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Grüne Annalena Baerbock trifft Joschka Fischer: Rat vom „Opa aus dem Grunewald“?

Die Grünen-Kanzlerkandidatin tourt durchs Land. Weitere Patzer im Wahlkampf kann sich Baerbock nicht mehr leisten. Unterstützung kommt vom Ex-Außenminister.
16.08.2021 - 04:04 Uhr 3 Kommentare
Die erste Woche der Wahlkampftour hat die Kanzlerkandidatin der Grünen hinter sich. Quelle: dpa
Baerbock in Hannover

Die erste Woche der Wahlkampftour hat die Kanzlerkandidatin der Grünen hinter sich.

(Foto: dpa)

Berlin Die erste Woche ihrer Wahlkampftour hat sie hinter sich – und Grünen-Chefin und Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock dürfte zum Start der heißen Wahlkampfphase ziemlich erleichtert sein. Keine weiteren Patzer, das stärkt, und bei ihren Auftritten in Hildesheim, Duisburg und Bremen findet die 40-Jährige zu früherem Selbstbewusstsein zurück. Die Unsicherheit, die Baerbock in den vergangenen Wochen immer wieder ausgestrahlt hatte, scheint überwunden.

Die Frau, die sich zutraut, Deutschland zu regieren, hat viel einstecken müssen in den vergangenen Monaten: Zweifel an ihren Qualifikationen, zu spät gemeldete Nebeneinkünfte, Ungenauigkeiten im Lebenslauf, abgeschriebene Texte in ihrem mit viel Brimborium vorgestellten Buch „Jetzt. Wie wir unser Land erneuern“. Ausgerechnet Annalena Baerbock, die bis dahin für Präzision, Detailverliebtheit und immerwährenden Arbeitseifer bekannt war, unterliefen diese Schnitzer. 

Die Kritik an ihr ging so weit, dass die Grünen einer Debatte darüber nicht mehr ausweichen konnten, ob nicht Grünen-Co-Chef Robert Habeck der bessere Kanzlerkandidat gewesen wäre.

Doch die Aufstellung soll bleiben, wie sie ist, und da ist jede Hilfe im Wahlkampf willkommen. Etwa die von Grünen-Urgestein Joschka Fischer, Vizekanzler und Bundesaußenminister zwischen 1998 und 2005, der Lob und Tadel an seine Parteikollegen heute nur spärlich verteilt.

„An Helmut Schmidt habe ich immer gehasst, dass er der Überzeugung war, mit seiner Kriegsgeneration sei die Geschichte am Ende angelangt: Wer nicht im Schlamassel gelegen hat, der kann nicht mitreden“, wird Fischer in dem vor knapp einem Jahr im Ch. Links Verlag erschienenen Buch „Avantgarde oder angepasst? Die Grünen – eine Bestandsaufnahme“ zitiert. Da habe er sich vorgenommen, anders zu verfahren, sagte er auf die Frage, was er der jungen Generation mit auf den Weg gebe. „Von daher gibt es keine Ratschläge von Opa aus dem Grunewald.“

Versuch, auf Inhalte zu setzen

Und doch kann ein bisschen Unterstützung nicht schaden: An diesem Montag treffen Baerbock und Fischer zusammen, besuchen die Stadtbrücke in Frankfurt an der Oder, einem nicht nur für die beiden geschichtsträchtigen Ort. Dort kam am 30. April 2004 um Mitternacht der damalige Außenminister Fischer mit seinem polnischen Amtskollegen zusammen und feierte den EU-Beitritt Polens und neun weiterer Länder.

Mitten in der Menschenmenge befand sich damals auch Baerbock. Und so soll es an diesem Montag bei einem anschließenden gemeinsamen Gespräch vor allem um Europa gehen und darum, wie „Europa seine Stimme wiederfindet und sich in der Welt Gehör verschafft“.

