. Auch wenn dessen Amtszeit bis Ende Januar begrenzt ist, zieht so in einer Phase umstrittener Geldpolitik ein dritter Anhänger schneller Zinssenkungen in das siebenköpfige Gremium ein. Das erhöht den Druck auf die Fed, Trumps Verschuldungspolitik mit niedrigen Zinsen zu erleichtern.
Dabei sind die Herausforderungen für die Fed ohnehin groß. Die Arbeitsmarktdaten in den USA waren zuletzt etwas schwächer, wobei für die niedrigen Beschäftigtenzahlen allerdings auch die Schließung der US-Grenzen und die Deportierung von Arbeitnehmern verantwortlich sind. Weil auch die Gewinne der US-Unternehmen auf hohem Niveau bleiben, dürfte die Inflation im Vergleich zum Arbeitsmarkt das größere Problem für die Fed sein.
Wie stark die Zölle auf die Preise durchschlagen, ist zudem noch unklar, vielleicht geben am Dienstag neue Daten mehr Aufschluss. Jedenfalls spricht alles für Vorsicht bei möglichen Zinssenkungen – und weiteren Streit mit Trump.
Die Rückabwicklung der freien Weltordnung
Das Gezerre um die Geldpolitik ist aber nur die Oberfläche einer Entwicklung, die die Kapitalmärkte in ihrem Optimismus immer noch weitgehend ausblenden. Uns droht eine neue Form von Anarchie, weil die USA nach und nach als weltweite Ordnungsmacht ausfallen. Das ist ein historischer Umbruch.





