Hotelsuche Trivago schreibt wieder schwarze Zahlen – steht aber weiter vor schwierigen Zeiten

Den Düsseldorfern drohen in Australien Strafzahlungen in Millionenhöhe.
Düsseldorf Für den Hotelsuchmaschinenbetreiber Trivago hat es bereits bessere Zeiten gegeben. Der Umsatz des Düsseldorfer Portals ging 2019 das zweite Jahr in Folge zurück, wie der neue CEO Axel Hefer nun mitteilte. Die Erlöse sanken um acht Prozent auf nunmehr 839 Millionen Euro. „Es sind raue Zeiten“, sagte Hefer.
Immerhin: Erneute Einsparungen in Höhe von 18 Prozent bei den Marketingausgaben führten dazu, dass Trivago mittlerweile wieder schwarze Zahlen schreibt. Die Hotelsuche schrumpft sich profitabel.
Hefer führt Trivago erst seit Kurzem. Er übernahm den Posten von Rolf Schrömgens, der im November überraschend abgetreten war. Zuvor war Hefer als Chief Financial Officer (CFO) für die Finanzen des Suchmaschinenbetreibers zuständig.
„Ich freue mich zu sehen, wie sich Trivago an einen Markt, der sich rapide verändert, anpasst. Ich bin zuversichtlich, dass wir auf dem richtigen Weg sind“, sagte Hefer. Im sechsten Quartal in Folge verzeichnete das Unternehmen Erträge. Unterm Strich stand Ende 2019 ein Nettogewinn von 17,2 Millionen Euro, nach 21,5 Millionen Verlust ein Jahr zuvor.
Ein wichtiger Schlüsselindikator, die Rendite gemessen an den Werbeausgaben, verbesserte sich 2019 leicht. Jeder Werbe-Euro spielte 1,34 Euro Umsatz ein, im Vorjahr waren es noch 1,23 Euro. TV-Spots, zum Beispiel „Hotel? Trivago“, machten die Marke weltweit bekannt.
Ein Hauptgrund für den Umsatzrückgang: Die Hotelbuchungsportale, an denen Trivago verdient, haben derzeit mit mauen Geschäften zu kämpfen. Die beiden Hauptakteure auf Trivagos Werbemarktplatz boten bei den Auktionen weniger als vorher – das sind das US-Reiseportal Expedia, seit 2013 mit rund 60 Prozent Mehrheitseigner von Trivago, und Konkurrent Priceline mit der Seite Booking.
Die Düsseldorfer sind noch immer zu fast 75 Prozent abhängig von beiden Hotelportalen. Trivago hofft nun auf Ausgleich durch weitere Übernachtungsanbieter von Airbnb bis Trip.com.
Verschärfter Wettbewerb
Der Wettbewerb zwischen Hotelvergleichsportalen wird immer härter. Vor allem Google macht Trivago mächtig Konkurrenz. Der Internetkonzern promotet prominent seinen eigenen Hotelvergleich und macht so Trivago Kunden abspenstig. „Google wird wohl weiter versuchen, noch mehr Gewinne der Branche abzuschöpfen“, erwarten die Düsseldorfer, die mit den meisten ihrer rund 1200 Mitarbeiter im Medienhafen sitzen.
Den Status als Einhorn, den Trivago mit dem Börsengang an der Nasdaq Ende 2016 bekommen hatte, haben die Düsseldorfer am Mittwoch wieder verloren. Die Marktkapitalisierung rutschte deutlich unter die magische Milliarden-Dollar-Marke. Die Aktie brach nach Bekanntgabe der Zahlen um zwischenzeitlich 21 Prozent auf 2,30 Dollar ein. Das ist ein neues Rekordtief. Der Ausgabepreis hatte bei rund 11 Dollar gelegen.
Verunsichert hat die Investoren vor allem, dass Trivago überraschend keine Jahresprognose geben wollte. Analyst Doug Anmuth von JPMorgan unterstrich deshalb seinen noch vorsichtigeren Blick auf die Aktie.
Auch 2020 wird ein Jahr der Turbulenzen für Trivago. CEO Hefer will neue Strategien auf seinem Marktplatz und im Marketing testen, das könnte zu einem zweistelligen Umsatzrückgang in Europa führen. Auch der Coronavirus wird die gesamte Reisebranche und damit die Geschäfte von Trivago negativ beeinflussen, erwartet das Unternehmen.
Außerdem drohen den Düsseldorfern in Australien Strafzahlungen in Millionenhöhe. Im Januar verurteilte ein Bundesgericht Trivago wegen Irreführung von Verbrauchern. Geklagt hatte die australische Wettbewerbs- und Verbraucherschutzbehörde ACCC.
Die Suchmaschine zeige – anders als Trivago in Werbeanzeigen und auf der Website selbst behaupte – nicht die günstigsten Hotels an, sondern die, von denen das Unternehmen die höchsten Provisionen bekomme, kritisierte der ACCC-Vorsitzende Rod Sims.
In 66 Prozent der Fälle zeige der Algorithmus von Trivago als Topangebot nicht den günstigsten Hotelpreis, monierte er. Sims hofft, dass an Trivago ein Exempel statuiert wird, um andere Vergleichsportale abzuschrecken, Verbraucher irrezuführen.
Trivago indes kann das Urteil nicht nachvollziehen, wird aber seine Webseite und Werbepraktiken in Australien entsprechend anpassen. Einige Ansichten des Gerichts würden sich „signifikant von denen anderer nationalen Behörden unterscheiden“. Für die drohenden Bußgelder hat Trivago 2019 bereits Rückstellungen gemacht.
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