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KommentarWie China zur Weltmacht in der Autoindustrie wird

Chinas Wirtschaft wankt, aber seine Autobauer setzen global neue Maßstäbe – und treten zunehmend aggressiv gegenüber den deutschen Rivalen auf. Es ist Zeit für eine Kehrtwende.Lazar Backovic 24.08.2023 - 07:53 Uhr
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Revolte gegen die internationale Autoindustrie.

Foto: BYD

Das Jahr 2023 markiert schon jetzt den Beginn des chinesischen Zeitalters in der Autoindustrie. Im ersten Halbjahr hat mit BYD in China erstmals ein lokaler Anbieter die Kern- und Traditionsmarke Volkswagen überholt – nach Jahrzehnten der Dominanz.

Doch die Ansprüche der Autobauer aus Fernost reichen längst weiter: Sie zielen auf den globalen Premiummarkt der teuren, hochwertigen Autos, dorthin also, wo es die deutsche Industrie besonders schmerzt. Die Expansion in diesem Bereich ist bereits längst im Gange: auch in Europa.

Von einer Zerstörung der „alten Legenden“ sprach jüngst BYD-Chef Wang Chuanfu. Dabei war das Logo seiner Firma an der Seite von mehreren inländischen Konkurrenten zu sehen, die alle ein Ziel eint: zusammen Auto-Weltmacht werden.

Einer dieser Konkurrenten, das Pekinger Unternehmen Li Auto, wurde bei der Präsentation seiner Quartalsergebnisse sogar noch expliziter: 2024 will Li Premiumhersteller Nummer eins in China werden – und damit an Audi, Mercedes und BMW vorbeiziehen.

Angesichts dieser eindeutigen Rhetorik ist die demonstrative Gelassenheit einiger deutscher Automanager doch verwunderlich. Zwar hat die obere Kaste von VW, Mercedes und Co. verstanden, dass ihr auf dem größten Automarkt der Welt nicht mehr viel Zeit bleibt, wenn sie den Vorsprung halten will.

>> Lesen Sie auch: Werden die E-Autos von VW zu Ladenhütern?

Ein Vorsprung, den sie sich jahrzehntelang aufgebaut hat. Gleichzeitig produzieren die deutschen Autobauer in letzter Zeit vermehrt Schlagzeilen, die genau das Gegenteil signalisieren: Im VW-Konzern verzögerte sich zuletzt ein wichtiges Elektroprojekt nach dem nächsten, BMW baut weiterhin munter Achtzylinder und auch bei Mercedes stockt die E-Wende.

Auch bei Mercedes Benz scheint die E-Wende ins Stocken zu geraten, meint Handelsblatt Autor Lazar Backovic:

Foto: Bloomberg

„Halb so wild“, sagen nach solchen Aufzählungen erfahrene Manager zwischen Wolfsburg, Stuttgart und München. Man habe solche Phasen auch schon früher überstanden. Etwa als die japanischen Hersteller ab den 80er-Jahren an Einfluss gewannen oder die Südkoreaner, ein paar Jahre später. Doch die Situation heute ist eine andere, und das aus vier Gründen:

    Erstens sind die Chinesen anders als damals die Koreaner oder Japaner, die anfangs vornehmlich auf Export setzten, unmittelbar davor, eine Produktionsinfrastruktur in Europa aufzubauen.Zweitens erzwingt die Elektromobilität einen Neustart für die gesamte Industrie. Seitdem sind Ingenieurstugenden wie Spaltmaß und CW-Wert unwichtiger geworden, die Software, deren Bedienbarkeit und die Reichweite von Batterien hingegen wichtiger. Das hat die Vorzeichen umgekehrt und Chinas Auto-Start-ups und den US-Autobauer Tesla nach vorn katapultiert, während VW, BMW und Mercedes mit der Transformation kämpfen – und im Rückspiegel ihrer neuen Aufmischer immer kleiner werden.Drittens zeigen die Chinesen mit Marken wie BYD, Nio und Li Auto gerade, dass sie nicht nur auf Masse setzen, sondern auch beim Premiumanspruch mit den Deutschen mithalten wollen.Und viertens und wahrscheinlich am wichtigsten: China ist anders als Japan oder Südkorea eine Diktatur. Wenn sich die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt unter Machthaber Xi Jinping etwas in den Kopf gesetzt hat, dann marschieren die Unternehmen für gewöhnlich in genau diese Richtung. Hakt es irgendwo, schießt der Staat Geld nach. In Einzelfällen ist das bereits passiert.
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Dagegen steht Deutschland als einzige Volkswirtschaft unter den großen Industrie- und Schwellenländern, die 2023 voraussichtlich schrumpfen wird, im Jahr des chinesischen Auto-Durchbruchs denkbar blank da. Deutschlands Autobauer brauchen nicht mehr Tempo im Konkurrenzkampf mit China, sie brauchen eine Zeitmaschine.

Mehr: Chinas Autobauer greifen die deutschen Premiumhersteller an

Erstpublikation: 21.08.2023, 13:34 Uhr.

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