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LeserdebatteRheinmetall und der BVB: Wird der Sponsoren-Deal zurecht kritisiert?

Der Rüstungskonzern ist für die nächsten drei Jahre wichtiger Geldgeber des Dortmunder Fußballclubs und darf dafür unter anderem Werbeflächen nutzen. So denkt unsere Leserschaft über den Deal. Johanna Müller 07.06.2024 - 11:00 Uhr
Fans von Borussia Dortmund protestieren gegen die Kooperation mit Rheinmetall. Foto: Robert Michael/dpa

Der Rüstungskonzern Rheinmetall ist für die nächsten drei Jahre Sponsor beim Dortmunder Fußballverein BVB. Nicht nur Fußballfans lehnen die Partnerschaft ab und kritisieren, dass Rheinmetall den BVB nutze, um sein Image aufzupolieren. Beim Champions-League-Finale vergangenen Samstag hielten die Dortmund-Fans ein Protestbanner mit der Aufschrift „Rheinmetall: Mit dem Fußball zum Saubermann-Image?“ hoch.
Wir haben die Handelsblatt-Leserschaft gefragt, wie sie den Deal bewertet.

Viele Leserinnen und Leser befürworten die Partnerschaft. So argumentiert eine Leserin, dass das Thema Sicherheit und Verteidigung „spätestens seit Putins perfidem Angriffskrieg“ in der Gesellschaft einen Platz habe. Rheinmetall sei „ein ganz normales Industrieunternehmen, das Dinge herstellt, die wir leider brauchen“, fügt ein Leser hinzu.

Statt Rüstungsfirmen als „Schmuddelkinder“ zu bezeichnen, sollte sich Deutschland glücklich schätzen, einen nennenswerten Rüstungskonzern zu haben, findet ein Leser und erhält Zustimmung. Die Entscheidung des BVB, sich von einem Rüstungskonzern sponsern zu lassen, bezeichnet ein anderer Leser daher als zeitgemäß und mutig.

Die Kritik können viele nicht nachvollziehen: Zum einen sei jedes Sponsoring darauf angelegt, das eigene Image aufzupolieren, argumentieren einige. Zum anderen gebe es zahlreiche Beispiele für Partnerschaften, die von der Gesellschaft nicht derart kritisch hinterfragt würden – beispielsweise die zwischen der Bundeswehr und Olympia-Spitzensportlerinnen und -sportlern, so ein Leser.

Andere sehen den Deal hingegen kritisch. So erkennen einige Leser die hohe Relevanz von Rheinmetall bezüglich der Sicherheit Europas und Deutschlands zwar an. Die Rolle als Sponsor eines „Publikumslieblings“, wie ein Leser den BVB beschreibt, finden viele jedoch für einen Rüstungskonzern unangemessen. Dadurch werde versucht, gesellschaftliche Akzeptanz zu erwerben, führt der Leser aus. „Früher war der Henker ein notwendiger Beruf, aber er musste vor den Stadttoren wohnen“, fasst ein Leser zusammen.
Für unser Leserforum haben wir aus den Zuschriften eine Auswahl für Sie zusammengestellt.

Jeder Sponsor will Image aufpolieren

„Mich hat das Sponsoring im ersten Moment überrascht. Ich hätte diese kontroverse Wahl dem BVB nicht zugetraut. Ich finde sie aber gut, weil sie die Diskussion aufrechterhält beziehungsweise neu entfacht, was für unsere Sicherheit wichtig und richtig ist.

Ich hoffe, dass der BVB dem Druck standhält. Randnotiz: Jeder Sponsor will sein Image durch sein Engagement aufpolieren, das ist ja Sinn und Zweck der Sache und damit nicht verwerflich.“
Danny Reisch

Warum die Aufregung?

„Ich verstehe die Aufregung nicht. Ein deutscher Rüstungskonzern unterstützt einen deutschen Bundesliga-Verein.

Die deutsche Bundeswehr ist seit Jahrzehnten Arbeitgeber vieler deutscher Wintersportathleten und -athletinnen, die sich durch das gesicherte Einkommen auf den Sport konzentrieren können und für unser Land Medaillen bei Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen holen.

