Morning Briefing: Ein guter Tag für Europas Autolobby – und für Wladimir Putin

Arbeitsmarkt und KI – Das Ende der Manager?
Guten Morgen liebe Leserinnen und Leser!
Der Job-Futuromat ist ein Online-Tool des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung. Es berechnet, wie viel Prozent der Aufgaben eines Jobprofils von Software übernommen werden kann. Das Ergebnis bei Führungskräften: eindrucksvolle 67 Prozent. Oder anders ausgedrückt – zwei von drei Chefs können eigentlich weg.
Besonders betroffen ist das mittlere Management. Hier werden ständig Reiseanträge genehmigt, Urlaubspläne ausjongliert und Kostenstellen überwacht. All das lässt sich weitgehend automatisieren.
Aber auch weiter oben in der Geschäftsführung kann Künstliche Intelligenz eine Vielzahl an Aufgaben übernehmen. Hier liegt der Automatisierungsgrad laut Futuromat immer noch bei 55 Prozent. Selbst die Strategieentwicklung, einst Königsdisziplin des Topmanagements, können schlaue Algorithmen inzwischen größtenteils übernehmen.
Erleben wir womöglich gerade den Anfang vom Ende der Manager und Managerinnen? Und welche zusätzlichen Kompetenzen sollten Führungskräfte jetzt erwerben, um nicht demnächst durch einen Softwarecode ersetzt zu werden?
Diese Fragen beantwortet ein Autorinnen- und Autorenteam um Handelsblatt-Redakteurin Milena Merten in unserem heutigen Wochenendreport.
Kleiner Ausblick: Auf drei Fähigkeiten wird es für Führungskräfte in Zukunft besonders ankommen. Eine davon lässt sich auf jeden Fall lernen, eine andere wahrscheinlich nicht.

Rheinmetall vor Satellitenauftrag der Bundeswehr
Der Rüstungskonzern Rheinmetall erhält von der Bundeswehr den ersten Satellitenauftrag der Firmengeschichte. Der Vertrag ist laut drei mit der Angelegenheit befassten Personen bereits „unterschriftsreif“. Darauf angesprochen, sagte Armin Papperger, Chef von Rheinmetall, im Handelsblatt-Interview:
Das sind Satelliten, die auf einer vergleichsweise niedrigen Umlaufbahn kreisen und besonders für Aufklärung geeignet sind. Die Satelliten werden in Zusammenarbeit mit dem finnischen Start-Up Iceye hergestellt. Branchenexperten beziffern das Auftragsvolumen auf etwa drei Milliarden Euro.
Derzeit liegt das Projekt dem Beschaffungsamt der Bundeswehr zur Prüfung vor. Dann muss noch der Haushaltsausschuss des Bundestags zustimmen. Das alles soll den Insidern zufolge noch in diesem Jahr passieren.

EU-Gipfel: Verbrenner-Aus überarbeiten
Die Staats- und Regierungschefs der EU verlangen mehr Flexibilität beim Erreichen von Klimazielen. Unter anderem fordern sie in einer in Brüssel beschlossenen Gipfelerklärung eine Überarbeitung des Verbrenner-Aus: Die EU-Kommission solle zügig einen Vorschlag dazu vorlegen.
Die derzeitigen Regeln sehen vor, dass ab 2035 in der EU nur noch emissionsfreie Neuwagen ohne Strafzahlungen für die Hersteller zugelassen werden dürfen. Vor allem die deutsche Autoindustrie drängt darauf, dass dieses Vorhaben zurückgenommen wird. Mit der Gipfelerklärung dürfte sie ihrem Ziel einen Schritt näher gekommen sein.

