Ariane 6 Streit um Europas Mega-Rakete

Start einer Ariane-5-Rakete vom Weltraumbahnhof Kourou in Französisch-Guayana. Um den Nachfolger des europäischen Schwerlast-Trägers gibt es Streit zwischen Berlin und Paris.
Paris Zu groß, zu teuer, ein technologischer Irrweg: Aus Deutschland wird offen wie nie zuvor gegen das aktuelle Konzept für die neue europäische Trägerrakete Ariane 6 gefeuert. Die Spannungen zwischen der EU und Russland könnten der Berliner Position dabei jetzt nutzen.
Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) plädiert für eine völlige Überarbeitung der bisherigen Pläne, die vor allem von Frankreich unterstützt werden. Am Ende könnte die Entwicklung einer Rakete stehen, die den Kauf von russischen Sojus-Trägern überflüssig macht.
Ohne die Sojus wäre die europäische Raumfahrt derzeit aufgeschmissen. Seit 2011 werden die mittelgroßen Raketen russischer Bauart sogar von Französisch-Guayana aus gestartet. Unter anderem gehörten Satelliten für das europäische Navigationssystem Galileo bereits zur Fracht.
Politisch ist das spätestens seit der Krim-Krise heikel. „Was, wenn Russland aus Protest gegen EU-Sanktionen Verträge nicht erfüllt?“, fragen Kritiker unter Verweis auf die europäische Abhängigkeit von der Sojus-Technik.
Eine mögliche Antwort kommt vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt. Dessen Chef Johann-Dietrich Wörner fordert seit dieser Woche offen, die aktuellen, vor allem von Frankreich vorangetriebenen Pläne für die neue Ariane 6 zu überdenken. Statt die Rakete für Nutzlasten von sechs bis sieben Tonnen auszulegen, könnte sie kleiner konzipiert werden, um eine Alternative zur Sojus mit rund 3,5 Tonnen Nutzlast darzustellen.
„Genau dieser Markt scheint ein spannender zu sein“, sagt Wörner, der das Thema diese Woche in der Zentrale der Europäischen Raumfahrtorganisation (Esa) in Paris diskutierte.
Nach seiner Einschätzung sind die mindestens vier Milliarden Euro Entwicklungskosten für die Ariane 6 aktuell nicht finanzierbar, ohne starke Einschnitte bei anderen Raumfahrtprogrammen zu machen. Am liebsten würde Wörner wie bei der Ariane 5 auch die Unterstufe der neuen Rakete mit einem Flüssigbrennstoff-Triebwerk ausstatten. Eine solche Änderung der Pläne würde zudem die Finanzierungsbereitschaft der Bundesregierung erhöhen, da die deutsche Industrie an dem Bau dieser Antriebe stark beteiligt werden könnte.
Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.