Was der Anführer der alten Grünen-Spitzenriege von Baerbock hält, hatte der heute 73-Jährige RTL/ntv im Mai verraten: Sie habe die Fähigkeiten fürs Kanzleramt, so Fischer. Sollte Baerbock Kanzlerin werden, wäre dies ein „zukunftsorientiertes und extrem positives Signal für Veränderung“ und würde zeigen „dass unser Land bereit ist für eine neue Generation“.

Auch den im internen Wettstreit unterlegenen Habeck lobte er: Die Partei sei in der „sehr ungewöhnlichen Situation“ gewesen, „dass wir zwei exzellente Kandidaten hatten“, sagte Fischer, der die Grünen 1998 in die rot-grüne Bundesregierung geführt hatte.

Habeck selbst, der anfangs seine Enttäuschung darüber, dass nicht er Kanzlerkandidat geworden war, kaum verbergen konnte und Baerbock später Fehler attestierte, hat vorläufig seinen Frieden mit der Entscheidung gemacht. „Ich hätte meine eigenen Fehler gemacht“, so Habeck vergangene Woche in der Sendung „maischberger.die Woche“.

Fokus von der Person zu Inhalten

Wahlkampfmanager Frank Stauss, der einst die SPD und Olaf Scholz beraten hat, sieht Baerbock indes als „Bremsklotz“. Ohne sie wären die Grünen besser dran.

Baerbock erklärte am Sonntag im Interview der Woche im Deutschlandfunk, sie habe mit Gegenwind zu ihrer Kandidatur gerechnet. Über ihre Fehler habe sie sich geärgert. „Aber mein Sinn von Politik ist, nicht den Kopf in den Sand zu stecken, sondern sagen, es liegt so vieles auf dem Tisch, was möglich ist.“

Weg von der Fokussierung auf ihre Person, hin zu Inhalten – das ist der Versuch der Kanzlerkandidatin und der Partei, um endlich raus aus der Defensive zu kommen, die die Partei in Wählerumfragen bei 20 Prozent verharren lässt. Dass von mehr als 90 bundesweiten Terminen in der heißen Wahlkampfphase die Mehrheit der Auftritte bei Co-Chef Habeck liegt, dürfte kein Zufall sein. Vor allem Habeck steht dafür, mit den Menschen ins Gespräch kommen und möglicherweise entscheidende Stimmen mobilisieren zu können.

Inhaltlich ruhen vor allem auf dem Kernthema der Grünen, dem Klimaschutz und dem notwendigen Umbau der Wirtschaft in Richtung Klimaneutralität, die Hoffnungen. Und sollte es nicht zur Kanzlerschaft reichen, dann wollen die Grünen wenigstens so beim Wähler punkten, dass bei der Regierungsbildung im Herbst kein Weg an ihnen vorbeiführt, mehr noch: sie entscheidend mitzureden haben.

Aus der Schwäche der Union konnten die Grünen keinen Nutzen ziehen. Und laut einer aktuellen Insa-Umfrage zog jetzt sogar die SPD an den Grünen vorbei. Der Termin mit Altmeister Fischer kommt da gerade recht.

Mehr: SPD überholt Grüne in der Wählergunst – Union weiter im Abwärtssog

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3 Kommentare zu "Grüne: Annalena Baerbock trifft Joschka Fischer: Rat vom „Opa aus dem Grunewald“?"

Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.

  • Trifft sich gut:

    Joschka Fischer war mit seinen "Grünen" für den Einsatz in Afghanistan.

    Haben viele vergessen wollen, oder??

  • Da treffen sich 2 auf demselben intellektuellen Niveau.

  • Über wen schreibt das Handelsblatt hier? "Ausgerechnet Annalena Baerbock, die bis dahin für Präzision, Detailverliebtheit und immerwährenden Arbeitseifer bekannt war, unterliefen diese Schnitzer. "
    Also mir war sie dafür noch nie bekannt. "Kobold", "Speichern im Netz" und schon lange davor war sie nicht sonderlich präzise bei der zweckgebundenen Verwendung ihres Stipendiums.

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