Kommentar: Wie China zur Weltmacht in der Autoindustrie wird


Revolte gegen die internationale Autoindustrie.
Das Jahr 2023 markiert schon jetzt den Beginn des chinesischen Zeitalters in der Autoindustrie. Im ersten Halbjahr hat mit BYD in China erstmals ein lokaler Anbieter die Kern- und Traditionsmarke Volkswagen überholt – nach Jahrzehnten der Dominanz.
Doch die Ansprüche der Autobauer aus Fernost reichen längst weiter: Sie zielen auf den globalen Premiummarkt der teuren, hochwertigen Autos, dorthin also, wo es die deutsche Industrie besonders schmerzt. Die Expansion in diesem Bereich ist bereits längst im Gange: auch in Europa.
Von einer Zerstörung der „alten Legenden“ sprach jüngst BYD-Chef Wang Chuanfu. Dabei war das Logo seiner Firma an der Seite von mehreren inländischen Konkurrenten zu sehen, die alle ein Ziel eint: zusammen Auto-Weltmacht werden.
Einer dieser Konkurrenten, das Pekinger Unternehmen Li Auto, wurde bei der Präsentation seiner Quartalsergebnisse sogar noch expliziter: 2024 will Li Premiumhersteller Nummer eins in China werden – und damit an Audi, Mercedes und BMW vorbeiziehen.
Angesichts dieser eindeutigen Rhetorik ist die demonstrative Gelassenheit einiger deutscher Automanager doch verwunderlich. Zwar hat die obere Kaste von VW, Mercedes und Co. verstanden, dass ihr auf dem größten Automarkt der Welt nicht mehr viel Zeit bleibt, wenn sie den Vorsprung halten will.
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Ein Vorsprung, den sie sich jahrzehntelang aufgebaut hat. Gleichzeitig produzieren die deutschen Autobauer in letzter Zeit vermehrt Schlagzeilen, die genau das Gegenteil signalisieren: Im VW-Konzern verzögerte sich zuletzt ein wichtiges Elektroprojekt nach dem nächsten, BMW baut weiterhin munter Achtzylinder und auch bei Mercedes stockt die E-Wende.

Auch bei Mercedes Benz scheint die E-Wende ins Stocken zu geraten, meint Handelsblatt Autor Lazar Backovic:
„Halb so wild“, sagen nach solchen Aufzählungen erfahrene Manager zwischen Wolfsburg, Stuttgart und München. Man habe solche Phasen auch schon früher überstanden. Etwa als die japanischen Hersteller ab den 80er-Jahren an Einfluss gewannen oder die Südkoreaner, ein paar Jahre später. Doch die Situation heute ist eine andere, und das aus vier Gründen:

Dagegen steht Deutschland als einzige Volkswirtschaft unter den großen Industrie- und Schwellenländern, die 2023 voraussichtlich schrumpfen wird, im Jahr des chinesischen Auto-Durchbruchs denkbar blank da. Deutschlands Autobauer brauchen nicht mehr Tempo im Konkurrenzkampf mit China, sie brauchen eine Zeitmaschine.
Mehr: Chinas Autobauer greifen die deutschen Premiumhersteller an
Erstpublikation: 21.08.2023, 13:34 Uhr.





