Morning Briefing: Der neue chinesische Exportschlager und seine Folgen für den Weltmarkt

Der neue chinesische Exportschlager und seine Folgen für den Weltmarkt
Guten Morgen liebe Leserinnen und Leser,
schon seit einigen Jahren ist China weltweit führend darin, Dinge zu exportieren. Lange waren das vor allem Billigprodukte für den Massenkonsum, doch seit einiger Zeit bestimmen die Chinesen auch verstärkt den Markt für wichtige Zukunftstechnologien. Seit Neuestem aber exportiert China noch etwas anderes: seine Deflation.
Viele chinesische Produkte sind nach rein marktwirtschaftlichen Standards zu billig, um den Unternehmen Gewinn zu bescheren. Doch die Staatsführung stützt ihre Industrien mit massiven Subventionen und verwickelt die weltweite Konkurrenz so in einen harten Preiswettbewerb.
Ein Problem liegt auch darin, dass die Chinesen selbst zu wenige ihrer Produkte kaufen und diese deshalb auf dem Weltmarkt angeboten werden müssen – die Folge ist ein Überangebot, das wiederum die Preise drückt.
Besonders stark trifft Chinas Exportflut die Branche der erneuerbaren Energien und die Autoindustrie. Maximilian Butek von der deutschen Außenhandelskammer in Shanghai sagt:
Die Entwicklung wird auch für China zur Gefahr. Denn andere Staaten zeigen sich „not amused“ und könnten in Versuchung geraten, ihre Märkte gegen die Schwemme chinesischer Produkte abzuschirmen.

Ein Problem, das uns bekannt vorkommen sollte: Immer wieder wurde auch Deutschland gedrängt, mehr für die Binnenkonjunktur zu tun, um den hohen deutschen Exportüberschuss abzubauen. Denn vor allem die Länder der Euro-Zone störten sich an den vergleichsweise zu billigen deutschen Exportgütern.
Nach der Scheinwahl in Russland, die Wladimir Putin zum eindeutigen Gewinner kürte, stellt sich die Frage: Wieso das Ganze? Warum brauchte Putin diese erlogene Legitimation noch – obwohl es doch selbst für die Russinnen und Russen offensichtlich gewesen sein dürfte, dass sie gar keine Wahl hatten?
Rüdiger von Fritsch, ehemaliger deutscher Botschafter in Moskau, spricht im Handelsblatt-Interview von der „Eigentümlichkeit“ eines solchen Regimes, immer noch „den Schein wahren zu wollen, man sei eine Demokratie, man sei ein Rechtsstaat“.

Für den Diplomaten außer Dienst kommt es jetzt auf den Teil der Bevölkerung an, die weder Unterstützer Putins noch Gegner seien, sondern in „antrainierter Gleichgültigkeit“ verharrten. Das seien etwa 60 Prozent der Russinnen und Russen, sagt von Fritsch. Sie zollten die gebotene Loyalität gegenüber einem Regime, das sich stalinistischer Rhetorik und auch Methoden bediene. Doch auch sie könnten sich irgendwann fragen: Schön und gut mit der Ukraine, aber was ist mit meiner eigenen Situation?
Warum von Fritsch daran zweifelt, dass Putins Kriegskalkül aufgeht und wieso es seiner Ansicht nach wichtig ist, sich in den Kopf des Kriegsherrn hineinzuversetzen, lesen Sie im Interview.
Genau zehn Jahre ist es her – Rüdiger von Fritsch war gerade Botschafter in Moskau geworden – dass Russland die ukrainische Halbinsel Krim besetzte und annektierte. Seitdem habe sich die Menschenrechtslage der Krimtataren massiv verschlechtert, stellte die Menschenrechtskommissarin des Europarates 2023 in einem Bericht fest.
Reporter Ivo Mijnssen hat sich der Situation der Krimtataren gewidmet und mit ihrem politischen Vertreter gesprochen, der im Exil lebt. „Die Krim ist ein Territorium der Angst“, lautet das traurige Fazit. Menschen, die dem Regime in Moskau gegenüber nicht ergeben seien, würden als „Kanonenfutter“ in den Krieg geschickt. Ein lesenswerter Bericht, der die Lebensrealität auf der Krim beleuchtet und eine Warnung dafür sein dürfte, wie Russland mit den Menschen in von ihm besetzten Gebieten umgeht.