In anderen Fußballligen werden Milliarden Dollar aus Golfstaaten in Vereine gepumpt, das ist zweifelhaft und ein Problem.“
Heiko Klein

Ein Tabubruch!

„Es ist ein Tabubruch! So wichtig Rheinmetall auch für die Sicherheit Europas ist, so wenig gehört es sich, als Sponsor bei einem Publikumsliebling für gesellschaftliche Akzeptanz zu werben.“
Joachim Bernstein

Ein ganz normales Unternehmen

„Es ist wieder die typische scheinheilige Doppelmoral von vielen Deutschen! Natürlich sollen wir die Ukraine schützen und Waffen liefern. Dass aber die Waffen nicht der Bäcker ums Eck produziert, sondern eben unter anderem Rheinmetall!
Für mich leider ein ganz normales Industrieunternehmen, das Dinge herstellt, die wir leider brauchen.“
Detlev Berger

Ein Bärendienst für den Verein und die Bundesliga

„Bisher war mir der BVB sympathisch. Dies hat sich mit dem Sponsor Rheinmetall geändert.

Einen Rüstungskonzern und damit Kriegsgewinner als Sponsor zu verpflichten ist moralisch und ethisch verwerflich. Ein Bärendienst für den Verein und für die ganze Bundesliga.“
Heinz Wurth

» Lesen Sie auch: Rheinmetall wird Sponsor von Düsseldorfer Eishockey-Verein

Wieso denn nicht?

„Na bitte, wieso denn nicht Rheinmetall als Sponsor eines Fußballvereins? Ist doch für beide eine Win-win-Situation! Deutschland kann sich glücklich schätzen, einen Rüstungskonzern zu haben auf Augenhöhe mit denen in Frankreich, Großbritannien und den USA!

Spätestens seit Putins perfidem Angriffskrieg gegen die Ukraine muss jedem – auch überzeugten Pazifisten – klar sein, dass Putin nur mit geeigneten Waffen zu schlagen ist! Da tut Marketing beiden Partnern gut.“
Barbara Schmidt

Wäre ich BVB-Mitglied, würde ich jetzt austreten

„Wäre ich Mitglied des Vereins Borussia Dortmund, würde ich jetzt austreten und dem Verein den Rücken kehren. Ich besitze auch keine Aktien von Rheinmetall, obwohl ich damit hätte reich werden können.

Früher war der Henker ein notwendiger Beruf, aber er musste vor den Stadttoren wohnen.“
Florian Schröter

BVB-Chef Hans-Joachim Watzke (links) und Rheinmetall-Chef Armin Papperger (rechts) verkündeten am 29.05. den dreijährigen Werbevertrag. Foto: -/Borussia Dortmund/dpa

Cool bleiben

„Zur Klarstellung: Rheinmetall ist nicht nur ein Rüstungskonzern, sondern auch Zulieferer für die Automobilindustrie. Auch Airbus liefert nicht nur Flugzeuge für die zivile Luftfahrt, sondern auch im großen Maße Militärhubschrauber für die Armeen vieler Länder.

Niemand käme auf die Idee, deswegen nicht mehr in einen Airbusflieger nach Mallorca zu steigen. Und der große BVB-Rivale Schalke 04 wurde mehr als zehn Jahre durch Gazprom gesponsert. Cool bleiben.“  
Bruno Poetz

Rheinmetall ist ein Gewinn

„Wir sollten froh sein, dass wir überhaupt noch einen nennenswerten Rüstungskonzern in Deutschland haben.

Der Krieg von Russland gegen die Ukraine sollte eigentlich jedem begreiflich machen, dass in Deutschland produzierte Rüstungsgüter, die für eine mögliche Verteidigung des eigenen Landes erforderlich sind, einen Gewinn darstellen.“
Hans Joachim Spönemann

» Lesen Sie auch: Bundeswehr stockt offenbar Munitionsbestellung bei Rheinmetall auf

Ist es das wert, BVB?

