Morning Briefing Plus – Die Woche: Das neue Handelsblatt: Der Wochenrückblick des Chefredakteurs
Guten Morgen liebe Leserinnen und Leser,
so wie die Wirtschaft entwickelt sich auch das Handelsblatt stetig weiter. Ab Montag wird unsere Zeitung deshalb anders aussehen: Wir erscheinen mit einem aufgefrischten Layout und einer neuen Struktur. Auf diese Weise wollen wir die ökonomischen Themen, die Unternehmen und Politik am intensivsten bewegen, stärker in den Mittelpunkt stellen und die Printausgabe gleichzeitig noch besser mit unseren Podcasts, Newslettern und Veranstaltungen verzahnen.
Angesichts globaler Unsicherheiten bauen wir unsere internationale Berichterstattung aus, was sich in der neuen Struktur gleich im Einstieg der Zeitung, im Politikteil, ausdrückt. Dort werden künftig die Berichte aus unserem weltweiten Korrespondentennetz prominenter platziert.
Gleichzeitig bauen wir auch unser Netz an Gastautorinnen und -autoren deutlich aus. Jüngste Neuzugänge sind der ehemalige Botschafter und Ex-Vorsitzende der Münchner Sicherheitskonferenz, Wolfgang Ischinger, und die Sicherheitspolitikexpertin Claudia Major von der Stiftung Wissenschaft und Politik.
Jüngste Neuzugänge sind der ehemalige Botschafter und Ex-Vorsitzende der Münchner Sicherheitskonferenz, und die Sicherheitspolitikexpertin Major von der Stiftung Wissenschaft und Politik.
Foto: HandelsblattZudem stellen wir unsere Berichte und Analysen zu technologischen Umbrüchen in eigenen Kolumnen und Rubriken stärker heraus. Denn das Handelsblatt will seine Position als Frühindikator für die wichtigsten ökonomischen und technologischen Entwicklungen noch ausbauen.
Die aktuellen geopolitischen Spannungen gehen nämlich einher mit ungezählten Durch- und Umbrüchen in Unternehmen überall auf der Welt. Denn in der Unsicherheit entsteht auch viel Neues. Und aus der Vergangenheit wissen wir, dass viele der ganz großen Ideen mitten in den ganz großen Krisen entstehen.
Im Handelsblatt werden wir diese großen Veränderungen in der Industrie wie im Mittelstand begleiten und beschreiben und sie in politische, unternehmerische und technologische Kontexte einordnen.
Dabei wollen wir immer auch die Köpfe hinter diesen Veränderungen vorstellen. Deshalb rücken die Porträts über die Menschen der Wirtschaft, über die Unternehmerinnen und Forscher vom Heftausstieg weiter nach vorn in die Ressorts. Denn Wirtschaft wird von Menschen gemacht.
Seit jeher gehören auch die Berichte über Banken, Versicherungen und Immobilienkonzerne zur DNA des Handelsblatts. Die stehen ab sofort vorn im Unternehmensressort. Im Finanzteil wiederum konzentrieren wir uns noch stärker auf das Marktgeschehen, Finanzierungstrends, Innovationen und die Geldpolitik der internationalen Notenbanken. Schließlich dürften die Turbulenzen an den internationalen Finanzmärkten eher zu- als abnehmen. Das Interesse unserer Leserinnen und Leser an diesen Themen, das zeigen die Zahlen, ist so groß wie nie.
Am Ende der Zeitung finden Sie deshalb einen deutlich ausgebauten Teil über die Entwicklungen an den internationalen Finanz- und Rohstoffmärkten. Wir beleuchten dort die Marktbewegungen, analysieren die wichtigsten Charts – und erklären, wie Anlegerinnen und Anleger durch die turbulenten Zeiten navigieren können.
Natürlich werden wir nicht aufhören, uns zu verändern, das gilt auch für unsere digitalen Angebote: Nachdem wir schon 2021 unsere App überarbeitet haben, ist in einem nächsten Schritt unsere Website an der Reihe.
Nun aber erst einmal unsere Printausgabe. Montag ist es so weit. Ich bin gespannt, wie Ihnen unser Umbau gefällt. Schreiben Sie mir Ihre Anregungen, Kritik und auch Lob.
Was uns diese Woche sonst noch beschäftigt hat:
1. Großbritannien wird immer mehr wie Italien – nur mit weniger Sonne. Nach nur 44 Tagen trat Premierministerin Liz Truss zurück. Doch das politische Chaos, das Truss mit ihrer haarsträubenden Wirtschaftspolitik anrichtete, ist nicht nur für das Mutterland der Demokratie eine Tragödie, sondern hält auch für andere demokratische Nationen fünf Lehren bereit, analysiert London-Korrespondent Torsten Riecke.
2. Die Aktien des Energiekonzerns RWE sind am Mittwoch zeitweise deutlich eingebrochen – der Grund dafür war ein Bericht meines Kollegen Klaus Stratmann, der aus dem Wirtschaftsministerium exklusiv erfuhr, dass die Bundesregierung eine 90-prozentige Sondersteuer auf Übergewinne von Energiekonzernen plant, um eine neue Strompreisbremse zu finanzieren. Die Idee dahinter: Jeder Haushalt soll ein Grundkontingent an vergünstigtem Strom erhalten.