Der Familienunternehmer Reinhold Würth bezieht in einem Schreiben an seine Belegschaft Stellung gegen die AfD und appelliert an seine Mitarbeitenden, aber auch jeden Wähler: „Bloß wegen ein bisschen Spaß an der Freude Rabatz zu machen und aus Unmut über die Ampelregierung die AfD zu wählen, ist einfach zu wenig“, heißt es in dem Schreiben vom Montag, das dem Handelsblatt vorliegt.
Der streitbare Unternehmer setzt sich seit jeher kritisch mit der Politik auseinander. Doch Wahlempfehlungen hat er bisher noch nie gegeben. Nun hat er damit erstmals gebrochen.
Wer sicher und risikofrei anlegen möchte, landet schnell bei Tages- und Festgeldkonten. Wer derzeit mit dem Gedanken spielt, sein Geld auf einem solchen Konto zu parken, sollte sich mit dem Effekt der inversen Zinskurve beschäftigen.
Alternativ kann ich auch empfehlen, den Artikel unseres Handelsblatt-Geldanlageexperten Markus Hinterberger zu lesen, der Ihnen genau erklärt, was dieser Effekt für die Rendite bedeutet. Außerdem verrät er, welche Banken gerade die besten Zinsen auf Tagesgeld zahlen und welches Kalkül die Geldhäuser mit attraktiven Renditen verfolgen.

Fritz oder Pepsi? Oyess oder Labello? Meica Würstchen oder Youcook Thaicurry? Anhand der Marken, die Sie konsumieren, lassen sich mit hoher Wahrscheinlichkeit Rückschlüsse auf Ihr Alter ziehen. Denn die traditionellen Marken werden von älteren Menschen bevorzugt, während jüngere Konsumenten über die sozialen Medien von neuen Anbietern überzeugt werden.
Ein Effekt, der ein immer größeres Problem für Traditionsmarken darstellt. Schließlich werden ihre treuen Kunden immer älter und der Konsumentennachwuchs fehlt. Das Problem: Während sich neue Marken ganz auf das junge Zielpublikum konzentrieren können, nehmen alteingesessene Kunden ihren Lieblingsmarken eine Verjüngungskur oft übel.
Das macht sich auch in den Supermärkten bemerkbar: Nach mehr als 50 Jahren ist die Orangenlimonade Mirinda in Deutschland aus den Regalen verschwunden. Ähnlich erging es dem Wasser Vittel oder der Joghurtmarke Onken. Bevor Sie jetzt anfangen, vorsorglich Ihre Lieblingstaschentücher zu hamstern, seien Sie beruhigt: Es gibt auch einige Marken, die den Schritt in die Moderne bereits erfolgreich gemeistert haben.
Zum Abschluss noch zu einer Nachricht, die all diejenigen traurig stimmen dürfte, die sich regelmäßig mit der Fußballbundesliga der Männer beschäftigen. Christian Streich, Freiburgs Kulttrainer mit dem alemannischen Mundwerk, hört nach dieser Saison auf. Fehlen werden vor allem seine klaren Worte und markigen Sprüche. Deshalb möchte ich Sie an dieser Stelle mit ein wenig Philosophie à la Streich in den Tag entlassen:
Ich wünsche Ihnen einen guten Tag voller angenehmer Überraschungen.
Es grüßt Sie herzlich
Ihre




Teresa Stiens
Redakteurin Handelsblatt
PS: Der Bund muss rund 20 Milliarden einsparen, verteilt gleichzeitig aber Finanzhilfen wie nie zuvor, laut Subventionsbericht in diesem Jahr 48,7 Milliarden Euro. Minititel wie Hilfen für Kleingärtner sind dabei nicht mit eingerechnet. Einen Gesamtüberblick, wie viele Förderprogramme beim Bund laufen und auf welches Volumen sie sich summieren, hat niemand in der Bundesregierung. Wann und in welchen Bereichen sind Förderprogramme sinnvoll? Finden Sie es gut, wenn der Bund auch kleine, kommunale Projekte unterstützt oder sollte es gewisse Grenzen geben? Schreiben Sie uns Ihre Meinung in fünf Sätzen an forum@handelsblatt.com. Ausgewählte Beiträge veröffentlichen wir mit Namensnennung am Donnerstag gedruckt und online.





