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Morning Briefing Geldregen für Google & Co.

28.07.2021 - 06:00 Uhr Kommentieren

Guten Morgen liebe Leserinnen und Leser,

es war die Nacht, in der jeder sofort sah, wie gut sich Quasi-Monopolisten rechnen – für sich selbst, nicht für die Gesellschaft. Vielleicht wird Ihnen in diesen frühen Morgenstunden schwindlig angesichts der Quartalszahlen von drei amerikanischen Tech-Riesen, aber sie sind es wert, registriert zu werden. Alphabet beispielsweise, Mutterkonzern von Google, buchstabiert A wie Angriff, B wie Boom, C wie Cash: 62 Milliarden Dollar Umsatz, ein Plus von 57 Prozent, Gewinn fast verdreifacht. Alles eingesammelt von den Online-Werbekunden dieser Welt.

Apple mit CEO Tim Cook wiederum vermeldet einen Erlösanstieg um mehr als 36 Prozent auf 81,4 Milliarden Dollar. Und Microsoft schließt mit 46 Milliarden nach zuvor 39 Milliarden. Hier strotzen Unternehmen nur so vor Kraft – klare Gewinner der Pandemie. Nimmt man noch Amazon und Facebook dazu, dann machen die „Big Five“ des digitalen Kapitalismus inzwischen mehr als ein Drittel des gesamten Börsenwerts der 500 größten US-Firmen aus.

Quelle: AP
Facebook-Gründer und -Vorstandsvorsitzender Mark Zuckerberg
(Foto: AP)

Wenn Sie „Snow Crash“ von Neal Stephenson gelesen haben, dann wissen Sie, in welcher Welt die Macher der „Big Five“ leben. Der US-Schriftsteller beschreibt Avatare und eine virtuelle Welt, die sowohl zur neuen Realität wird, als auch mit der alten Realität korrespondiert. Ein „Metaversum“. Kein Wunder also, dass Facebook-Schöpfer Mark Zuckerberg sein nächstes „big thing“ kurz „Metaverse“ nennt. Seine Unterlinge arbeiten an einer künstlichen Onlinewelt, in der Nutzer alles machen können: kommunizieren, Medien konsumieren, digitales Geld ausgeben und investieren, arbeiten, Erotik ausleben.

Ein Facebook-Manager preist das Gefühl echter Präsenz, so wie Smart Screens oder Virtual-Reality-Kopfhörer es erzeugen: Die Nutzer fühlen sich nah, obwohl sie weit voneinander entfernt sind. Nun gehe es darum, „Bindeglieder zwischen diesen Räumen zu schaffen“. Jules Verne, der erste Science-Fiction-Literat, fällt einem dazu ein: „Du wolltest doch Algebra, da hast du den Salat.“

In Sachen Corona hat man ein Déjà-vu: Weil es wegen der Delta-Variante mehr Infizierte gibt, ziehen Bundeskanzleramt und Ministerpräsidentenkonferenz ihre Krisenbewältigungssitzung auf den 10. August vor. Man dachte, dieses Format habe sich mangels Erfolgs spätestens seit der „Osterruhe“, die nicht kam, endgültig erledigt – aber das war eine Täuschung. Es beginnt nun wieder die Phase des politisch-instrumentellen Aufrüstens: Testpflicht für Reiserückkehrer (ab 1. August vorgesehen) oder Privilegien für Geimpfte gehören zu aktuellen Forderungen, Urheber sind wie gehabt Jens Spahn und Markus Söder.

Das Nötige sagt Kassenärzteverbandschef Andreas Gassen im Handelsblatt: „Wenn das so weitergeht, rufen in vier Wochen die Ersten nach dem nächsten Lockdown. Als Gradmesser gilt immer noch die Inzidenz, aber davon müssen wir endlich weg. Der Wert allein für sich stehend war und ist wenig aussagekräftig. Er sagt nichts über die Auslastung des Gesundheitswesens aus, da zum Beispiel Geimpfte ein sehr niedriges Risiko haben, schwer zu erkranken.“

„Chempark“ ist eine wunderbar romantisierende Bezeichnung, wenn es um eine Müllverbrennungsanlage geht. Als würde man sich in einem solchen „Park“ gerne auf die Bank setzen und den Gänseblümchen beim Wachsen zusehen. Wie gefährlich eine solche Industriesonderzone in Wirklichkeit ist, zeigte sich gestern in Leverkusen, als es in einer Abfallanlage zur Explosion kam.

Mindestens zwei Menschen starben, fünf werden vermisst, 31 sind verletzt. Ein Tanklager mit Lösungsmitteln brannte stundenlang, Autobahnen wurden gesperrt, Menschen in den nahe gelegenen Stadtteilen gebeten, auf den Verzehr von Obst und Gemüse aus dem eigenen Garten zu verzichten.
Tragisch: Kurz nach dem Hochwasser war der Katstrophenschutz in NRW in kürzester Zeit wieder gefragt.

