Morning Briefing: Einmischung aus dem Exil: Michail Chodorkowski über Scholz, Putin und Russland
Guten Morgen, sehr geehrte Leserinnen und Leser,
aufgestiegen in den Wirren nach dem Ende der Sowjetunion. Einst reichster aller Oligarchen, dann bei Wladimir Putin in Ungnade gefallen. Schauprozess, Enteignung, Arbeitslager, Begnadigung. Seither Exil in England, wo er russische Oppositionelle unterstützt. Das Leben des Michail Borissowitsch Chodorkowski könnte aus einem dieser dicken russischen Romane stammen, in denen alles steht – nur kein Happy End.
Handelsblatt-Chefredakteur Sebastian Matthes und Auslandsreporter Mathias Brüggmann haben Chodorkowski in London getroffen, um mit ihm über seinen Blick auf Russland nach einem Jahr Ukraine-Krieg zu sprechen. Die wichtigsten Aussagen...
In einem Punkt hat Chodorkowski seine Meinung geändert. Er selbst will in einem Russland nach Putin keine wichtige politische Rolle mehr spielen, denn „als die Fragen anfingen, war ich 50 Jahre alt. Jetzt bin ich 60“.
Auch René Obermann wird in wenigen Tagen 60 Jahre alt, doch er macht nicht den Eindruck als fühle er sich für irgendwas zu alt. Zum heutigen Auftakt der Münchner Sicherheitskonferenz diktiert der Aufsichtsratsvorsitzende von Airbus der deutschen Verteidigungspolitik ins Lastenheft: „Zuerst muss die Bundeswehr so schnell wie möglich handlungsfähiger werden. Dazu muss die Beschaffung deutlich entbürokratisiert und beschleunigt werden. Das beginnt bei der Munition und reicht bis zu modernen Waffensystemen.“
Obermann fordert im Gespräch mit dem Handelsblatt vor allem eine rasche Entscheidung über die Modernisierung des in Europa produzierten Eurofighters. Der maßgeblich von Airbus gebaute Jet werde bis 2060 das Rückgrat der Kampfflugzeug-Flotte der Luftwaffe bilden und die Brücke in das geplante FCAS-System bilden, das künftige Luftkampfsystem Europas.

Der Chefaufseher von Airbus ermahnt die Politik, bei der Ertüchtigung der Streitkräfte die europäische Industrie nicht zu vernachlässigen.
Ist die Realität womöglich eine Illusion, ausgelöst durch einen Mangel an Geld? Diese These vertreten zumindest namhafte Experten in Bezug auf knappe Arbeitskräfte. „Die These vom Fachkräftemangel stimmt so nicht“, sagte der Leiter des Instituts zur Zukunft der Arbeit (IZA), Simon Jäger, kürzlich im Interview mit dem „Spiegel“. Denn: „Wenn einem Unternehmen Fachkräfte fehlen, kann es das eigenständig ändern. Bietet es höhere Löhne oder auch bessere Arbeitsbedingungen an, wird es attraktiver.“
Ifo-Chef Clemens Fuest pflichtet bei. „Mangel ist eine Situation, in der man bereit ist, den Preis zu bezahlen, aber nichts kriegt“, sagte der Ökonom im Bayerischen Rundfunk. Derzeit aber gelte: „Die wichtigste Antwort auf Fachkräfteknappheit ist das Erhöhen von Löhnen.“
Nun sind allerdings in den vergangenen Jahren die Löhne in Mangelberufen wie der Altenpflege bereits kräftig gestiegen, wie unsere Grafik zeigt. Dringend gesucht werden diese Fachkräfte noch immer. Woran liegt´s?
Bert Rürup, Präsident des Handelsblatt Research Institute hält die Argumentation von Jäger und Fuest für zu simpel: „Arbeit ist kein homogenes Gut. Damit entfällt eine zentrale ökonomische Modellannahme. Vielmehr ist jeder Erwerbstätige in puncto Qualifikation und Leistungsfähigkeit genau genommen ein Unikat.“
Beispiel: Ein arbeitsloser Volkswirt kann und will in der Regel nicht einfach in einen Klempnerjob wechseln, egal wie knapp Klempner sind. Und ich persönlich möchte auch nicht unter einem Dach mit einer Gastherme wohnen, die ein Ökonom gewartet hat.
Rürups Empfehlungen neben höheren Löhnen und besseren Arbeitsbedingungen: Mehr qualifizierte Zuwanderer gewinnen – und es vor allem Frauen leichter machen, in Vollzeit zu arbeiten: „Nahezu jede zweite erwerbstätige Frau arbeitet heute in Teilzeit – obwohl die Bildungsbeteiligung der Frauen zwischenzeitlich über jener der Männer liegt.“
Auch eine längere Lebensarbeitszeit kann Fachkräftemangel lindern – wenn denn der Körper mitspielt. US-Präsident Joe Biden ist ein „gesunder, kräftiger 80-jähriger Mann der in der Lage ist, die Amtspflichten einer Präsidentschaft erfolgreich auszuführen.“ Dieser Schlüsselsatz entstammt dem Ergebnisbericht des medizinischen Check-ups, dem sich Biden am Donnerstag unterzogen hat.

Dem US-Präsidenten wurde eine gute Gesundheit attestiert.
Biden hatte angekündigt, dass er eine erneute Präsidentschaftskandidatur auch von seinem Gesundheitszustand abhängig machen werde. Dieser mögliche Hinderungsgrund ist nun ausgeräumt.
Zum Beginn einer zweiten Amtszeit wäre Biden 82 Jahre alt, an ihrem Ende 86. Bereits jetzt hält er den Rekord als ältester US-Präsident aller Zeiten. Dessen eingedenk klingt der vom Weißen Haus kommunizierte präsidiale Blutdruck von 128/76 beeindruckend niedrig.
Kaum zurück vom Arzt lüftete Biden bei einer Rede im Weißen Haus das Rätsel um die drei unbekannten Flugobjekte, die in den vergangenen Tagen über den USA abgeschossen wurden. Sie dienten aller Wahrscheinlichkeit nach nicht der Spionage. Biden sagte, nach Erkenntnissen der Geheimdienste habe es sich wahrscheinlich um Ballons von Unternehmen oder Forschungseinrichtungen gehandelt. Die USA hatten zuvor bereits nach eigenen Angaben einen chinesischen Spionage-Ballon vor der Küste von South Carolina abgeschossen.
Fraglich allerdings, ob Bidens Erklärung ausreichen wird, um die Gerüchte über eine unmittelbar bevorstehende Alien-Invasion zu zerstreuen. Deutschland zumindest hätte in diesem Fall gute Chancen, kurzfristig verschont zu bleiben: Wegen des Verdi-Streiks an den deutschen Flughäfen könnten die Außerirdischen heute schonmal nicht landen.






Herzliche Grüße
Ihr Christian Rickens
Textchef Handelsblatt





