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Coronavirus Was aus Dienstreisen nach der Krise wird

Airline-Manager fragen sich, ob der Geschäftsreiseverkehr jemals wieder das alte Niveau erreichen wird. Experten bezweifeln das.
13.04.2020 - 08:42 Uhr Kommentieren
Vielflieger im Auftrag von Unternehmen sind wichtig für Airlines. Doch Corona könnte die Nachfrage nachhaltig verändern. Quelle: Imago/Westend61
Geschäftsreisender am Flughafen

Vielflieger im Auftrag von Unternehmen sind wichtig für Airlines. Doch Corona könnte die Nachfrage nachhaltig verändern.

(Foto: Imago/Westend61)

Frankfurt Es sei noch etwas früh für eine abschließende Analyse, betonte Carsten Spohr Mitte März. Doch eine Vermutung hatte der Lufthansa-Chef damals schon. Die Nachfrage von Geschäftsreisenden könnte in der Zeit nach Corona niedriger liegen. „Privatreisende werden für uns wichtiger“, sagte Spohr: „Wir haben uns stark in das Privatreise-Segment bewegt, das erweist sich jetzt als richtig.“ Er könne sich nicht vorstellen, dass es nach einer Krise diesen Ausmaßes nicht zu strukturellen Veränderungen im Markt kommen werde.

Wie häufig werden Geschäftskunden wieder ins Flugzeug steigen, wenn der Coronaspuk wieder vorbei ist? Diese Frage beschäftigt nicht nur den obersten Lufthanseaten. Die meisten großen Netzwerkairlines wie etwa die britisch-spanische IAG oder auch Air France-KLM leben stark von Vielfliegern im Auftrag ihrer Firmen. Diese Kunden sind in der Regel bereit, teurere Tickets zu buchen. Und sie kommen regelmäßig wieder. Ein signifikanter Rückgang in diesem Markt hätte also massive Folgen für die Ertragskraft vieler großer Airlines.

Die Sorge der Manager ist durchaus begründet, wie eine Umfrage des Verbandes Deutsches Reisemanagement (VDR) bei seinen Mitgliedsfirmen zeigt. So sehen knapp 44 Prozent der befragten Unternehmen dauerhafte Probleme durch Einreisebeschränkungen in bestimmten Ländern. Das wiederrum werde den bürokratischen Aufwand solcher Dienstreisen erhöhen. Fast 93 Prozent sagen sogar, dass eine Wiederaufnahme der Reisetätigkeit derzeit nicht absehbar sei.

Gerald Wissel vom Luftfahrtberatungsunternehmen Airborne Consulting ist davon überzeugt, dass die Unternehmen nur sehr langsam die Dienstreisen wieder hochfahren werden. Er verweist vor allem auf die Sorgen der Mitarbeiter, die viele davon abhalten wird, schnell wieder in andere Länder aufzubrechen: „Der Geschäftsreiseverkehr wird erst dann wieder in stärkerem Umfang zurückkehren, wenn es einen Impfstoff gegen das Coronavirus gibt. Und das wird wohl noch Monate dauern.“

Dienstreisen dürfen grundsätzlich nicht verweigert werden

Arbeitgeber dürfen einen Arbeitnehmer grundsätzlich zu einer Dienstreise verpflichten. Der Arbeitnehmer darf sich nicht weigern, diese anzutreten. Rein rechtlich wäre das ein Grund für eine Kündigung. Fraglich ist jedoch, ob Arbeitgeber in diesen Tagen zu solch drastischen Maßnahmen greifen würden. Außerdem gibt es seitens der Bundesregierung zwar kein offizielles Verbot von Geschäftsreisen. Aber es gibt eine weltweite Reisewarnung für nicht notwendige, touristische Reisen. Da die Regierung damit quasi die ganze Welt zum Risikogebiet erklärt hat, dürfte es Unternehmen im Zweifel schwer fallen, eine Kündigung wegen einer verweigerten Dienstreise etwa vor Arbeitsgerichten zu begründen.

Hinzu kommen die erheblichen wirtschaftlichen Folgen, die die Viruskrise auf fast alle Firmen hat. „Weil die Unternehmen in den meisten Branchen finanziell geschwächt in die Normalität zurückkehren werden, werden die Budgets auf den Prüfstand kommen. Das für Reisen gehört dazu“, so Wissel. Das wiederum werde einen Trend beschleunigen, der sich schon seit längerem abzeichne: „Viele Unternehmen werden mit der Erfahrung aus der aktuellen Krise stärker auf Videokonferenzen umstellen.“

Die entscheidende Frage lautet allerdings: In welchem Umfang werden diese Prognosen eintreffen? Das weiß derzeit kaum einer. Lufthansa-Chef Spohr schließt auch einen Nachholeffekte bei Geschäftsreisen nicht grundsätzlich aus. Und tatsächlich gibt es in der Umfrage des VDR durchaus Hinweise darauf, dass viele Unternehmen davon ausgehen, ihre Reisetätigkeit sukzessive wieder hochfahren zu können.

Immerhin 57 Prozent der Befragten gehen davon aus, dass dauerhafte unternehmensinterne Beschränkungen bei Geschäftsreisen eher unwahrscheinlich sind. Ebenso viele sagen, dass die Zahl der Reisen mittelfristig wieder zunehmen werden. Gleichzeitig geht allerdings über 70 Prozent der Unternehmen davon aus, dass man künftig die Notwendigkeit von Firmenreisen grundsätzlich sorgfältiger überprüfen wird.

Noch ist „Gefechtslage“ also recht unklar. Hinzu kommt: Schon vor Corona zeichnete sich im Business-Verkehr ein Trend ab, weniger häufig in das Flugzeug zu steigen. Weil die Bahn ihre Hochgeschwindigkeitsverbindungen ausbaut, ist zumindest im innerdeutschen Verkehr die Bahn zu einer Alternative geworden. Corona könnte diese Entwicklung beschleunigen. Denn die Unternehmen könnten damit noch ein ganz anderes Thema adressieren: den Klimaschutz.

Mehr: Corona und die Folgen für die Vielfliegerprogramme

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