Keine Einigung über russische Vermögen
Nicht einigen konnten sich die EU-Regierungschefs hingegen darauf, das in der EU eingefrorene russische Vermögen für die Ukraine zu nutzen. Der belgische Ministerpräsident Bart De Wever blockierte den Vorschlag und setzte durch, dass die Abschlusserklärung deutlich abgeschwächt wurde.
Eigentlich hatten die EU-Regierungschefs der EU-Kommission den Auftrag erteilen wollen, einen Gesetzesentwurf zur Nutzung des russischen Vermögens vorzulegen. Stattdessen wird die Kommission nun nur „eingeladen, so schnell wie möglich Optionen für die finanzielle Unterstützung der Ukraine zu erarbeiten“. Von der Verwendung des russischen Vermögens in der EU (das meiste davon liegt in Belgien) ist keine Rede mehr.
Russische Flugzeuge über Litauen
In Litauen sind nach Armeeangaben zwei russische Militärflugzeuge in den Luftraum des Nato-Landes eingedrungen. Die beiden Maschinen seien etwa 700 Meter tief in litauisches Gebiet geflogen und hätten sich etwa 18 Sekunden lang darin aufgehalten. Als Reaktion auf den Vorfall seien zwei Eurofighter der spanischen Luftwaffe aufgestiegen, so die litauische Armee weiter.
Der Vorfall folgt auf eine Reihe von Luftraumverletzungen durch Russland. Russische Kampfjets waren am 19. September für zwölf Minuten in estnischen Luftraum eingedrungen und russische Militärdrohnen hatten wiederholt den Luftraum über dem Nato-Bündnisgebiet entlang der Ostflanke verletzt.

Trump will Xi in Südkorea treffen
US-Präsident Donald Trump wird Chinas Präsident Xi Jinping nach Angaben des Weißen Hauses am kommenden Donnerstag in Südkorea treffen. Trump nehme am Morgen an einem bilateralen Treffen mit Xi teil, bevor er am Abend nach Washington zurückfliege, sagte seine Sprecherin. Bereits zuvor war bekannt, dass sich Trump und Xi am Rande des Wirtschaftsgipfels Apec in Südkorea treffen wollen. Der US-Präsident hatte die Zusammenkunft jüngst erneut angekündigt und ein Handelsabkommen in Aussicht gestellt:
Trump betonte zugleich, wenn keine Einigung erzielt werde, würden am 1. November zusätzliche Zölle auf Importe aus China von 100 Prozent eingeführt.
Deutsche Millionäre setzen auf Betongold
Während sich viele Investoren im vergangenen Jahr auf dem Immobilienmarkt noch zurückhielten, kaufte das Family-Office Athos für über 700 Millionen Euro das Fünf-Höfe-Quartier in der Münchener Innenstadt. Athos ist die Investmentfirma der Brüder Andreas und Thomas Strüngmann, die das Pharmaunternehmen Hexal gegründet haben.
Mit Investitionen dieser Art sind sie nicht allein. Wie wichtig Immobilien für die Anlagestrategie reicher Familien im deutschsprachigen Raum sind, zeigt eine Erhebung der Investmentgesellschaft Kingstone Real Estate, die Handelsblatt-Redakteurin Julia Rieder vorliegt. 32 sogenannte Family-Offices haben für den Report Einblicke in ihre Strategie gewährt.
Im Schnitt stecken rund 56 Prozent des dort verwalteten Nettovermögens in Immobilien. Aktien folgen mit einer Quote von 19,4 Prozent. Das Fazit von Kingstone-Chef Tim Schomberg:
Die befragten Vermögensverwalter im deutschsprachigen Raum investieren zudem sehr lokal: 88 Prozent des Immobilienbesitzes liegen in Deutschland, nur knapp sechs Prozent außerhalb Europas. Besonders beliebt sind bei den reichen Familien Wohnimmobilien, gefolgt von Büros. Und: Trotz des bereits hohen Immobilienanteils in der Vermögensverteilung planen fast 60 Prozent, ihr Immobilienportfolio in den kommenden zwölf Monaten auszubauen.
Falls Sie nun daran denken, es den reichen Familien gleichzutun, Ihre Aktien-ETFs zu verkaufen und alles in Immobilienfonds umzuschichten: Denken Sie bitte daran – Normalverdiener, die im eigenen Heim leben, sind im Bereich Immobilien bereits höher investiert als die allermeisten Superreichen.
Ich wünsche Ihnen einen Wochenausklang ohne Klumpenrisiko.
Herzliche Grüße,






Ihr
Christian Rickens