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Die wahren Treiber von Klimaschutz in der Wirtschaft sind nicht Unternehmen oder Politiker, sondern vielmehr Investoren. Wie renommierte Fondsanbieter künftig stärker als bisher ihr Geld in grüne Technologien stecken, beschreibt unsere Titelgeschichte. So legt P Capital Partners aus Schweden den mit bis zu 1,5 Milliarden Euro größten Fonds für den grünen Umbau Europas auf. Davon sollen vor allem Mittelständler profitieren. Auch Start-ups können mit mehr Geld für Green Tech rechnen, hierfür startet etwa Speedinvest einen 100-Millionen-Euro-Fonds. Übrigens rechnet die Bundesregierung, dass sich das globale Geschäft mit Umwelttechnik bis 2030 auf 9,4 Billionen Euro verdoppeln wird.

Die Hauptversammlung des MDax-Konzerns Grenke am Donnerstag wird zu einer Schlacht um Vertrauensgewinne. Attacken der britischen Finanzfirma Fraser Perring vom September 2020 hatten offenbar mehr Substanz, als es die Beschuldigten zunächst glauben machen wollten. Das Franchisemodell, mit dem Grenke international expandierte, wurde als betrügerisches Konstrukt mit Scheingewinnen und zu hoch ausgewiesenen Geldbeständen dargestellt.

Nun konstatiert die Aufsichtsbehörde Bafin, ganz im Rehabilitierungsmodus nach ihren Wirecard-Wirrungen: Der Konzernabschluss 2019 des Leasingunternehmens war tatsächlich fehlerhaft. Franchisegesellschaften seien nicht einbezogen sowie Leasingforderungen und Firmenwerte zu hoch ausgewiesen worden. Die von Wolfgang Grenke gegründete Firma erklärt, die Themenfelder bilanziell angepasst zu haben. Es bleibt die Erkenntnis, dass diese Börsenfirma ihren Aktionären ein X für ein U vorgemacht hat.

Zu kurzfristiger Bekanntheit und einem viralen Hit bringt es der „Lasch-o-mat“, eine Erfindung der Mainzer Visualtech GmbH des FDP-Mitglieds Michael Ziegler. Man nehme einfach ein beliebiges Stichwort, füttere damit einen Generator und warte ab, was da so aus zufälligen Zitatbausteinen des CDU-Chefs Armin Laschet geliefert wird.

Im Ergebnis wirkt es so, als seien die rhetorischen Standardelemente des Kanzlerkandidaten ubiquitär bestens verwendbar. Viele auf Twitter dokumentierte Beispiele zeugen davon. Ein Muster: „Über Cannabis werden die Wählerinnen und Wähler entscheiden. Hier brauchen wir internationale Anstrengungen. Es wird kein „Weiter-so“ geben, weil eine neue Zeit vor uns liegt.“

Juristen und Richter des „Dritten Reichs“ hatten lange Zeit in der Bundesrepublik wenig zu befürchten. Sie konnten, wie Hans Filbinger, sogar locker Ministerpräsident werden. Bis jetzt waren auch Standardwerke der juristischen Zunft – „Schönfelder“, „Maunz“, „Palandt“, „Blümich“ – nach NS-Rechtsgelehrten benannt. Damit macht der Münchener Verlag C.H. Beck jetzt Schluss.

Ab November heißt der „Palandt“ nach Christian Grüneberg, Richter am Bundesgerichtshof. „Maunz/Dürig“ werden zu „Dürig/Herzog/Scholz“, den „Schönfelder“ gibt nun Mathias Habersack vom Deutschen Juristentag heraus, und der Kommentar von Blümich wird nach den Herausgebern Peter Brandis und Bernd Heuermann benannt. Verleger Hans Dieter Beck: „In Zeiten zunehmenden Antisemitismus ist es mir ein Anliegen, durch unsere Maßnahmen ein Zeichen zu setzen.“ Dieses Zeichen verstehen alle.

Quelle: AP
Der ehemalige Präsidentenflüsterer Steve Bannon.
(Foto: AP)


Und dann ist da noch der ehemalige Präsidentenflüsterer Steve Bannon, zeitweilig „Donald Trumps Rasputin“. Seinen Traum einer rechtskonservativen „Gladiatorenschule“, die wahrscheinlich lauter kleine Bannons ausgespuckt hätte, musste der Amerikaner jetzt einäschern. Die ehemalige Abtei Trisulti südöstlich von Rom steht für solche Ambitionen nicht mehr zur Verfügung. Ein Bannon-Vertreter überreichte die Schlüssel zu dem früheren Kloster einem Vertreter der italienischen Regierung.

So endete jäh der für 19 Jahre geschlossene Pachtvertrag einer Stiftung aus Bannons Ökosystem mit dem Kultusministerium. Zuvor hatte das Oberste Verwaltungsgericht in Rom im März geurteilt, die Stiftung habe sich unter Vorspiegelung falscher Tatsachen den Pachtvertrag erschlichen. Mit Seneca folgern wir: „Zum König oder zum Narren muss man geboren sein.“
Ich wünsche Ihnen einen königlich guten Tag, natürlich mit nur wenig Narren.
Herzliche Grüße
Ihr
Hans-Jürgen Jakobs
Senior Editor

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