Globale Lieferengpässe Apple dürfte wegen Chipmangel weniger iPhones ausliefern

Der globale Chipmangel wirkt sich offenbar auch auf die Smartphone-Produktion von Apple aus.
San Francisco Keinen Monat ist es her, dass Apple-Chef Tim Cook der Welt das neue iPhone 13 präsentierte. Innerhalb weniger Minuten war das Gerät ausverkauft – und das wird es für die meisten Interessenten wohl auch auf absehbare Zeit bleiben. Apple muss laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg die Produktionsziele für das iPhone im laufenden Jahr deutlich senken. Grund ist die weltweite Chipkrise, die es vielen Unternehmen derzeit fast unmöglich macht, unter Volllast zu produzieren.
So hatte Apple ursprünglich geplant, im letzten Quartal des Jahres insgesamt 90 Millionen neue iPhones herzustellen. Wegen des Chipmangels könnte der Konzern das Ziel nun um zehn Millionen Stück verfehlen.
Laut dem Bericht haben insbesondere die Zulieferer Broadcom und Texas Instruments derzeit Schwierigkeiten, genügend Bauteile zu liefern. Von ihnen bezieht Apple etwa Display-Teile oder Drahtloskomponenten. Auch andere Lieferanten hätten Schwierigkeiten, ihre Zusagen einzuhalten.
Für Apple kommt die Störung zu einem denkbar schlechten Zeitpunkt. Denn in wenigen Wochen beginnt das Weihnachtsgeschäft – entsprechend hoch sind die Gewinnerwartungen für das letzte Quartal. Ursprünglich war ein Umsatz von 120 Milliarden US-Dollar erwartet worden.
An der Börse sorgten die gesenkten Produktionsziele für Ernüchterung. Zeitweise verlor die Aktie am Dienstag rund 1,6 Prozent an Wert und fiel auf 139,27 Dollar je Anteil. Auch die Papiere der Zulieferer Broadcom und Texas Instruments gaben nach. Die Unternehmen kommentierten den Bericht nicht.
Apple: Weitere Produkte gefährdet
Analysten von Morgan Stanley rechnen indes damit, dass der Konzern im Branchenvergleich glimpflich davonkommt. „Wenn Apple die kurzfristige Nachfrage nicht bedienen kann, ist zu erwarten, dass der Engpass die Konkurrenz noch stärker treffen wird“, heißt es in einer Studie.
Ähnlich schätzt Neil Campling, Analyst bei Mirabaud Securities, die Lage ein. „Wenn das der mächtigsten Firma in der Branche passiert, dann wird jeder andere ein größeres Problem haben als Apple“, zitiert Bloomberg den Branchenexperten.
Dabei wird erwartet, dass nicht nur die Produktion des iPhones ins Stocken gerät. Auch andere Produkte wie die ebenfalls kürzlich vorgestellte Apple Watch dürften betroffen sein. Am kommenden Dienstag präsentiert der Konzern zudem einen neuen Laptop, der ebenfalls vor Jahresende in den Verkauf gehen soll.
Schon seit Monaten leiden nicht nur die Elektronikhersteller, sondern nahezu alle Industrien an anhaltenden Lieferproblemen bei Halbleitern. Selbst die deutschen Autohersteller mussten ihre Produktionsziele deutlich senken, weil Chips etwa für wichtige Steuergeräte nicht lieferbar sind.
Apple drosselt iPhone-Produktion wegen Chipmangel
Ein Grund dafür ist, dass die Nachfrage in den vergangenen Monaten deutlich angezogen hat, unter anderem befeuert durch deutlich höhere Absätze bei Elektronikprodukten während der Pandemie. Die Chiphersteller waren darauf nicht vorbereitet und hatten dementsprechend Schwierigkeiten, die gestiegene Nachfrage zu bedienen.
Derzeit haben Chipbestellungen eine Laufzeit von etwa neun Monaten von der Order bis zur Auslieferung. Entsprechend lang dürften auch die Lieferprobleme anhalten, wenn die Abnehmer keine Möglichkeit haben, auf Alternativen auszuweichen.
Wirtschaftsforscher warnen bereits, dass die anhaltenden Störungen in den Lieferketten die wirtschaftliche Erholung nach der Coronakrise massiv gefährden. Dabei sind nicht nur Halbleiter betroffen, sondern auch Logistikkapazitäten und Werkstoffe wie Stahl oder Kunststoff.
Zumindest im Fall der Chips haben Experten wenig Hoffnung, dass sich der Engpass kurzfristig lösen wird. So schreibt etwa Deutsche-Bank-Stratege Jim Reid in einer aktuellen Studie: „Das jüngste Rumpeln bei den Chipproduzenten legt nahe, dass die Probleme anhalten werden.“
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