Morning Briefing: Ein Grieche als Chef der Eurogruppe? Wie sich die Zeiten ändern!

Comeback: Grieche Favorit als Chef der Eurogruppe
Liebe Leserinnen und Leser,
häufig ist es ein Fehler, aktuelle Entwicklungen linear in die Zukunft fortzuschreiben und darauf seine Prognosen zu bauen. Wer zum Beispiel hätte gedacht, dass rund zehn Jahre nach dem Höhepunkt der Euro-Schuldenkrise ausgerechnet ein griechischer Politiker der Favorit für den Posten des Eurogruppen-Chefs sein würde?
Heute wird ein neuer Vorsitzender dieses Finanzminister-Gremiums der Euro-Mitgliedstaaten gewählt. Der griechische Finanzminister Kyriakos Pierrakakis und sein belgischer Kollege Vincent Van Peteghem treten an. Beide sind konservative Finanzpolitiker und gelten in Berlin als gute Kandidaten. Nach Handelsblatt-Informationen hat aber Pierrakakis die besseren Chancen.
Wir erinnern uns: Vor rund zehn Jahren war das überschuldete Griechenland der Paria der Währungsunion. Für die Zukunftsaussichten des Landes im Euro-Raum hatte der damalige deutsche Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) nur zwei Worte übrig:

Zehn Jahre später ist Griechenland nicht nur immer noch Mitglied der Eurozone, sondern hat sich zudem mit einem entschlossenen Reformkurs aus seiner Misere befreit. Wenn das möglich ist, welche Trendbrüche könnten dann erst in den kommenden zehn Jahren denkbar sein?
Träumen ist erlaubt. Allerdings dürfte der zweithäufigste Fehler bei Zukunftsprognosen darin bestehen, sich einen Trendbruch herbeizusehnen, wo einfach keiner in Sicht ist.
Die Personalie des Eurogruppen-Chefs ist übrigens nur die erste Runde auf dem großen Personalkarussell der Währungsunion. In den kommenden Jahren werden zudem die drei Spitzenposten bei der Europäischen Zentralbank neu vergeben. Es gilt auch hier: Alles hängt mit allem zusammen – und kein Kandidat kann sich sicher sein, dass der Trend wirklich in die eigene Richtung läuft.

Fed senkt Zinsen, erhöht Wachstumsprognose
Die Notenbank auf der anderen Seite des Atlantiks, die US Federal Reserve (Fed) hat gestern den Leitzins für die USA zum dritten Mal in Folge um 0,25 Prozentpunkte gesenkt. Die Zinsspanne der sogenannten Fed Funds Rate liegt nun bei 3,5 bis 3,75 Prozent. Die Finanzmärkte hatten die Zinssenkung weitgehend eingepreist. Die wichtigen US-Börsenindizes reagierten mit Zuwächsen.
Die Fed erhöhte auch ihre Prognose für das US-Wachstum. Für 2026 geht die Zentralbank mittlerweile von einem Plus von 2,3 Prozent aus – noch im September hatten die Experten 1,8 Prozent vorhergesagt.
Die US-Inflation dürfte 2026 nachlassen: Trotz der aggressiven Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump erwartet die Notenbank nun einen Wert von 2,4 Prozent statt bislang 2,6 Prozent.

Immobilienfinanzierung wird teurer
Der US-Zinstrend weist nach unten, für deutsche Immobilienkäufer geht es in die entgegengesetzte Richtung. Der Zinssatz für ein Darlehen mit zehnjähriger Zinsbindung liegt derzeit laut FMH-Finanzberatung im Schnitt bei 3,77 Prozent und damit 0,1 Prozentpunkte höher als noch vor einem Monat.
Banken refinanzieren ihre Immobiliendarlehen am Pfandbriefmarkt. Den Pfandbriefen liegen die finanzierten Immobilien als Sicherheit zugrunde, was diese Wertpapiere einerseits ähnlich sicher macht wie Staatsanleihen. Andererseits orientieren sich auch die Pfandbrief-Renditen an denen von Bundesanleihen.
Max Herbst von der FMH-Finanzberatung stellt Immobilienkäufer daher im kommenden Jahr auf steigende Zinsen ein: „Es wird weiter nach oben gehen, auch zu Jahresbeginn.“ Der deutsche Staat brauche derzeit viel Geld. Das werde die Rendite der Bundesanleihen weiter steigen lassen und in der Folge auch die Bauzinsen. Herbst:
Salzgitter plant Arbeitspflicht für Asylbewerber
Die niedersächsische Stadt Salzgitter will eine Arbeitspflicht für Asylbewerber prüfen. Das hat der Stadtrat am Abend mehrheitlich entschieden. Asylbewerber sollen – so der Plan – zu gemeinnütziger Arbeit verpflichtet werden. Die Verwaltung der Großstadt mit rund 100.000 Einwohnern wird dafür nun ein Konzept erarbeiten. Die Regelung soll unter anderem Integration und Spracherwerb der Flüchtlinge fördern sowie einen positiven Beitrag zur Gemeinschaft leisten, wie es in dem Antrag heißt.
Das Asylbewerberleistungsgesetz sieht für solche Arbeiten eine Aufwandsentschädigung von 80 Cent je Stunde vor. Wer die Tätigkeit ohne Begründung ablehnt, erhält demnach weniger staatliche Unterstützung. Einige Kreise in Ostdeutschland haben bereits eine solche Regelung zur Arbeitspflicht.

USA bringen Tanker vor Venezuela auf
Die USA haben im Konflikt mit Venezuela vor der Küste des südamerikanischen Landes einen Tanker unter ihre Kontrolle gebracht. Das bestätigte US-Präsident Donald Trump. Wie bei Trump eigentlich nicht anders zu erwarten, handelt es sich ihm zufolge um den größten Tanker, der jemals beschlagnahmt wurde. Unklar blieb, um was für ein Schiff es sich genau handelt und unter welcher Flagge es fährt.
Seit Wochen verschärft Trump Ton und Vorgehen gegenüber dem südamerikanischen Land. Die USA haben nicht nur zusätzliche Soldaten in der Karibik zusammengezogen und mehrere Kriegsschiffe in die Region verlegt, darunter den weltgrößten Flugzeugträger. Trump genehmigte auch verdeckte Einsätze des Auslandsgeheimdienstes CIA in Venezuela.
Haben die Engländer das Feuer erfunden?
Menschen haben möglicherweise schon vor etwa 400.000 Jahren Feuer gemacht und damit viel früher als bisher angenommen. Wissenschaftler in Großbritannien fanden Indizien, dass bereits damals im Gebiet des heutigen Ostenglands bewusst Feuer entzündet wurde, wie sie in der Fachzeitschrift „Nature“ beschreiben. Bislang stammten die ältesten bestätigten Hinweise auf eine kontrollierte Feuererzeugung aus Neandertaler-Fundstätten im heutigen Nordfrankreich und sind etwa 50.000 Jahre alt.
Die Forscher machten ihre Entdeckung in Barnham, einer Fundstätte in Suffolk, die seit Jahrzehnten untersucht wird. Kontrolliertes Feuer ermöglichte es den Wissenschaftlern zufolge, in kälteren Umgebungen zu überleben, Raubtiere abzuschrecken und Nahrung zu erhitzen.
Mich würde es daher nicht wundern, wenn die Forscher in Ausgrabungsstätte schon bald auf prähistorische Überreste von Shepherd’s Pie, Fish and Chips und Scones stoßen.
Ich wünsche Ihnen einen deftigen Donnerstag.
Mit herzlichen Grüßen,
Ihr






Christian Rickens