„Aus Perspektive der Fans sehe ich die Partnerschaft mit Rheinmetall äußerst kritisch. Es wirkt, als ob der Rüstungskonzern die imposante Champions-League-Saison des BVB und die derzeitige Verunsicherung im Land nutzen will, um die Rüstungsindustrie salonfähig zu machen.

Dass es ausgerechnet der BVB (und nicht zum Beispiel der VfL Wolfsburg oder Hoffenheim) ist, der die Waffenindustrie nun hofiert, finde ich enttäuschend, es verwundert zugleich aber auch nicht.

Es ist ein weiterer, für Fanmägen schwer verdaubarer Happen vom üppigen Buffet der Kommerzialisierung. Der BVB sollte sich fragen, ob es der moderate finanzielle Vorteil solcher Partnerschaften wirklich wert ist, die bedingungslose Hingabe und Unterstützung der Fans aufs Spiel zu setzen.“
Stefan Schröder

Wir brauchen Rheinmetall

„… Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass! Was für eine schräge Welt!

Die Ukrainer kämpfen um ihr Leben, der Traum beziehungsweise die Illusion der letzten 20 bis 30 Jahre, dass es auf der Welt nur friedliche Nachbarn gibt, der Friedensengel Putin eingeschlossen, hat sich ausgeträumt.

Wir brauchen die Rüstungsfirmen wie Rheinmetall, und wir sollten sie nicht wie Schmuddelkinder behandeln! Wir können uns glücklich schätzen, dass wir auch in dem Bereich Weltmarktführer haben.“
Harald Harbs

» Lesen Sie auch: BVB-Sponsoring-Deal mit Rheinmetall erhitzt viele Gemüter – Habeck: „Realität der Zeitenwende“

Verstehe die Diskussion der Fans nicht

„Aus meiner Sicht verfolgt jedes Unternehmen mit dem Sponsoring in dieser ‚Gewichtsklasse‛ ein unternehmerisches Ziel, sei es ein Kfz-Hersteller oder eine Bank.

Ich verstehe die Diskussion der Fans nicht. Das Sponsoring ermöglicht finanziellen Spielraum. Generell finde ich speziell beim Fußball die Kommerzialisierung viel zu sehr im Vordergrund.
Eva-Maria Haas

Statt Schwarz-Gelb bald Tarnfarben?

„Für mich stellt sich angesichts der neuen Partnerschaft zwischen Fußballikone BVB und dem Rüstungsriesen Rheinmetall die Frage, ob dies eine gelungene Taktik sein sollte, um nach dem gescheiterten Champions-League-Finale schnell wieder an Relevanz zu gewinnen und ab wann damit zu rechnen ist, dass der Club von seinen altbewährten Gelbtönen auf ein neumodisches grünes Tarnfleckenmuster umsteigt.

So oder so erinnert mich die stets steigende Präsenz der Militär- und Rüstungsindustrie im öffentlichen Raum an die Onkel-Sam-Rekrutierungsplakate des Zweiten Weltkriegs:
‚I want you for Borussia Dortmund.‛“
Joshua Weiser

Eine mutige Entscheidung

„Der BVB hat mit dieser Partnerschaft einen breiten öffentlichen Diskurs über die Rolle der Verteidigungsindustrie im Zeitalter zunehmender geopolitischer Herausforderungen ausgelöst.

Die Kooperation mit Rheinmetall ist sicher ein Bündnis, das überrascht, aber eine mutige und zeitgemäße Entscheidung. Die unmittelbare Kraft dieses Sponsorings liegt in der nun aufflammenden Diskussion und dem hoffentlich dadurch wachsenden Bewusstsein, dass Europa in der Eigenverantwortung steht, seine Demokratie zu schützen und zu verteidigen.

Verwandte Themen Rheinmetall Deutschland Borussia Dortmund Ukraine Bundeswehr Rüstungsindustrie

Dazu leistet dieser Industriezweig einen wichtigen Beitrag. Mit dieser Kooperation zeigt der BVB, dass er bereit ist, sich gesellschaftspolitischen Themen zu stellen, auch wenn diese zunächst unbequem erscheinen.“
Norbert Adlassnigg

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