3. Es ist ein Konflikt, der sich zum nächsten Koalitionsstreit auswachsen könnte: die geplante Übernahme eines Teils des Hamburger Hafens durch das chinesische Staatsunternehmen Cosco. Das Kanzleramt will es genehmigen, das Wirtschaftsministerium ist dagegen. Warum dabei viel auf dem Spiel steht und EU-Diplomaten erschüttert nach Deutschland blicken, analysieren Handelsblatt-Reporter aus Berlin und Brüssel.
4. Dieses Interview hat vergangene Woche besonders viele Leserinnen und Leser des Handelsblatts bewegt: In deutlichen Worten warnte Gita Gopinath, die Vizechefin des Internationalen Währungsfonds (IWF), dass der nächste Winter noch schwieriger werden könnte als die nun bevorstehenden Wochen. Besonders von den Schocks betroffen sei: Deutschland. Damit spricht sie nur aus, was ohnehin viele ahnen. Aber dann findet sie auch noch lobende Worte und zwar für den finanzpolitischen Kurs von Christian Lindner.
Die IWF-Vizepräsidentin stimmt Deutschland auf einen schwierigen Winter ein.
Foto: © 2022 Bloomberg Finance LP5. Was wurde nicht alles über KI geschrieben: Dass Algorithmen bald Millionen Menschen die Existenz rauben werden, geheime menschliche Gedanken entschlüsseln könnten – und so gefährlich seien wie Atomwaffen. Zu dieser Prognose verstieg sich zuletzt Tech-Pionier Elon Musk. Schaut man allerdings in die Unternehmen, findet man dort eine ganz andere Realität: Denn dort ist KI in vielen Fällen noch gar nicht angekommen – trotz atemberaubender technischer Fortschritte. Stephan Scheuer und Thomas Jahn beschreiben, woran das liegt: Es fehlen Fachkräfte, Daten und Sicherheitskonzepte. Doch die Risiken, die neue Technik einzusetzen, sind kleiner, als die den Trend zu verpassen.
6. In Krisenzeiten werden die Schlagzeilen von schlechten Zahlen und Untergangsszenarien dominiert. Aber gerade in solchen Phasen finde ich auch die Geschichten von Unternehmen spannend, die sich neu erfinden. Der Ventilatoren-Weltmarktführer EBM Pabst ist so ein Fall. Im Handelsblatt-Interview erklärt der neue Chef Klaus Geißdörfer, wie er das Unternehmen komplett neu ausrichtet – obwohl er damit zehn Prozent seines Umsatzes verliert. Und was er nicht mehr macht? „Die Autoindustrie beliefern“. Auch das nennt man „schöpferische Zerstörung“.
7. An den Finanzmärkten vollzieht sich eine dramatische Wende: Anleihemärkte erleben einen historischen Crash, die Aktienmärkte sind so unruhig wie seit Jahren nicht mehr – und dann sind da noch Rezessionsängste und Inflation. Wie Anlegerinnen und Anleger durch diese schwierige Zeit navigieren können, lesen Sie in unserem großen Wochenendreport. Darin schildern Handelsblatt-Finanzexperten, was ein 20-, 40-, und 60-jähriger Musteranleger am besten mit seinem Portfolio macht. Spoiler: Die Krise ist eine gute Zeit für Einsteiger.
Die Lage an den Märkten ist schlecht und viele Anleger haben Sorge vor der Zukunft. Doch es gibt Möglichkeiten sich in der Krise abzusichern.
Foto: Handelsblatt8. Nach Jahren des Wachstums gerät das Geschäft mit Baufinanzierungen ins Wanken. Experten rechnen mit einem Rückgang – bis hin zu einem Stillstand. Das könnte für Banken zu einem Problem werden.
9. Und dann endet dieser Tage noch eine Ära: Mein geschätzter Kollege Hans-Jürgen Jakobs, den Sie alle vom Morning Briefing kennen, verabschiedet sich in den Ruhestand. Gestern hat „JJ“, wie er in der Redaktion genannt wird, seinen letzten Newsletter verfasst. In einem wunderbaren Essay blickt er zum Abschied auf die Entwicklung der Medien im Laufe seiner langen und erfolgreichen Karriere zurück. Darin zu finden sind auch viele Anekdoten wie diese hier: „Nur einmal erschien das „Morning Briefing“ erst um zehn Uhr. Der „Host“ der Morgenlese hatte die wie immer etwas zu lang geratenen Denkarbeiten versehentlich nicht an den großen Verteiler, sondern nur an sich selbst geschickt.“ Alles Gute, lieber JJ, und ich freue mich sehr, dass Du uns als Autor erhalten bleiben wirst!
Wer Hans-Jürgen Jakobs noch einmal live erleben möchte, sollte sich Montagabend freihalten: Auf einer virtuellen Veranstaltung nur für Handelsblatt-Abonnenten diskutiere ich mit ihm über sein neues Buch „Das Monopol im 21. Jahrhundert“ und über die Frage, wie Monopole unseren Wohlstand gefährden.
„Je öfter nach Mitternacht noch irgendwo ein Scoop zu finden war, desto besser wurde es.“
Foto: Getty Images, AP Photo [M]Ihnen allen ein erholsames Wochenende.
Herzliche Grüße
Ihr
Sebastian Matthes
Chefredakteur Handelsblatt
PS: Das Morning Briefing plus können Sie im Rahmen Ihres Handelsblatt-Digitalabonnements kostenfrei erhalten oder hier separat abonnieren.